Wo die meisten Nichtwähler leben
Duisburg-Hochfeld ist der Wahlkreis mit den meisten Nichtwählern Deutschlands. Nur 20 Prozent gaben bei der letzten Kommunalwahl ihre Stimme ab. Doch warum ist das so? Ein Bundestagskandidat sucht nach Antworten.
Wo die meisten Nichtwähler leben
Früher war Duisburg-Hochfeld ein Viertel, in dem viele Arbeiter lebten. Heute wohnen hier viele arme Menschen. Die meisten von ihnen gehen nicht wählen. Gerade einmal 20 Prozent haben bei der letzten Wahl ihre Stimme abgegeben. Doch woran liegt das? Mirze Edis von der Partei „Die Linke“ muss auf die Straße gehen, um die Menschen zu erreichen.
SPRECHERIN:
Mirze Edis hat schon vor langer Zeit sein Büro auf die Straße verlegt etwas verlegen hier: den Ort ändern, an dem etwas seinen Sitz hat; mit etwas umziehen . Der Bundestagskandidat Bundestagskandidat, -en/Bundestagskandidatin, -nen jemand, der in das deutsche Parlament gewählt werden kann und will der Linken Linke (f., nur Singular) hier: die politische Partei „Die Linke“ in Deutschland; eine Partei, die gegen den Kapitalismus ist und der soziale Gerechtigkeit wichtig ist weiß: Anders wird er hier kaum Stimmen gewinnen.
MIRZE EDIS (Bundestagskandidat der Linken):
Warum gehen die Menschen eigentlich nicht mehr wählen? Haben die ihr Vertrauen an [in] die Politik verloren?
MARGOT KINZEL (Nichtwählerin):
Ich wüsste auch gar nicht, wen ich wählen sollte, weil die tun sich sich nichts tun hier umgangssprachlich für: gleich oder fast gleich sein alle nix sich nichts tun hier umgangssprachlich für: gleich oder fast gleich sein .
SPRECHERIN:
Duisburg-Hochfeld im Westen Deutschlands ist der Wahlkreis Wahlkreis, -e (m.) ein Gebiet von vielen, in dem gewählt wird, mit bestimmten Personen, die gewählt werden können mit den meisten Nichtwählern. Nur noch jeder Fünfte gab hier zuletzt bei der Kommunalwahl Kommunalwahl, -en (f.) die Wahl in einer Stadt oder Region seine Stimme ab. Vor über 30 Jahren ging es den Menschen in der Stahl Stahl, Stähle (m., Plural selten) eine Mischung aus Eisen und anderen Materialien, die besonders hart ist region noch gut. Doch von den rund 20.000 Einwohnern verloren viele ihre Arbeit. Heute leben zwei Drittel von staatlicher Hilfe. Mirze Edis hat die Geschichte des Niedergangs Niedergang (m., nur Singular) eine negative Entwicklung, bei der etwas an Bedeutung verliert hautnah miterlebt etwas hautnah mit|erleben direkt bei etwas dabei sein . Er ist in Hochfeld aufgewachsen auf|wachsen groß werden; seine Kindheit irgendwo verbringen .
MIRZE EDIS:
Wir hatten hier Jugendzentren Jugendzentrum, -zentren (n.) eine Einrichtung, in der Jugendliche ihre Freizeit verbringen können , die zugemacht haben, Stadtbad Stadtbad, -bäder (n.) ein Schwimmbad in der Stadt hat zugemacht, die Freizeitparks sind nicht mehr so attraktiv, wie sie mal früher waren. Das heißt, man hat nicht mehr in diesen Bereichen investiert etwas in etwas investieren hier: Geld für etwas ausgeben , und letztendlich letztendlich schließlich ist es halt die Politik, die falsche Politik, die jetzt dazu geführt hat, dass die Menschen das Vertrauen an [in] die Politik so gesehen verloren haben und deshalb auch nicht mehr zur Wahl gehen.
SPRECHERIN:
400 Haushalte, ungefähr 2000 Menschen kommen hier jede Woche zur „Tafel Tafel, -n (f.) eine Hilfsorganisation, die in verschiedenen Städten Deutschlands Lebensmittel an arme Menschen verteilt “ – einem Verein, der gespendete spenden etwas (z. B. Geld) verschenken, um anderen Menschen zu helfen Lebensmittel verteilt verteilen hier: etwas an mehrere Personen ausgeben . Arbeitslose, Einwanderer, Armut Armut (f., nur Singular) der Zustand, dass man arm ist; die Tatsache, dass jemand kein Geld hat srentner bekommen hier vieles, was sie sich so nie leisten könnten.
FRAU 1:
Sechs Kinder, ohne Schwein.
SPRECHERIN:
Die Mitarbeiter verstehen gut, warum hier kaum einer wählen geht.
GÜNTER SPIKOFSKI (Die Tafel Duisburg):
Arme Leute haben andere Sorgen, als zu wählen. Und ich glaube, dass sich die Politik und die Menschen immer weiter voneinander entfernen. Jemand, der sich heute darum Sorge machen muss, wie er denn seinen Kühlschrank gefüllt bekommt, den interessiert nicht mehr, ob die SPD SPD (f.) Abkürzung für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands; eine Partei der Mitte, die früher vor allem für die Interessen von Arbeitern gekämpft hat oder die CDU CDU (f.) Abkürzung für: Christlich Demokratische Union; eine konservative Partei in Deutschland oder wer auch immer regiert.
SPRECHERIN:
Wen man auch hier anspricht jemanden an|sprechen hier: beginnen, mit jemandem zu reden : Die Enttäuschung über die Parteien ist groß. Arme wie sie seien auch nur selten Thema der großen Politik.
FRAU 2:
Keiner fragt die normalen Leute. Die entscheiden selber, was die wollen. Und da bin ich enttäuscht.
FRAU 3:
Ich hab immer gewählt und gemacht und getan und hinterher hat man nur noch bezahlen dürfen. Nee, also, ich geh nicht mehr wählen.
SPRECHERIN:
Hinzu kommt: In Duisburg Hochfeld leben fast 70 Prozent Einwanderer. Selbst selbst hier: sogar wer von ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft Staatsbürgerschaft, -en (f.) die Staatsangehörigkeit; die Nationalität hat, geht selten zur Wahl.
MIRZE EDIS:
Es ist für mich auch sehr, sehr schwierig, diese Menschen für jemanden für etwas gewinnen jemanden überzeugen, etwas zu tun Politik zu gewinnen jemanden für etwas gewinnen jemanden überzeugen, etwas zu tun und auch dazu jemanden zu etwas bewegen jemanden dazu bringen, etwas zu tun zu bewegen jemanden zu etwas bewegen jemanden dazu bringen, etwas zu tun , dass sie halt auch zur Urne Urne, -n (f.) hier: der Kasten, in dem bei einer Wahl die Stimmzettel gesammelt werden gehen und dann halt ihre Stimme abgeben, weil sie überhaupt gar kein Vertrauen an [in] das politische System haben.
SPRECHERIN:
Mirze Edis will nicht, dass nur die Gebildeten gebildet so, dass jemand eine gute Ausbildung oder hohe (schulische) Bildung hat und Reichen wählen gehen. Deshalb wird er in seinem Viertel noch viel unterwegs sein müssen, um die Menschen hier wieder für die Demokratie zu gewinnen.
Wo die meisten Nichtwähler leben
etwas verlegen — hier: den Ort ändern, an dem etwas seinen Sitz hat; mit etwas umziehen
Bundestagskandidat, -en/Bundestagskandidatin, -nen — jemand, der in das deutsche Parlament gewählt werden kann und will
Linke (f., nur Singular) — hier: die politische Partei „Die Linke“ in Deutschland; eine Partei, die gegen den Kapitalismus ist und der soziale Gerechtigkeit wichtig ist
sich nichts tun — hier umgangssprachlich für: gleich oder fast gleich sein
Wahlkreis, -e (m.) — ein Gebiet von vielen, in dem gewählt wird, mit bestimmten Personen, die gewählt werden können
Kommunalwahl, -en (f.) — die Wahl in einer Stadt oder Region
Stahl, Stähle (m., Plural selten) — eine Mischung aus Eisen und anderen Materialien, die besonders hart ist
Niedergang (m., nur Singular) — eine negative Entwicklung, bei der etwas an Bedeutung verliert
etwas hautnah mit|erleben — direkt bei etwas dabei sein
auf|wachsen — groß werden; seine Kindheit irgendwo verbringen
Jugendzentrum, -zentren (n.) — eine Einrichtung, in der Jugendliche ihre Freizeit verbringen können
Stadtbad, -bäder (n.) — ein Schwimmbad in der Stadt
etwas in etwas investieren — hier: Geld für etwas ausgeben
letztendlich — schließlich
Tafel, -n (f.) — eine Hilfsorganisation, die in verschiedenen Städten Deutschlands Lebensmittel an arme Menschen verteilt
spenden — etwas (z. B. Geld) verschenken, um anderen Menschen zu helfen
verteilen — hier: etwas an mehrere Personen ausgeben
Armut (f., nur Singular) — der Zustand, dass man arm ist; die Tatsache, dass jemand kein Geld hat
SPD (f.) — Abkürzung für: Sozialdemokratische Partei Deutschlands; eine Partei der Mitte, die früher vor allem für die Interessen von Arbeitern gekämpft hat
CDU (f.) — Abkürzung für: Christlich Demokratische Union; eine konservative Partei in Deutschland
jemanden an|sprechen — hier: beginnen, mit jemandem zu reden
selbst — hier: sogar
Staatsbürgerschaft, -en (f.) — die Staatsangehörigkeit; die Nationalität
jemanden für etwas gewinnen — jemanden überzeugen, etwas zu tun
jemanden zu etwas bewegen — jemanden dazu bringen, etwas zu tun
Urne, -n (f.) — hier: der Kasten, in dem bei einer Wahl die Stimmzettel gesammelt werden
gebildet — so, dass jemand eine gute Ausbildung oder hohe (schulische) Bildung hat