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Wo ist Saddam?

Peter Philipp9. April 2003

Doppelgänger oder nicht? Der Irak-Krieg könnte bald zu Ende sein, und zunehmend rückt die Frage in den Vordergrund, ob Saddam Hussein und seine Führungsclique noch am Leben sind - und wo sie sich aufhalten könnten.

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Auch Fernsehbilder können nicht beweisen, dass er lebtBild: AP

Die Fragen nach Doppelgängern und aufgezeichneten Bildern stellt sich jedesmal aufs Neue, wenn Saddam Hussein im irakischen Fernsehen gezeigt wird. Waren zu Beginn des Krieges immer wieder Ansprachen Saddams über das Fernsehen verbreitet worden, und waren auch führende Minister seines Regimes in den Medien und in der Öffentlichkeit aufgetreten, so ist es sehr still um sie geworden.

Porträtmaler von Saddam Hussein
Ein Porträt entstehtBild: AP

Und das liegt sicher nicht daran, dass das irakische Fernsehen nicht mehr sendet. Denn Informationsminister Mohammed al Sahhaf nutzt weiterhin jede Gelegenheit, der Weltpresse seine Einschätzung der Lage zu vermitteln - selbst wenn diese kaum noch etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat. Nachdem al Sahhaf aus seinem Ministerium vertrieben wurde, hält er Pressekonferenzen auch auf offener Strasse ab. Von den anderen Mitgliedern des Saddam-Regimes fehlt aber jede Spur.

Harmloser Widerstand

Diese Tatsache mag mit dazu beitragen, dass der Widerstand gegen die US-Truppen in Bagdad weit harmloser ausfällt, als man immer befürchtet hatte. Es scheint sich zu erweisen, dass im Ernstfall irakische Soldaten wie Zivilisten von Saddam abfallen, um die eigene Haut zu retten. Allein wer ganz eng mit dem Regime verquickt war, wird Widerstand leisten oder zu fliehen versuchen.

Saddam Hussein hat wiederholt beteuert, er werde im Irak sterben und nicht ins Exil gehen, wie ihm von verschiedenen Staaten angeraten worden war. Inzwischen dürfte ihm auch kaum noch anderes als der vermeintliche "Heldentod" übrig bleiben. Denn lebend in die Hände der Amerikaner zu fallen - das wird der Diktator sicher zu vermeiden suchen. Und der Weg ins Exil dürfte ihm inzwischen auch verbaut sein - schon allein deswegen, weil der Weg aus dem Irak heraus durch amerikanisch kontrolliertes Gebiet führt, und weil es gegenwärtig kein konkretes Angebot gibt, Saddam irgendwo aufzunehmen. Und auch, weil Washington seit Beginn des Krieges darauf besteht, dass diese Option jetzt ohnehin nicht mehr in Frage komme.

Exil-Angebot in letzter Minute?

Saddam Hussein mit Revolutionsrat
Präsident Saddam und sein Revolutionsrat auf einem ArchivbildBild: AP

Gleichwohl ist die Geschichte reich an Beispielen, wie auch die übelsten Diktatoren in letzter Minute durch ein Exil-Angebot gerettet wurden. Zum Beispiel Ugandas Idi Amin, der sich seit Jahrzehnten in Saudi-Arabien vom Völkermord in dem ostafrikanischen Land "erholt". Im Falle des Irak müsste die Aufnahme Saddams durch einen anderen Staat allerdings bekannt gegeben werden. Denn sie hätte ja primär den Zweck, den Krieg zu beenden - und nicht etwa, Saddam Hussein zu retten. Sollte der irakische Führer deswegen insgeheim ins Ausland gelangen oder gelangt sein, dann wäre genau dieses Ziel verfehlt.

Der Weg ins Exil entspricht auch nicht gerade dem Naturell des Diktators. Der Mann, der skrupellos Unzählige selbst umgebracht hat, wird wissen, dass er sein Ende nicht in irgend einem Alterssitz erleben wird. Und so bleiben ihm nur zwei Möglichkeiten: Entweder offen im Kampf gegen die Amerikaner zu sterben, oder abzutauchen und zu einem Mythos wie der Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden zu werden. Beides würde sein Image in weiten Teilen der arabischen Welt stärken, und beides läge deswegen nicht im Interesse der Amerikaner und Briten. Ebenso wenig wie die Festnahme Saddams, dem man ja dann einen - sehr zweifelhaften - Prozess machen müsste. Die "eleganteste" Lösung für Washington: Saddam kommt - nachweisbar - in einem Bunker um - entrückt von der Realität der Außenwelt und der Not seines Volkes.