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Zahl der Masernfälle rasant angestiegen

29. April 2022

Während der Coronapandemie gerieten andere Krankheiten in den Hintergrund, Impfkampagnen fielen aus. So stiegen die Infektionsraten bei den Masern rasant. Was die Kinderkrankheit so gefährlich macht.

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Kind leidet unter Masern
Durch die Coronapandemie sind Impfkampagnen gegen Masern ausgefallenBild: Alejandro Ernesto/dpa/picture alliance

Die Masern sind wieder auf dem Vormarsch: Weltweit stieg die Zahl der gemeldeten Infektionen zu Jahresbeginn um 79 Prozent, teilten die UN-Kinderschutzorganisation Unicef und die Weltgesundheitsorganisation WHO mit. Eine Ursache seien durch die Corona-Pandemie unterbrochene Impfkampagnen. Fehlende Impfungen bedrohten das Leben von Millionen von Kindern, warnten die UN-Organisationen.

In den ersten zwei Monaten des Jahres wurden demnach weltweit mehr als 17.300 Masernfälle registriert, deutlich mehr als die 9600 Fälle in den gleichen Monaten des Vorjahres. Binnen zwölf Monaten gab es bis April weltweit 21 große Masern-Ausbrüche, die meisten davon in Afrika und dem östlichen Mittelmeerraum.

Krisen als Ursache

Als ansteckendste der durch Impfungen vermeidbare Infektionskrankheit fungierten die Masern als ein Alarmsignal, sagte Unicef-Experte Christopher Gregory der Nachrichtenagentur AFP. Masernausbrüche deuteten auf Schwächen bei Immunisierungskampagnen hin. Zu befürchten sei beispielsweise auch ein baldiger Anstieg von Gelbfieber-Infektionen. Aus Westafrika würden bereits zunehmend Fälle gemeldet.

Besonders stark von Masern betroffen waren in den vergangenen zwölf Monaten Somalia, der Jemen, Afghanistan, Nigeria und Äthiopien. Die Experten befürchten im Zuge des russischen Angriffkrieges auch eine Zunahme der Fälle in der Ukraine. Das Land verzeichnete bereits in den Jahren von 2017 bis 2019 die höchsten Masern-Infektionsraten in Europa.

Infografik: Masernfälle weltweit

Den UN-Organisationen zufolge verpassten zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 mehr als 23 Millionen Kinder die routinemäßigen Masern-Impfungen. In 43 Ländern wurden die wegen der Pandemie verschobenen Impfkampagnen demnach bis heute noch nicht vollständig nachgeholt. Betroffen seien 203 Millionen Menschen, die meisten davon Kinder.

Die Folgen dieser unterbrochenen Impfkampagnen würden noch jahrzehntelang zu spüren sein, warnte WHO-Generalsekretär Tedro Adhanom Ghebreyesus. Es sei an der Zeit, die Grundimmunisierung gegen Infektionskrankheiten wieder zum Laufen zu bringen.

Wie verbreiten sich Masern-Erreger?  

Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe oder Ebola. Erste äußere Anzeichen für eine mögliche Masern-Infektion sind rote, juckende Flecken. Sie sind zunächst vor allem hinter den Ohren sichtbar. Drei Tage vor Auftauchen der Flecken ist die Menge an Viren am größten. Der Erkrankte ist bereits ansteckend, meist ohne es zu wissen. Eine sichere Diagnose erfolgt über den Nachweis von Antikörpern im Blut. 

Masern-Erreger werden aerogen übertragen. Infizierte geben die Viren also direkt über die Luft in Form von feinsten Tröpfchen aus Speichel oder Schleim weiter. Diese entstehen beispielsweise beim Husten oder Niesen, werden aber auch schon beim Sprechen freigesetzt. Masern sind hochansteckend. Im Schnitt infiziert jeder Betroffene 15 weitere Menschen. Der Mensch ist der einzige natürliche Wirt des Masernvirus.

Typische Komplikationen sind Mittelohr- und Lungenentzündungen. Eine der schlimmsten Erkrankungen, die das Masern-Virus auslösen kann, ist die Hirnhautentzündung. Sie kann zu schweren Gehirnschäden und geistigen Behinderungen führen, schlimmstenfalls sogar tödlich verlaufen. 

Impfung ist der beste Schutz 

Die zweifache Masernimpfung verhindert bei etwa 98 bis 99 Prozent der Geimpften den Ausbruch einer Erkrankung und führt bei ihnen in der Regel zu einem lebenslangen Schutz.

Geimpft wird in zwei Teilimpfungen mit abgeschwächten Masernviren, einem Lebendimpfstoff. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts (RKI) empfiehlt die Masernimpfung in Kombination mit Mumps und Röteln. Die Impfung sollte nach dem zwölften Lebensmonat erfolgen. So können Eltern sicherstellen, dass ihr Kind vor dem gefährlichen Virus geschützt ist. 

hf, gh/af (WHO, dpa, AFP)