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Angst vor Anschlägen

Maja Braun12. Juni 2014

Während die Welt dem Fußball-Meisterschaft in Brasilien entgegenfiebert, wächst in Kenia und Nigeria die Sorge. Wer dort öffentlich dem Fußball frönt, macht sich zur Zielscheibe von islamistischen Terroristen.

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Absperrbänder und Sicherheitskräfte nach einem Anschlag in Nairobi
Bild: picture-alliance/Zuma Press

Das Lamido Cinema ist geschlossen. Bis Anfang Juni war es ein beliebter Treffpunkt für Fußballfans in Yola im Osten Nigerias. Hier ging man her, um auf dem großen Bildschirm gemeinsam Spiele aus aller Welt zu schauen. Dann kam die Nachricht aus Mubi, weiter nördlich in Nigerias Bundesstaat Adamawa: Mindestens 40 Tote bei einem Bombenexplosion auf einem Fußballplatz. Der Anschlag trägt die Handschrift der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram. Mittlerweile haben die Behörden des Bundesstaats Public Viewings der Fußball-WM verboten.

"Die Situation ist schlecht. Die Leute gehen nicht mehr gerne dorthin, wo viele Menschen sind", sagt der Manager des Lamido Cinemas Yusuf Saleh. Wenige Wochen zuvor waren bei einem Selbstmord-Anschlag bei einer Übertragung des Champions-League-Endspiels in der Stadt Jos im weiter westlich gelegenen Bundesstaat Plateau mindestens drei Menschen getötet worden.

Nigeria Jos Anschlag auf Fußballfans 25.5.2014
In Jos ging Ende Mai eine Bombe bei der Übertragung des Champions-League-Endspiels hochBild: STRINGER/AFP/Getty Images

Laut einem Bericht der Londener Analyse-Firma IHS werde es "fast sicher Anschläge bei Public-Viewing-Veranstaltungen in den nordöstlichen und zentralen Bundesstaaten Nigerias geben". Die Anschläge und Entführungen durch Boko Haram hatten sich in den vergangenen Monaten stark gemehrt.

Karte Nigeria mit den Bundesstaaten Adamawa, Bauchi und Plateau
Bild: DW

WM im Wohnzimmer

Wo auch immer man Fußball-Fans in Nordost-Nigeria fragt, die Antwort ist meist die gleiche. "Ich bin absolut süchtig nach Public Viewing. Aber diesmal schaue ich die WM in meinem Wohnzimmer", sagt Seguan Ofadeji aus der Stadt Bauchi. "Gemeinsam macht es natürlich viel mehr Spaß, aber jetzt geht das nicht mehr", meint auch der Fußball-Fan Paul Orode.

Im Plateau-Staat haben sich die Besitzer von Fußball-Bars zusammengeschlossen, um der Gefahr von Anschlägen gemeinsam entgegenzutreten. Ihr Vorsitzender Zakari Mohammed sieht sich gut gerüstet für die WM: "Es ist zwar nicht für jede Fußball-Bar einfach, für Sicherheitspersonal zu sorgen, aber mit Bürgerwehren in diesen Gegenden, die alles genau beobachten, werden wir hoffentlich eine friedliche WM haben." Und auch wenn die Unsicherheit nicht gut fürs Geschäft ist - dass viele die WM zuhause schauen, mache es sogar einfacher, weil dann die Menschenmassen nicht so groß würden. Man sei im engen Kontakt mit der Polizei, sodass man bei Gefahr schnell reagieren könne, versichert Mohammed.

Kenianische Fußballfans vor dem TV
Solche Bilder wie bei der letzten WM wird man in Nordnigeria in diesem Jahr kaum sehenBild: imago/Africa Media Online

Angst in Ostafrika

Der letzte Anschlag beim Public Viewing einer Fußball-WM in Afrika war 2010 in Uganda verübt worden. In einem Restaurant in der Hauptstadt Kampala kamen 70 Menschen bei mehreren Bombenexplosionen während des Endspiels ums Leben. Zu dem Anschlag bekannte sich die somalische Terrororganisation Al-Shabaab. In der Erklärung sagten die Terroristen, dass sie damit eine Warnung an die Länder abgeben wollten, die an der Friedensmission der Afrikanischen Union in Somalia beteiligt sind.

Uganda 2010 Bombenanschlag auf Fußballfans Überlebende
Schock beim Endspiel: Überlebende des Bombenanschlags in Uganda 2010Bild: AFP/Getty Images

Kenia ist seit 2011 Teil der Mission und war zuletzt Ziel von mehreren Terrorangriffen der Al-Shabaab. Bei dem bisher größten Anschlag in dem Einkaufszentrum Westgate waren im September 2013 mindestens 67 Menschen in Kenias Hauptstadt Nairobi getötet worden. Nun ist auch hier die Angst vor Angriffen während der WM groß.

Ausbildung für Türsteher

Cyrus Mwangi betreibt den Club "Masters" in Nairobi: "Unsere Sicherheitskräfte werden von Polizisten geschult. Sie lernen, wo Terroristen ihre Waffen verstecken." Handgranaten könnten zum Beispiel in den Haaren hineingeschmuggelt werden.

Während das Geschäft mit Trikots der WM-Teilnehmer brummt, wissen auch viele Fußballfans in Kenias zweitgrößter Stadt Mombasa nicht, ob sie sich zu einem Public Viewing trauen können. "Alleine ist man doch kein richtiger Fan, das muss man sich zusammen anschauen," sagt ein junger Mann. Er ist nicht der einzige, der Angst hat, in eine der vielen Bars mit Fernseher zu gehen. Die Lage sei schon jetzt sehr angespannt: "Heutzutage müssen wir unsere Ausweise sogar immer in der Hand halten, nicht mehr wie sonst in der Tasche."

Straßenfußball in Guinea-Bisseau
Fußballleidenschaft haben in Afrika schon die JüngstenBild: Braima Darame

Erst am Dienstag (10.06.2014) war ein prominenter muslimischer Imam in der Hafenstadt Mombasa von Unbekannten getötet worden. Der Islam-Gelehrte war ein entschiedener Gegner jeder Art von Extremismus. Er hatte die Regierung und die Polizei in Kenia mehrfach aufgefordert, etwas gegen gewalttätige muslimische Jugendliche zu unternehmen. In den vergangenen Monaten war es in Mombasa mehrfach zu Anschlägen gekommen – auch hier wird die Al-Shabaab hinter den Angriffen vermutet.

Mitwirkende Autoren: Eric Ponda (Kenia), Muntaqa Ahiwa (Nigeria), Ardo Abdullahi Hazzad (Nigeria), Abdullahi Maidawa (Nigeria)