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Wirtschaftsweise glauben an Aufschwung

20. März 2017

Die deutsche Wirtschaft läuft besser als ursprünglich gedacht, so der Sachverständigenrat. Auch dank vieler Ausfuhren. Trumps Kritik an Deutschlands Exportstärke weisen die Experten als nicht stichhaltig zurück.

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Deutschland Wirtschaft Symbolbild Wachstum Konjunktur Eurozone
Bild: picture-alliance/dpa/J. Büttner

Die deutsche Wirtschaft bleibt trotz politischer Unsicherheiten rund um den Globus nach Einschätzung der "Wirtschaftsweisen" auf Wachstumskurs. Für dieses Jahr korrigierten die Top-Wirtschaftsberater der Bundesregierung ihre Prognose am Montag leicht nach oben: "Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Frühjahr 2017 im Aufschwung." Die Experten trauen Europas größter Volkswirtschaft nun ein Wachstum von 1,4 Prozent zu.

Zuletzt war der Sachverständigenrat in seinem Jahresgutachten von einem Plus von 1,3 Prozent ausgegangen. Im kommenden Jahr soll das Bruttoinlandsprodukt dann um 1,6 Prozent steigen.

2016 war die deutsche Wirtschaft um 1,9 Prozent gewachsen, allerdings gab es auch mehr Arbeitstage als 2017. Bereinigt um diesen Effekt sagen die Experten ein Plus von 1,7 Prozent für dieses Jahr voraus.

Deutschland Wirtschaftsweisen Konjunkturprognose 2016/2017
Vier der fünf Wirtschaftsweisen: Volker Wieland (von links nach rechts), Isabel Schnabel, Lars Feld und Christoph Schmidt.Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Auch Wirtschaftsweise sorgen sich vor Trump

Getragen wird der Aufschwung unter anderem von der weiterhin guten Lage am Arbeitsmarkt und der erwarteten Beschleunigung der Weltwirtschaft, von der die exportorientierte deutsche Industrie profitieren dürfte. Sorgen bereiten den Experten die von US-Präsident Donald Trump geforderten protektionistischen Maßnahmen. "Sie bilden eine Gefahr für das globale Handelssystem und ein Risiko für die Weltwirtschaft", mahnten die "Wirtschaftsweisen" in Frankfurt.

Die Exportstärke Deutschlands verteidigten die Ökonomen. Die Mehrheit des fünfköpfigen Gremiums bezeichnete die Kritik insbesondere aus den USA am Überschuss im Handel mit anderen Ländern als nicht stichhaltig. Die deutsche Wirtschaft sei nicht verpflichtet, sich schlechter zu machen. "Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss ist zwar hoch, doch signalisiert dies kein makroökonomisches Ungleichgewicht", sagte der Vorsitzende der "Wirtschaftsweisen", Christoph Schmidt. Die Politik müsse sich allerdings fragen, "warum deutsche Unternehmen vergleichsweise viel im Ausland und nicht im Inland investieren", sagte Schmidt. Die Bundesregierung sollte daher die Attraktivität des Standortes Deutschland steigern.

Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss steht seit Jahren in der Kritik - auch aus den USA. Europas größte Volkswirtschaft verkauft deutlich mehr Waren ins Ausland als von dort eingeführt werden. Der Leistungsbilanzüberschuss, in den neben dem Austausch von Waren und Dienstleistungen auch Zinsen und Löhne einfließen, stieg 2016 auf 266 Milliarden Euro.

Die neue US-Regierung unter Donald Trump hatte den Ton zuletzt deutlich verschärft. Der Vorwurf der Währungsmanipulation sei "absurd, angesichts der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank (EZB)", sagte Schmidt. Angesichts der Konjunkturerholung im Euroraum forderten die Experten ein baldiges Ende der ultralockeren Geldpolitik der EZB. Die Währungshüter sollten im Sommer den schrittweisen Ausstieg aus dem milliardenschweren Kaufprogramm von Anleihen und anderen Wertpapieren ankündigen und es zum Jahresende auslaufen lassen. Zuerst die Zinsen zu erhöhen, sei dagegen der falsche Ansatz, sagte der Wirtschaftsweise Volker Wieland.

Auch die Bundesbank bleibt optimistisch

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiterhin auf Wachstumskurs", schreibt die Notenbank in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht. "Ein wesentlicher Träger des Wirtschaftswachstums ist gegenwärtig die Industrie, die von einer lebhaften Nachfrage aus dem Inland und dem Ausland profitiert", heißt es dort. Der unerwartet starke Einbruch der Industrieaufträge zum Jahresauftakt sei "kein Anlass zur Sorge", erklärten die Konjunkturexperten. Der Rückgang sei als Folge der ungewöhnlich starken Bestellungen Ende 2016 zu sehen. Außerdem spreche die "merklich aufgehellte Stimmung im verarbeitenden Gewerbe" für mehr Wachstum. Die Industrieproduktion dürfte daher "spürbar" zum Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im ersten Quartal 2017 beitragen.

Auch die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt sieht die Bundesbank unverändert mit Zuversicht. In den nächsten Monaten könnten in erheblichem Umfang zusätzliche Stellen aufgebaut werden. Bei der Preisentwicklung erwarten die Währungshüter in den kommenden Monaten keine größeren Veränderungen. Demnach dürfte die Inflationsrate um die Marke von 2,0 Prozent schwanken. Im Februar waren die Verbraucherpreise in Deutschland - angetrieben von höheren Energie- und Nahrungsmittelpreisen - erstmals seit vier Jahren mit 2,2 Prozent wieder um mehr als 2 Prozent gestiegen.

iw/hb (dpa)