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Botschaftertreffen

Peter Philipp25. Juli 2007

30 Jahre haben die USA und der Iran nicht miteinander gesprochen. Doch die Lage im Irak lässt ihnen keine Wahl mehr. Obwohl verfeindet, haben die beiden Länder im Irak gemeinsame Ziele, meint Peter Philipp.

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Nur Ergebnisse zählten und nicht gute Vorsätze, meinte der amerikanische Botschafter in Bagdad, Ryan Crocker, nach seinem zweiten Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen in der irakischen Hauptstadt. Was man in Stunden diskutiert habe, hätte man allerdings auch in wenigen Minuten abhandeln können. Und seit dem ersten Treffen am 28. Mai habe die Lage sich eher verschlechtert als verbessert.

Nicht gerade eine ermutigende Bilanz des iranisch-amerikanischen Treffens. Aber auch nicht aller Tage Abend: Nach fast dreißig Jahren totaler Sendestille zwischen Teheran und Washington kann es nicht verwundern, dass der Neubeginn schwerfällig ist. Zumal sein Ziel ja auch nicht ist, die kurz nach der Islamischen Revolution abgebrochenen Beziehungen wieder aufzunehmen oder einen Kompromiss im Atomstreit zu finden. Einziges - dafür aber umso explosiveres - Thema der Gespräche ist die Lage im Irak.

Ein Thema, bei dem beide Seiten trotz ungeminderter gegenseitiger Abneigung längst eingesehen haben, dass sie im Grunde ähnliche Interessen haben und am besten zusammen arbeiten sollten. Wenn sie doch nur über ihren eigenen Schatten springen könnten. So kann dem Iran nur daran gelegen sein, dass die Lage im Irak sich möglichst rasch beruhigt und dass das Zweistromland ein demokratischer und friedlicher Nachbar wird, von dem keine Gefahr mehr für den Iran ausgeht. Washingtons Ziel ist nicht viel anders, wenn auch fraglich bleibt, ob der eingeschlagene Weg zu diesem Ziel führen wird.

Verbündete im Irak


Das militärische Vorgehen der USA hat dem Iran im Grunde genützt – im Irak wie schon zuvor in Afghanistan. In beiden Ländern wurden radikale Regime entmachtet, mit denen Teheran überquer lag. Aus den Feinden der Feinde aber sind keine Verbündeten, erst recht keine Freunde geworden. Stillschweigende Übereinstimmung zwischen Teheran und Washington war das Maximum des Möglichen. Und auch die ist längst verstoben, seitdem die USA den Druck im Atomstreit erhöhen. Der für Iran negative Aspekt der beiden Kriege ist Teheran dadurch besonders eindrücklich geworden: Die USA sind nicht mehr ein "großer Satan“ jenseits des Atlantik, sondern sie sind zum Feind vor der Haustür geworden, der immer öfter mit dem Säbel rasselt und droht, er könne vom Irak und auch aus Afghanistan jetzt viel leichter im Iran eingreifen, um das verhasste Mullah-Regime zu stürzen oder doch wenigstens iranische Atomanlagen zu zerstören.

Was Teheran beunruhigen muss, ist gleichzeitig aber auch eine Trumpfkarte für die Iraner: Die USA sind in den Nachbarländern derart in Schwierigkeiten, dass sie sich eine Ausweitung des Krieges auf den Iran kaum leisten können. Aus faktischen Gründen vor Ort wie auch aus innenpolitischen Gründen daheim. Und besonders der andauernde Krieg im Irak hat Teheran ein patentes Druckmittel auf Washington in die Hand gegeben, das die Furcht Washingtons vor iranischen Langstreckenraketen ad absurdum zu führen scheint: Teheran kann seine Verbündeten im Irak gegen die USA mobilisieren und den Amerikanern das Leben im Irak noch unerträglicher machen als dies ohnehin schon ist.

Die USA behaupten, der Iran wende diese Taktik bereits an, Teheran aber bestreitet dies. Immerhin aber will man einen gemeinsamen Sicherheits-Ausschuss für den Irak bilden. Ganz umsonst war das Treffen in Bagdad also offenbar doch nicht.