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Kriminalität

Zwölf Jahre Haft wegen Kindesmissbrauchs

6. Oktober 2020

Das Kölner Landgericht hat den zentralen Beschuldigten im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Danach muss der 43-Jährige, der seine Tochter missbrauchte, in Sicherungsverwahrung.

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Deutschland Köln Prozess im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach
Die Taten von Jörg L. führten die Ermittler zu einem Netzwerk Gleichgesinnter (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Das Landgericht Köln sprach den angeklagten Jörg L. schuldig, immer wieder seine 2017 geborene Tochter missbraucht zu haben. Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung des gelernten Kochs und Hotelfachmanns in der Sicherungsverwahrung an.

Die Anklage gegen den 43-Jährigen fußte maßgeblich auf Bildern und Videos, die er von seinen Taten gemacht hatte. Gezielt habe er dafür Zeiten ausgenutzt, in denen seine Ehefrau nicht zu Hause gewesen sei, erklärte die Staatsanwaltschaft.

Netzwerk von Gleichgesinnten

Den Großteil der Taten habe er mit seinem Smartphone dokumentiert und Aufnahmen an gleichgesinnte Chat-Partner weitergeleitet. Seine Taten führten die Ermittler zu einem weit verzweigten Netzwerk von Pädokriminellen, die Kinder missbrauchten beziehungsweise untereinander kinderpornografisches Material tauschten. Der Fall hat längst bundesweite Ausmaße angenommen.

Lebenslanges Trauma

Teile des Prozesses waren unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt worden, darunter auch die Aussage des Angeklagten. Den Antrag dazu hatte die Nebenklage-Anwältin gestellt, welche die Tochter vertritt. Sie wollte das Mädchen schützen. Allein die mehr als einstündige Verlesung der Anklage mit insgesamt 79 Taten war für nicht wenige Beobachter im Saal nur schwer zu ertragen gewesen.

Parallelwelt im Internet

Der Deutsche aus Bergisch Gladbach gilt als wichtige Figur im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach. Ermittler waren bei Durchsuchungen bei ihm nicht nur auf riesige Mengen kinderpornografischen Materials gestoßen, sondern auch auf viele Kontakte zu anderen Männern, die in einer Parallelwelt im Netz Videos und Abbildungen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs austauschten.

Nach und nach kamen sie so immer mehr Verdächtigen auf die Spur. Im Prozess bestritt der 43-Jährige einem Antrag seines Verteidigers zufolge allerdings, schon im Sommer 2017 mit dem Missbrauch seiner Tochter begonnen zu haben, die erst im April desselben Jahres zur Welt gekommen war. Erste Missbrauchshandlungen habe es von Sommer 2018 an gegeben. Jörg L. sitzt seit Oktober 2019 in Untersuchungshaft.

uh/sti (dpa, afp)