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Euro-Geburtstag

Reinhard Kleber 2. Mai 2008

Der Euro feiert Geburtstag. Seit dem Grundsatzbeschluss des EU-Gipfels vor zehn Jahren läuft die Gemeinschaftswährung in der Erfolgsspur. Doch viele Deutsche trauern der alten D-Mark noch immer nach.

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Bankmitarbeiter und Politiker schlagen einen großen Euro-Gong vor der Börse in Frankfurt 2001, kurz vor dem Ausgabe der Euro-Münzen (Quelle: ap)
Die Hoffnungen bei der Euro-Einführung haben sich erfüllt (Archiv, Quelle: AP)Bild: AP

Zwölf Stunden dauerte das Gefeilsche, ehe in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1998 bei einem EU-Gipfel in Brüssel der Durchbruch geschafft war. Damals unterzeichneten die Staats- und Regierungschefs von elf EU-Staaten den Grundsatzsbeschluss zur Einführung der gemeinsamen Währung. Fast wäre die "dramatisch Sitzung“ noch geplatzt, wie sich der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel erinnert. Denn Frankreich hatte ein Veto gegen den deutschen Personalvorschlag für das Präsidium der Europäischen Zentralbank, den niederländischen Kandidaten Wim Duisenberg, eingelegt. Doch am Ende wurde doch noch eine Lösung für den Streit gefunden. Damit war der Weg für die Einführung des Euro am 1. Januar 1999 frei. Waigel war schon damals überzeugt: "Der Euro wird ein Erfolg.“

Zweitwichtigste Weltwährung

Euro-Muenzen liegen im Februar 2008 auf Dollar-Noten. Anlass sind Rekordhöhen für Euro, Rohöl und Gold, der Dollar fällt weiter. (Quelle: AP)
Steil nach oben: Euro knackt die Schwelle von 1,60 DollarBild: AP

Zehn Jahre danach zeigt sich, der CSU-Politiker behielt recht. Heute ist der Euro die zweitwichtigste Weltwährung nach dem US-Dollar. Böse Zungen, die den Euro anfangs als Fehlgeburt bezeichneten, sind längst verstummt. Nur sechs Jahre nachdem das Euro-Bargeld eingeführt wurde, ist die Gemeinschaftswährung im Wert enorm gestiegen - mittlerweile ist sie fast 1,60 US-Dollar wert. Ein Höhenflug, der inzwischen manchen europäischen Exporteuren Sorgen bereitet.Mittlerweile zahlen die Bürger in 15 Staaten mit dem Euro.

Vorteile beim Ölpreis

Euro-Münzen aus Schokolade in einem belgischen Geschäft (Archiv)
Schokoladen-Euros aus Belgien: Ein beliebtes MitbringselBild: AP

Dank des Euro können viele Europäer heute bequem durch den Kontinent reisen. Vorteile bringt der Gemeinschafts-Euro den 318 Millionen Bürgern in den Euro-Ländern auch beim Ölpreis. Denn ohne den Euro hätte der massive Ölpreisanstieg weitaus härter auf Europa durchgeschlagen, sagt der luxemburgische Regierungschef Jean-Claude Juncker, der auch den Vorsitz der Euro-Gruppe führt. So habe sich der Ölpreis in Dollar seit Oktober 2000 von 30 Dollar auf 120 Dollar je Fass vervierfacht, in Euro aber nur verdoppelt. Insgesamt habe der Euro alle Erwartungen erfüllt und Währungskrisen in Europa verhindert, sagte Juncker zum Jubiläumstag.

Als "Teuro" verschrien

Die Erfolgsbilanz kann die Euro-Gegner nicht besänftigen, die die Währung weiter als "Teuro“ verachten. Eine starke Nostalgikerfraktion gibt es auch in Deutschland, wie eine Umfrage des Bundesverbandes deutscher Bank ergibt. Demnach wünscht sich jeder dritte Deutsche die D-Mark zurück. Für diesen Wunsch gebe es vor allem psychologische Gründe, sagte der Geschäftsführende Verbandsvorstand Manfred Weber der "Berliner Zeitung“ (2.5.2008). "Für viele Menschen steht die D-Mark sinnbildlich für den wirtschaftlichen Aufschwung der Nachkriegszeit und die stabile Währung schlechthin."

Nostalgiker schwärmen für D-Mark

Deutsche Mark-Scheine mit Münzen
Noch immer heiß geliebt: D-Mark-Scheine und -MünzenBild: Illuscope

Als Hauptgrund für die Ablehnung des Euro nennt Weber, dass der Euro noch vielfach als "Teuro“ wahrgenommen werde. 53 Prozent der Befragten machen laut Umfrage die Gemeinschaftswährung direkt und hauptsächlich für die Preissteigerungen der letzten Jahre verantwortlich. Ein Großteil der Preiszuwächse gehe aber nicht auf den Euro zurück, sondern sei durch die Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln bedingt, betont Weber.

Auch wenn seit mehr als sechs Jahren Euro-Münzen kursieren, rechnet nach Erfahrungen von Psychologen noch jeder zweite Deutsche die Preise in Deutsche Mark um. Vor allem Ältere rechneten oft noch um, die Häufigkeit steige mit dem Alter. "Das gilt für alle, die 30 Jahre und älter sind“, sagt der Wirtschaftspsychologe Henning Haase von der Frankfurter Universität.“ Bei den 50- bis 60-Jährigen ist es ein normaler Reflex, Preise mit zwei zu multiplizieren.“ Das Problem wird sich aber mit der Zeit von selbst erledigen, sagt Haase vorher. "Die nach 1990 Geborenen, die die D-Mark nicht mehr kennengelernt haben, werden nicht mehr umrechnen.“

Bald im Euro-Club: Slowakei

Euro-Skepsis hin oder her: Der Kreis der Euro-Länder wird sich 2009 noch einmal erweitern. Im Januar stößt die Slowakei als 16. Land zum Euro-Club. Die Slowakei ist nach Slowenien das zweite Land Mittel- und Osteuropas, das nach dem Beitritt zur EU zum Jahresbeginn 2004 die Gemeinschaftswährung übernimmt. Weitere Kandidaten sind für die nächsten Jahre nicht in Sicht.