1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Zweite Front" in der Ostukraine?

25. August 2014

Gepanzerte Fahrzeuge sollen aus Russland auf das Territorium der Ukraine vorgedrungen sein, meldet Kiew. Moskau und die prorussischen Rebellen widersprechen. Derweil will Russland erneut einen Hilfskonvoi schicken.

https://p.dw.com/p/1D0N4
Ukrainischer Soldat bei Mariupol neben einem Schild (Foto: AFP)
Bild: Alexander Khudoteply/AFP/Getty Images

Die Berichte sind widersprüchlich: Mehrere gepanzerte Fahrzeuge aus Russland sollen nach ukrainischen Militärangaben im Südosten über die Grenze eingedrungen sein. Ein Armeesprecher sagte gegenüber der Kiewer Zeitung "Segodnja", damit solle vermutlich eine "zweite Front" gegen die Regierungseinheiten bei der Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer eröffnet werden. Nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte kam es nahe der Stadt Nowoasowsk zu Gefechten mit Regierungstruppen. Grenzschützer hätten die Kolonne kurz vor der Stadt aufgehalten. Unabhängige Bestätigungen dafür gab es nicht.

Rebellenführer Andrej Purgin wies Berichte über Verstärkung aus Russland zurück. Kämpfer der Separatisten versuchten nach Purgins Angaben, bei Nowoasowsk Teile der ukrainischen Nationalgarde einzukreisen. Auch der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte erneut, Moskau habe weder Kämpfer noch Kriegsgerät über die Grenze geschickt.

Weiter heftige Kämpfe

Die Industriestadt Mariupol liegt rund 50 Kilometer von der Grenze zu Russland entfernt. Obwohl die Bevölkerung bei dem so geannten Referendum im Mai für einen Anschluss an Russland gestimmt hat, war die Stadt monatelang unter der Kontrolle der ukrainischen Regierungstruppen. Zurzeit ist sie außerdem Sitz der proukrainischen Regionalregierung, die nach der Machtübernahme der Separatisten aus dem 100 Kilometer entfernten Donezk geflohen war.

Bei Kämpfen zwischen Militär und prorussischen Aufständischen in der Ostukraine wurden innerhalb von 24 Stunden mindestens vier Soldaten getötet. 31 Armeeangehörige seien verletzt worden, teilte der Sicherheitsrat in Kiew mit. Die Separatisten berichteten von weiterhin heftigem Beschuss der Großstadt Donezk. Auch in Luhansk wurde demnach gekämpft.

Russland will neuen Konvoi schicken

Trotz scharfer internationaler Kritik an einem ersten Hilfskonvoi für die Ostukraine will Russland eine zweite Wagenkolonne ins umkämpfte Krisengebiet schicken. Die Lastwagen sollen noch diese Woche auf derselben Route wie beim ersten Mal fahren, sagte Außenminister Lawrow in Moskau. Die Ukraine sei informiert worden. "Die humanitäre Lage verbessert sich nicht, sondern wird schlimmer", sagte er. Die prowestliche Führung in Kiew äußerte sich zunächst nicht. Sie hatte die eigenmächtige Fahrt von mehr als 200 Lastwagen über die Grenze vergangene Woche als "Invasion" verurteilt.

Lawrow rief die Ukraine und das Internationale Rote Kreuz auf, bei der nächsten Hilfsaktion mitzuarbeiten. Die Aufständischen rechnen damit, dass der neue Konvoi die umkämpfte Großstadt Donezk ansteuern wird. "Wir sind zu Begleitschutz bereit", sagte der Separatistenführer Purgin.

Poroschenko "extrem besorgt"

Lawrow betonte, Russland sei bereit, in jedem beliebigen Format zu einer Lösung der Ukraine-Krise beizutragen. Auch Treffen mit Frankreich und Deutschland, der EU und den USA seien möglich, sagte er. Russland sei überdies bereit zu einer Harmonisierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Ukraine und der Eurasischen Zollunion. Die Freihandelszone besteht aus Russland, Weißrussland und Kasachstan.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko zeigte sich "extrem besorgt" über Moskaus Plan, einen weiteren "sogenannten humanitären Konvoi" in die Ukraine zu senden, wie das Präsidialamt in Kiew mitteilte. Poroschenko hatte seine Sorge zuvor auch in einem Telefonat mit dem EU-Ratspräsidenten Herman van Rompuy geäußert.

cr/rb (dpa, rtr, afp)