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Wirksame Hilfe im Kampf gegen die organisierte Kriminalität in Albanien

2. März 2006

Anfang des Jahres hat Deutschland die Führung der europäischen Mission zur Unterstützung der albanischen Polizei (PAMECA) übernommen. Mit dem Leiter der Mission, Klaus Schmidt, sprach DW-RADIO in Tirana.

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Deutsche und albanische Polizisten gemeinsam gegen organsierte KriminalitätBild: AP

DW-RADIO/Albanisch: Herzlich willkommen Herr Schmidt, und Danke, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind. Welches sind die Hauptaufgaben Ihrer Mission?

Der Hauptfokus besteht in der Bekämpfung der organisierten Kriminalität und des Terrorismus, in der Schaffung eines integrierten Grenzmanagements, im Training von Polizisten und Mitarbeitern der Justiz und des Strafvollzugs und letztlich in der umfassenden Ausstattung der gesamten Polizei mit EDV Anlagen. In der PAMECA-Mission arbeiten sehr fähige Anti-Mafia Ermittler, die natürlich mit den lokalen Behörden eng zusammenarbeiten.

Wie schätzen sie das Niveau der organisierten Kriminalität in Albanien ein?

Es gibt eine sehr starke organisierte Kriminalität hier, die in Familienbeziehungen verstrickt ist, und das ganze Land betrifft. Es gibt auch Fälle, in denen einzelne Verdächtige nach Saudi-Arabien oder in den Jemen gefahren sind, dort kriminelle Kontakte geknüpft haben und gewissermaßen als Vermittler fungieren und auch als Vorbild für andere, die es ihnen gleichtun.

Was tun Sie konkret, um der organisierten Kriminalität zu begegnen?

Wir geben eine Menge Training und auch technische Unterstützung und als Ergebnis sehen wir eine steigende Zahl von Polizisten, die durchaus fähig sind, organisiertes Verbrechen zu bekämpfen. Die organisierten Verbrecher arbeiten natürlich überregional, auf europäischem Niveau oder sogar weltweit.

Wie schätzen Sie die regionale Zusammenarbeit der Polizeibehörden ein?

Wir haben eine regionale Zusammenarbeit auf dem gesamten Westbalkan. Damit haben wir vor zwei Jahren angefangen. Das hatte im vergangenen Jahr auch sehr gut funktioniert. Es gibt regelmäßige Treffen zwischen den Polizeien, Staatsanwaltschaften und auch Gerichten der Region, um Erfahrungen und konkrete Informationen auszutauschen.

Es gab in der letzten Zeit Medienberichte, die behaupteten, dass es in der albanischen Staatspolizei selbst organisierte Verbrecher gebe. Was halten Sie von solchen Berichten? Kann Ihre Mission helfen, die Reihen der albanischen Polizei sauber zu halten?

Wir hören nur Gerüchte über Korruption in der Polizei. Wir haben keinerlei Beweise für so etwas. Die Innenrevision hatte zwar über fünfhundert Fälle identifiziert, die auch an die Staatsanwaltschaft überwiesen worden sind, und einer unserer eigenen Staatsanwälte hatte auch Gelegenheit sich diese Fälle anzuschauen, jedoch hatte er zu unser großen Überraschung nicht einen einzigen Fall gefunden, in dem Korruption tatsächlich nachgewiesen werden konnte.

Heißt das, dass es keine Korruption gibt?

Entweder es gibt keine Korruption, oder die Ermittlungen waren nicht effektiv genug.

Bringt die Unterstützung der Europäischen Union den Menschen konkret mehr Sicherheit? Sie leben seit sechs Jahren hier. Ist das Niveau der Sicherheit gewachsen?

Wenn ich zum Beispiel von Tirana spreche, ist die Sicherheit hier höher als in vielen anderen europäischen Städten. Die Wahrscheinlichkeit hier ein Gewaltopfer zu werden ist viel niedriger als in anderen Städten. In Tirana zu leben ist viel sicherer als zum Beispiel in Frankfurt, Berlin oder Amsterdam.

Die PAMECA Mission wird voraussichtlich 2007 enden. Premierminister Sali Berisha hat gesagt, dass er sich eine Verlängerung der Mission wünscht. Wie geht es weiter?

Die Antwort auf diese Frage kann nur durch Brüssel oder die europäische Delegation hier gegeben werden, denn das ist eine politische Entscheidung. Ich sehe die Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützung auf die eine oder andere Weise.

Arbeitet die Polizei jetzt anders als früher?

Ich sehe Unterschiede in der Art und Weise, wie die Polizei arbeitet. Seit die neue Regierung im letzten Jahr ihr Amt angetreten hat, sehen wir eine sehr starke Verpflichtung gegenüber der Frage der Sicherheit, besondern im Kampf gegen organisierte Kriminalität und im integrierten Management der Staatsgrenzen. Es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis Albanien europäische Standards erreicht, jedoch kann man auch keinen Erfolg von heute auf morgen erwarten. Es muss sich auch die Mentalität der Menschen ändern.

Das Interview führte Ani Ruci
DW-RADIO/Albanisch, 28.2.2006, Fokus Ost-Südost