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Politik

Wird es noch eng für Hillary Clinton?

Michael Knigge cr
1. November 2016

Die neuen FBI-Ermittlungen in Hillary Clintons E-Mail-Affäre geben Donald Trump Auftrieb, die Demokratin bleibt jedoch bislang Favoritin auf das US-Präsidentenamt. Von Michael Knigge, Washington.

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USA Hillary Clinton in Ohio
Bild: Reuters/B. Snyder

Die letzte Wendung in diesem Präsidentschaftswahlkampf voller Überraschungen hat der Kampagne von Donald Trump noch einmal Leben eingehaucht. Allerdings, da sind sich Experten einig, hat sich an der grundlegenden Dynamik im Rennen um das Weiße Haus nichts geändert: Die Demokratin Hillary Clinton bleibt Favoritin.

FBI-Direktor James Comey hatte am vergangenen Freitag in einem Schreiben an führende Kongressmitglieder erklärt, es seien neue Mails aufgetaucht, die in einem Zusammenhang mit früheren Ermittlungen in Clintons E-Mail-Affäre stehen könnten. Ermittler würden nun prüfen, ob diese Schreiben möglicherweise als vertraulich eingestufte Informationen enthielten. Ein gefundenes Fressen für Trump, der die Nachricht sofort in einen neuen Schlachtruf für seine Unterstützer umwandelte.

Kein großer Effekt

Bei einer Wahlkampfveranstaltung nannte der Republikaner die FBI-Überprüfung "heftiger als Watergate". "Wir werden das Weiße Haus zurückerobern", wetterte Trump.

Trump: 'Das ist heftiger als Watergate'

Neun Tage vor der Wahl sei das jedoch mehr Wunschdenken als Realität, sagen Politikexperten. "Ich gehe nicht davon aus, dass das einen großen Effekt hat", so die Einschätzung von Jason Roberts, Politikwissenschaftler an der University of North Carolina. Und Larry Jacobs von der University of Minnesota ist sicher: "Die Enthüllungen des FBI-Direktors werden Clintons Sieg nicht verhindern."

In jüngsten Umfragen musste Clinton zwar Einbußen hinnehmen. Zuletzt wurden von Meinungsforschern mehr US-Bundesstaaten als noch Ende vergangener Woche als umkämpft eingestuft. Allerdings führt Clinton weiterhin in den US-weiten Umfragen - eine Entwicklung, die sich mit den Aussagen der Experten deckt.

Kleine Gruppe unentschlossener Wähler

"Es gibt nur noch sehr wenige unentschlossene Wähler und es ist sehr wahrscheinlich, dass sie für die Bewegungen in den Umfragen verantwortlich sind", sagt Bert Rockman von der Purdue University.

Zwar kann Trump bei den unentschlossenen Wählern Zugewinne verzeichnen, doch dürften diese Stimmen nicht ausreichen, um die Wende zugunsten des Republikaners herbeizuführen.

Der Großteil der Wähler hat sich schon vor langer Zeit entschieden. Die Experten gehen davon aus, dass die FBI-Untersuchung keinen Einfluss auf sie hat. Hinzu kommt, dass laut einer CNN-Analyse rund 18 Millionen Amerikaner bereits vor dem FBI-Vorstoß gewählt hatten. In einigen Schlüsselstaaten habe bereits mehr als ein Viertel der Wähler ihre Stimme abgegeben, sagt Politikwissenschaftler Jacobs.

Vorteil beim Wahlmännerkollegium

Ob Latinos, Afroamerikaner, Frauen oder Republikaner mit höherer Bildung: Trump habe praktisch keine wichtige Wählergruppe hinter sich, abgesehen von der weißen Arbeiterklasse, sagt Thomas Wahlen von der Boston University. Es sei schwer zu erkennen, woher die Stimmen kommen sollen, um die Verhältnisse noch zu ändern. Letztendlich würden die FBI-Enthüllungen den Vorsprung von Clinton zwar verringern, sagt Wahlen. "Ich denke aber, sie wird dennoch gewinnen."

Ein Sieg Clintons scheint noch wahrscheinlicher, wenn man nicht auf die US-weiten Umfragen schaut, sondern auf das, was für das Rennen ums Weiße Haus wirklich entscheidend ist: das Wahlmännerkollegium.

Negatives Bild von Clinton

"Wenn es keinen größeren Ausschlag mehr gibt, als den aktuellen, dann wird sich Clinton ziemlich viele Wahlmännerstimmen sichern, die letztendlich zählen", sagt Rockman. Hillary Clinton hat mehr realistische Möglichkeiten als Donald Trump, die 270 Wahlmänner hinter sich zu bringen, die für den Sieg notwendig sind.

Aber auch wenn Clinton weiterhin Favoritin auf das Präsidentenamt bleibt, sollte ihr eine Statistik zu denken geben. Laut einer Umfrage der Washington Post und des Senders ABC haben 59 Prozent der Wähler ein schlechtes Bild von Clinton. Das bedeutet, dass die Demokratin mittlerweile genauso negativ gesehen wird, wie Donald Trump.

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