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Zwei Arten des Abschieds

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)2. Juli 2014

Mit dem WM-Aus der Schweizer endet die Trainerkarriere von Ottmar Hitzfeld auf großer Fußball-Bühne sehr emotional. Jürgen Klinsmann denkt nach dem Scheitern mit dem US-Team bereits an kommende Aufgaben.

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Fußball WM 2014 Brasilien Ottmar Hitzfeld schaut traurig (Foto: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP/Getty Images)
Bild: AFP/Getty Images

Er ging zwar als Verlierer, aber nicht als Geschlagener: Ottmar Hitzfeld sah mit Stolz, wie gut sich seine Schweizer beim 0:1 gegen den großen Favoriten Argentinien verkauften. Das Team schaffte es sogar, das Karriereende Hitzfelds um eine weitere halbe Stunde zu verschieben. Es zwang die Argentinier in die Verlängerung und musste erst in der 118. Spielminute den entscheidenden Gegentreffer hinnehmen. Nach dem Schlusspfiff schritt Hitzfeld, der bereits zuvor angekündigt hatte, nach der WM in den Ruhestand zu gehen, über den Rasen und reichte jedem seiner niedergeschlagenen Spieler die Hand.

"Jeder Moment bleibt in Erinnerung, solche Emotionen erlebt man nur im Fußball. Aber heute war ein gewaltiger Moment. So kann man sich erhobenen Hauptes von der Fußball-Bühne verabschieden", sagte der 65-Jährige, für den es ein sehr emotionaler Tag war: Am Morgen seines letzten Spiels als Trainer hatte Hitzfeld vom Tod seines älteren Bruders Winfried erfahren.

Außergewöhnliche Karriere

Mit dem Karriereende als Schweizer Nationalcoach schließt sich für Hitzfeld ein Kreis: In der Schweiz hatte er in seiner aktiven Zeit als Stürmer die meiste Zeit gespielt und Erfolge gefeiert. Auch seine Trainerkarriere begann in der Alpenrepublik. Nachdem er mit Grasshopper Zürich zwischen 1988 und 1991 fünf nationale Titel gesammelt hatte, engagierte ihn Borussia Dortmund. Mit dem BVB wurde er zweimal Deutscher Meister (1995, 1996) und gewann 1997 die Champions League und den Weltpokal. Später kamen bei Bayern München fünf Meistertitel (1999, 2000, 2001, 2003, 2008) hinzu und 2001 ein weiterer Champions-League-Sieg.

Fußball WM 2014: Ottmar Hitzfeld gibt vor der Verlängerung gegen Argentinien Anweisungen im Spielerkreis (Foto: ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP/Getty Images)
Die Nähe zu seinen Spielern war immer eines der Erfolgsgeheimnisse von Ottmar HitzfeldBild: AFP/Getty Images

Neben Jupp Heynckes, Jose Mourinho, Carlo Ancelotti und Ernst Happel ist Hitzfeld einer von fünf Trainern, die die Champions League oder den Europapokal der Landesmeister mit zwei verschiedenen Clubs gewinnen konnten. "Ich bin stolz auf meine Laufbahn. Ich habe die Ehre gehabt, mit vielen tollen Mannschaften arbeiten zu dürfen", sagte er nach dem Argentinien-Spiel.

Klinsmanns Team löst Soccer-Boom aus

Ebenfalls eine tolle Mannschaft betreute Jürgen Klinsmann beim Turnier in Brasilien. Das US-Team bot im Achtelfinale gegen Belgien sein bestes WM-Spiel und darf trotz der knappen 1:2-Niederlage nach Verlängerung stolz nach Hause reisen. "Es war ein Krimi, ein Thriller, der unglaublich viel Kraft gekostet hat", kommentierte Klinsmann nach dem Spiel und zog bereits wenige Minuten nach dem Knockout eine positive Bilanz: "Meine Jungs haben alles gegeben. Und sie haben ihr Land stolz gemacht."

In der Tat schafften es Klinsmann und seine Spieler, bei den gegenüber Fußball eher kritisch bis gleichgültig eingestellten US-Amerikanern einen wahren Soccer-Boom auszulösen. In den Stadien in Brasilien waren zahlreiche US-Fans zu sehen, in einigen großen Städten in den USA gab es Fan-Feste auf öffentlichen Plätzen, bei denen sich tausende Fans die Spiele auf der Großbildleinwand anschauten. Und sogar US-Präsident Barack Obama, eigentlich ein eingefleischter Basketball-Fan, äußerte sich zum Fußball und ließ sich dabei fotografieren, wie er während des Fluges mit der Präsidenten-Maschine ein WM-Spiel der US-Boys verfolgte.

Jürgen Klinsmann klatscht nach dem WM-Aus gegen Belgien dem Publikum zu (Foto: Jamie McDonald/Getty Images)
Good bye, see you again! - Jürgen Klinsmanns Team wird in Zukunft zu beachten seinBild: Getty Images

Trotz dieses Zuspruchs von "ganz oben" endete die WM-Reise für Klinsmann nach großem Kampf schon in der ersten K.o.-Runde. Doch die USA haben gezeigt, welches Potential in ihnen steckt und dass auch bei künftigen Turnieren mit ihnen zu rechnen sein wird. Klinsmann trainiert einen "schlafenden Riesen", der dabei ist, vom ehemaligen DFB-Teamchef wachgeküsst zu werden. Entsprechend optimistisch fiel Klinsmanns Blick in die Zukunft aus: "Diese Erfahrung wird den Spielern enorm weiterhelfen. Außerdem kommen junge, aufregende Spieler nach", sagte Klinsmann lächelnd zum Abschied aus Brasilien und dachte dabei schon an die nächste WM 2018 in Russland.