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Handel mit dem Rivalen

Priya Esselborn 14. Januar 2008

Beim ersten Besuch des indischen Premiers Singh in China vereinbarten beide Länder, ihre Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen. Ungelöst bleiben die anhaltenden Grenzstreitigkeiten.

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Indiens Premier Manmohan Singh auf dem Flughafen in Peking (Foto: AP)
Manmohan Singh bei seiner Ankunft in PekingBild: AP

Indien und China wollen ihre Handelsbeziehungen ausbauen. Darauf einigte sich der indische Regierungschef Manmohan Singh am Montag (14.1.2007) während seines dreitägigen China-Besuchs bei einem Treffen mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao. China sei bereit, "Ideen mit Indien auszutauschen, um eine strategische Partnerschaft" zwischen beiden Ländern zu entwickeln, sagte Wen Jiabo laut staatlichem Fernsehen bei den Gesprächen in Peking.

In einer Rede vor mehr als 600 indischen und chinesischen Unternehmern und Wirtschaftsdelegierten hatte Singh zuvor einen Ausbau der Handelskontakte zwischen den aufstrebenden asiatischen Wirtschaftsnationen und eine stärkere Marktöffnung für indische Waren gefordert, um so das Lasten Indiens wachsende Handelsdefizit zu verringern. Es ist der erste China-Besuch Singhs seit seinem Amtsantritt 2004 und der erste eines indischen Regierungschefs seit 2003. Singh hatte zum Auftakt seiner Reise am Sonntag zunächst Einrichtungen für die Olympischen Spiele 2008 in Peking besucht.

Grenzprobleme und Streit um den Dalai Lama

In China eine unerwünschte Person: Der Dalai Lama (Foto: AP)
In China eine unerwünschte Person: Der Dalai LamaBild: AP

In der Frage der Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern, die seit einem Konflikt 1962 bis heute nicht vollständig gelöst worden sind, gab es jedoch keinen Durchbruch. Beide Seiten sprachen sich für Frieden und Stabilität entlang der 4000 Kilometer langen Grenze aus. China drang damals weit in den heutigen nordöstlichen indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh ein und bekräftigt bis heute seine Ansprüche auf über 90.000 Quadratkilometer Land. Zudem ist China der größte Waffenlieferant von Indiens altem Erzfeind Pakistan. Indien wiederum bietet seit Jahrzehnten dem Dalai Lama Schutz. Dieser flüchtete nach der Annexion Tibets durch China 1950 und erfolglosen Verhandlungen mit der chinesischen Regierung 1959 ins Exil nach Indien.

In den vergangenen Jahren hätten beide Länder jedoch zunehmend ihre Gemeinsamkeiten betont, was zu einer deutlichen Annäherung geführt habe, sagt Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin: 2005 vereinbarten die beiden Rivalen eine strategische Partnerschaft, 2006 besuchte mit Hu Jintao nach über zehn Jahren wieder ein chinesischer Präsident Indien. Und der Handel zwischen den insgesamt 2,4 Milliarden Menschen der beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt ist in der Vergangenheit stetig gewachsen. 2007 wurde die 30-Milliarden-Dollar-Marke geknackt, ein Plus von fast 50 Prozent. Wenn es um das Thema Energieversorgung geht, hören die Gemeinsamkeiten jedoch auf, da treten die beiden als Konkurrenten auf.

Kampf um knappe Energie-Ressourcen

Indien und China lechzen nach Energie. Beide konnten in den vergangenen Jahren mit einem stabilen Wirtschaftswachstum von bis zu zehn Prozent aufwarten, auch eine immer größer werdende Mittelschicht muss versorgt werden. China besitzt jedoch mehr natürliche Energie-Vorkommen im eigenen Land und hat zudem mit afrikanischen Staaten wie dem Sudan oder Nigeria unter dem Protest der internationalen Gemeinschaft Öl-Lieferungsabkommen beschlossen. Doch auch Indien, das sich gerne als größte Demokratie der Welt preist, hat ähnliches mit dem geächteten Birma (Myanmar) vereinbart.

Am wichtigsten für eine Festigung der Beziehungen zwischen Indien und China ist, so Mahendra Lama, Professor an Neu-Delhis renommierter Jawaharlal-Nehru-Universität, dass beide Länder ihr immer noch tief verwurzeltes Misstrauen abbauten: "Natürlich findet ein reger Handel statt, auch auf strategischer Ebene kooperiert man. Aber dieses Grundvertrauen, dass sich beide Länder als glaubwürdige Partner ansehen, das ist nicht vorhanden." Darum hält es der Professor für dringend erforderlich, dass beide Länder sich zusammensetzten, um zu klären, wie solches Vertrauen aufgebaut werden könnte.