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WM alle zwei Jahre? DFB runzelt die Stirn

Marko Langer (mit dpa, SID)
17. September 2021

Immer mehr Spiele, die auf die Knochen der Profis und auf Kosten der Vereine gehen? Im Streit um eine Fußball-Weltmeisterschaft alle zwei Jahre hat der DFB wie erwartet Stellung bezogen. Der Weltverband erntet Kritik.

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Fußball WM 2022 Vorschau Katar
Eine WM künftig alle zwei Jahre? Das neue Stadion in KatarBild: picture alliance / M.i.S.-Sportpressefoto

Der Weltverband FIFA will es, die Europäische Fußball-Union UEFA ist dagegen - und hat jetzt im Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen mächtigen Mitstreiter. "Der DFB unterstützt uneingeschränkt die Position der UEFA, wonach eine Entscheidung in einer so wichtigen Angelegenheit nicht ohne die Zustimmung der europäischen Verbände und des europäischen Fußballs getroffen werden darf", teilte der DFB nach seiner Präsidiumssitzung am Freitag mit. Mit einfachen Worten: Die FIFA kann in der heiklen Frage, ob eine Weltmeisterschaft künftig alle zwei statt alle vier Jahre stattfinden soll, nicht einfach machen, was sie will.

Eine Beratergruppe der FIFA hatte in der vorigen Woche den Vorschlag präsentiert. Dagegen regt sich der besagte Widerstand - vor allem in Europa und Südamerika. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin drohte sogar mit einem WM-Boykott.

Bildergalerie Persönlichkeiten 2020 | Aleksander Ceferin
Schlechte Stimmung? UEFA-Chef Aleksander Ceferin Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Tarantino

Die Deutschen sind auch verwundert über das bisherige Verfahren. Es sei "unverständlich", dass zunächst "sogenannte FIFA-Legenden" und nicht die eigenen Council-Mitglieder konsultiert worden seien. Jüngst in Doha diskutierte Reformmodelle für die Zeit ab 2026, so der DFB weiter, hätten "massive Auswirkungen auf den Fußball in Deutschland, in Europa, aber auch weltweit". Der Verband in Frankfurt warnte zugleich vor der "Marginalisierung" von Frauen- und Junioren-Wettbewerben. Auch für die ohnehin schon viel belasteten Profis sei die Idee nicht gut. Die Folge dürfte ein signifikant steigendes Verletzungsrisiko sein. Wie gesagt: immer mehr Spiele auf den Knochen der Profis.

Fußball Bundesliga Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach Lars Stindl
"Ein signifikant steigendes Verletzungsrisiko": der angeschlagene Gladbacher Lars Stindl bei einer Auswechslung Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

"Es ist an der Zeit", sagt man in Asien

In anderen Teilen der Erde sieht man das aber anders, wie jüngst Recherchen der DW ergaben. Zum Beispiel in Asien. Der Kontinent beheimatet zwar mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung, verfügt aber aktuell im Vergleich zu Europa (13 Startplätze) nur über vier WM-Startplätze. Im asiatischen Raum ist man demzufolge offener für Veränderungen des Status quo. Saudi Arabien gab den Anstoß zur Diskussion darüber, den WM-Turnus zu verkürzen. "Es ist an der Zeit, die Struktur des globalen Fußballs zu überprüfen", sagte der Präsident des saudischen Fußballverbands, Yasser Al-Misehal, im Mai.

Sportlich noch nie auch nur in der Nähe

Unterstützung kam von vier weiteren Landesverbänden aus Südasien: Bangladesch, Sri Lanka, die Malediven und Nepal waren sportlich noch nie auch nur in der Nähe einer WM-Endrunde. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen brachten sie Anfang des Monats eine gemeinsame Erklärung auf den Weg. Darin heißt es, über den Vier-Jahres-Zyklus müsse diskutiert werden. Die Begründung: Weniger als ein Viertel der derzeitigen Mitgliedsverbände der AFC (Asian Football Confederation) waren in fast einem Jahrhundert vertreten.

Kommerziell attraktiv

Finanziell ist der asiatische Verband stärker von den Geldern abhängig, die der Weltverband an seine Mitglieder verteilt, als die meisten europäischen Verbände. Auch die FIFA selbst ist finanziell von der WM-Ausrichtung abhängig. Der Großteil ihrer Einnahmen in Höhe von 5,4 Milliarden Euro im Zeitraum zwischen 2015 und 2018 kam aus dem WM-Turnier 2018 in Russland.

FIFA-Präsident Gianni Infantino wurde 2019 wiedergewählt, nachdem er versprochen hatte, die jährlichen Zahlungen an alle 211 Mitgliedsverbände weiter zu erhöhen. Die Verbände hatten im Zyklus 2015 bis 2018 insgesamt 930 Millionen Euro erhalten, was eine Steigerung um 276 Millionen Euro gegenüber den vorangegangenen vier Jahren bedeutet. Klar ist also: Eine zusätzliche WM alle zwei Jahre würde mehr Geld bringen.

Kameras im Fußballstadion
Klare Sache: Mehr Spiele bringen mehr Geld - zum Beispiel aus TV-Rechten Bild: Bongarts/Getty Images

Eine Umfrage unter Zuschauern

Und so ist klar, dass die Debatte noch lange nicht beendet ist. Vor dem Hintergrund ist auch eine Studie zu verstehen, die die FIFA am Donnerstag veröffentlichte. Unter potentiellen Fans in 23 Ländern wurde eine Online-Umfrage gestartet. Bei der Erhebung, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov durchführte, gaben demnach 45 Prozent an, sie seien für den bisherigen Rhythmus von vier Jahren. 55 Prozent befürworteten eine häufigere Austragung. Darunter fielen alle Befragten, die sich eine WM jedes Jahr, alle zwei oder alle drei Jahre wünschen. In den einzelnen Altersgruppen gab es allerdings jeweils die größte Zustimmung für den bisherigen Vierjahres-Rhythmus. Bei den 18- bis 24-Jährigen sprachen sich 31 Prozent für eine WM alle zwei Jahre aus, 37 Prozent für eine WM alle vier Jahre. Bei den über 55-Jährigen waren 58 Prozent für die bisher gültige Variante.