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Yuan auf Fünf-Jahres-Tief

15. Juni 2016

Der Abwärtstrend der chinesischen Währung geht weiter. Jetzt wirkt auch noch die Brexit-Frage im fernen Britannien als Beschleuniger. Sorgen um die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft.

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IMF Scheine chinesisches Yuan
Bild: picture alliance/dpa

Am Mittwoch wurde der Yuan im Vergleich zum Dollar zwischenzeitlich mit 6,6047 gehandelt. Das war zuletzt im Januar 2011 so. Danach zog der Yuan an. Aber seit vergangenem Sommer hat die chinesische Währung mehr als fünf Prozent zum Dollar verloren. Den Folgen eines Brexit könne sich auch die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft nicht entziehen, sagte ein Börsianer in Schanghai der Nachrichtenagentur Reuters. Er rechne daher mit weiteren Kursverlusten des Yuan.

Chinesische Zentralbank Hauptsitz Peking 2014
Peking: Die Zentrale der ZentralbankBild: Reuters/Jason Lee

Dabei versucht die Chinesische Zentralbank seit Monaten, sich dem Abwärtstrend entgegen zu stemmen und setzt dafür gewaltige Devisenreserven ein. Die Zentralbank hatte mehrfach beteuert, sie wolle keine Abwertung herbeiführen.

Spekulanten mischen mit

Spekulanten scheinen aber zunehmend darauf zu setzen, dass den chinesischen Währungshütern gar nichts anderes übrigbleiben wird. Zur Begründung wird der schwächere Gang der chinesischen Wirtschaft herangeführt. Der US-Hedgefonds Kyle Bass etwa prognostizierte Anfang des Jahres, dass Chinas Währung in den kommenden drei Jahren um 40 Prozent einbrechen werde.

Auch der amerikanische Großinvestor Georg Soros bläst ins gleiche Horn. Er nannte eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft "unausweichlich". Das Kalkül der Spekulanten: Weil Chinas Wirtschaft so langsam wächst wie seit 25 Jahren nicht mehr und der Außenhandel zunehmend schwächelt, bleibt Peking mittelfristig keine andere Wahl, als den Yuan stark abzuwerten, um gegenüber anderen Ländern wettbewerbsfähig zu bleiben.

"Die Wirtschaftsdaten haben sich in den vergangenen Monaten nicht wirklich gebessert”, urteilt der Pekinger Ökonom Hu Xingdou, deshalb nehme die Skepsis gegenüber dem Yuan nun wieder zu.

Washington IWF Logo Symbolbild
IWF: Warnungen aus WashingtonBild: Getty Images/AFP/M. Ngan

IWF sieht "ernste Probleme"

Am Dienstag hatte sich der Internationale Währungsfons betont besorgt zur Lage in China geäußert. Das Land steuere auf "ernste Probleme" zu, wenn es die hohe Verschuldung seiner Staatsfirmen nicht in den Griff bekomme, sagte der stellvertretende IWF-Chef David Lipton in Peking. Die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft müsse die schwächsten Firmen umstrukturieren und "zum Teil schließen", um deren Schulden unter Kontrolle zu bringen, sagte der Lipton.

Mit einem Wert von 225 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind Chinas Gesamtschulden laut Lipton zwar im internationalen Vergleich nicht ungewöhnlich hoch. Allerdings seien allein die Unternehmen mittlerweile mit einem Wert von 145 Prozent der Wirtschaftleistung des Landes verschuldet, und davon entfalle mehr als die Hälfte auf ineffiziente Staatsunternehmen.

Das Nein vom MSCI

Die erneuten Kursverluste des Yuan am Mittwoch erklärten Händler auch mit der Entscheidung des US-amerikanischen Finanzdienstleisters MSCI, chinesische Aktien erneut nicht in einen globalen Index für aufstrebende Wirtschaften aufzunehmen. Der Index wird am Markt stark beachtet. Darin werden Papiere im Wert von 1,5 Billionen Dollar gelistet. Experten schätzen, dass im Falle einer Aufnahme binnen eines Jahrzehnts etwa 400 Milliarden Dollar an Investorengeldern nach China fließen könnten. Ausländische Investoren orientieren sich bei ihren Entscheidungen häufig an MSCI -Indizes.

ar/zdh (rtr, dpa)