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WTO: Welthandel unter Druck

12. April 2022

Die Lieferketten waren wegen der Pandemie ohnehin gestört, jetzt kommen noch die Folgen des Ukraine-Kriegs hinzu. Das schadet dem Welthandel, so die WTO.

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China | Containerhafen in Nanjing
Containerhafen im chinesischen Nanjing im Januar 2022Bild: Dongxu Fang/Costfoto/picture alliance

Der Welthandel wird sich wegen des Kriegs in der Ukraine deutlich abschwächen. Das geht aus Prognosen der Welthandelsorganisation hervor, die die WTO am Dienstag in Genf veröffentlichte.

Demnach dürfte er dieses Jahr nur noch um 3,0 Prozent zulegen. Bislang hatte die WTO mit 4,7 Prozent gerechnet. Für nächstes Jahr wird dann ein Plus von 3,4 Prozent erwartet.

"Aber diese Vorhersagen sind weniger sicher als sonst", heißt es im WTO-Bericht. Für Nordamerika werden überdurchschnittliche Zuwächse prognostiziert, für Europa unterdurchschnittliche.

Lieferketten, Energiepreise und Lockdowns

Neben dem russischen Angriff auf die Ukraine, der die ohnehin schon hohen Energiepreise weiter angeheizt hat und auch Lebensmittel verteuert, gibt es laut WTO zahlreiche weitere Probleme für Exporteure.

Dazu zählen die Lockdowns in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Viele Lieferketten sind nach wie vor gestört. Und die wirtschaftlichen Auswirkungen des Kriegs würden vor allem auch Entwicklungsländer stark zu spüren bekommen.

Für die Weltwirtschaft sagt die WTO nur noch ein Wachstum von 2,8 Prozent voraus, statt der bisher erwarteten 4,1 Prozent. 2023 dürften es dann 3,2 Prozent sein. Zum Vergleich: Der Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 lag bei 3,0 Prozent.

Umfrage unter 2500 Firmen

Die aktuelle Umfrage des Kreditversicherers Allianz Trade (früher Euler Hermes) unter Exporteuren zeigt die Wirkung der von der WTO skizzierten Probleme im Welthandel. Nach Ansicht der mehr als 2500 befragten Unternehmen in sechs Ländern kommt es wegen des Ukraine-Kriegs zu einer deutlichen Verschärfung bestehender Probleme wie Lieferengpässe und steigende Energiekosten.

Allianz Trade befragte die Firmen vor und nach Beginn des Krieges, wie sie die Export-Aussichten für dieses Jahr einschätzen.

Demnach rechnen viele Firmen in diesem Jahr weiterhin mit einem Umsatzanstieg, doch die Zahl der Optimisten ist nach dem russischen Angriff auf die Ukraine gesunken.

"Die russische Invasion in der Ukraine und der erneute Ausbruch von COVID-19 in China treffen den Welthandel doppelt hart mit geringeren Mengen und höheren Preisen", erläuterte Ana Boata, Volkswirtin bei Allianz Trade.

Durch Umwege wegen des Krieges und Hafenschließungen gebe es lange Transportzeiten. "Somit bleiben dem Welthandel Verspätungen und hohe Frachtraten länger erhalten als ursprünglich erwartet - auch aufgrund der hohen Energiepreise", so Boata.

Sorgen der Exporteure

Die hohen Energiepreise sehen etwa 80 Prozent der befragten Unternehmen als Herausforderung für ihre Exporttätigkeit. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) erwartet noch weiter steigende Kosten.

Infolge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020 waren die Energiepreise bereits deutlich gestiegen. Nach Kriegsbeginn kam es zu weiteren Preissprüngen.

Etwa doppelt so viele Exporteure als vor dem Ukraine-Krieg sorgen sich der Umfrage zufolge mittlerweile um steigende Zahlungsausfälle (58 Prozent) bei Abnehmern und um Störungen der Lieferketten (47 Prozent).

Trotz der Belastungen rechnet die große Mehrheit der Befragten (84 Prozent) weiter mit einem Umsatzwachstum aus ihren Exporten. Vor dem Ukraine-Krieg waren es allerdings noch 93 Prozent. Sinkende Erlöse erwarten inzwischen 16 Prozent der deutschen Exporteure.

bea/hb (dpa, rtr)