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Wird die Elefantenjagd wieder eröffnet?

Jens Thurau20. September 2016

Einige afrikanische Länder wollen den Handel mit Elfenbein wieder freigeben. Deutschland ist dagegen, will aber auf der Artenschutzkonferenz in Johannesburg zwischen den streitenden Ländern vermitteln.

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Elefanten mit Stoßzähnen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/J.Feuerer

So viel - ganz offensichtlich illegal gehandeltes - Elfenbein war zuvor in Deutschland noch nie gefunden worden: Anfang September stellte die Polizei in Brandenburg und in Rheinland-Pfalz rund 1,2 Tonnen der begehrten Elefantenstoßzähne sicher. Woher das Elfenbein stammte, ist unklar. Gedacht war es wohl für den asiatischen Markt.

Elfenbein für eine Million Euro

Auf dem Schwarzmarkt stellt die sichergestellte Menge einen Wert von mehr als einer Million Euro dar. Und ganz plötzlich waren der riesige Markt rund um die Wilderei, um weltweit betriebenen, illegalen Handel und der verzweifelte Kampf gegen den Artenverlust in Deutschland angekommen.

Deutsche Ministerin setzt sich ein

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum Deutschland sich jetzt auf der Artenschutzkonferenz in Johannesburg stark engagieren will. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) fliegt extra nach Südafrika, um an den Verhandlungen teilzunehmen, die diesen Freitag beginnen. Vor 41 Jahren ist das Washingtoner Abkommen über den Artenschutz in Kraft getreten. 182 Länder sind ihm beigetreten.

Handel seit 27 Jahren verboten

Und seit 1989 heißt es dort ganz klar: Der Handel mit Elfenbein ist verboten. Der Grund: Es gibt immer weniger Elefanten, derzeit wird geschätzt, dass es in 18 afrikanischen Staaten noch rund 400 000 Tiere gibt, in Asien gibt sind es noch rund 50 000 indische Elefanten. Allein im letzten Jahrzehnt ist der afrikanische Bestand um fast ein Drittel zurückgegangen, trotz des Verbots.

Symbolbild Elfenbeinschmuggel (Foto: dpa)
Kostbares Elfenbein: Auf dem Schwarzmarkt kostet das Kilo rund 2000 DollarBild: picture-alliance/dpa/B. Roessler

Der Grund ist hochprofessionell betriebene Wilderei. Die Gewinne sind enorm: Vor allem in den wirtschaftlich aufstrebenden Staaten Asiens wie Vietnam oder China gelten Elfenbeinprodukte als teure Statussymbole, ebenso wie Produkte aus Nashornhörnern, denen Heilkräfte zugesprochen werden.

Zimbabwe und Namibia für offizielle Jagd

In Johannesburg wollen einige Staaten, Zimbabwe etwa oder Namibia, jetzt beantragen, den Handel auch ganz offiziell wieder zuzulassen. Auch Südafrika will Lockerungen des Verbots, Swasiland will wieder mit Nashörnern handeln, deren Abschuss ebenfalls verboten ist. Eine Gruppe von rund 27 Staaten mit Kenia an der Spitze hält dagegen, auch Deutschland legt sich klar fest: "Angesichts der unkontrollierten Wilderei wäre ein Lockerung das absolut falsche Signal", meint Hendricks. "Alle Staaten gemeinsam müssen den illegalen Handel bekämpfen."

Deutschland will Kampf gegen Wilderei

Am besten wäre es, wenn beide Seiten alle Antrage zurückzögen und sich die Konferenz ganz auf den Kampf gegen die Wilderei konzentrierte, fügt Hendricks Staatssekretär Jochen Flasbarth hinzu, der mit nach Südafrika reist. Ähnliche Versuche, den Markt durch eine Lockerung des Verbots besser kontrollieren zu können, seien in der Vergangenheit fehlgeschlagen. Auch jetzt argumentiert etwa Zimbabwe, die Elfenbeinbestände hätten sich in der letzten Zeit erholt, die Art sei nicht mehr gefährdet.

Naturschutzunion gegen Binnenhandel

Ob es Deutschland und den skeptischen afrikanischen Staaten gelingt, die Position aufzubrechen, ist ungewiss. Immerhin: Die rund 1300 Mitglieder der Internationalen Naturschutzunion IUNC haben sich vor einigen Tagen in Honolulu darauf geeinigt, den Handel mit Elfenbein auch innerhalb der Länder strikt zu verbieten - trotz Gegenwinds aus Namibia, Südafrika, aber auch aus Japan und Kanada. Der Honolulu-Beschluss soll nun auch der Artenschutzkonferenz in Südafrika als Vorlage dienen.

Umweltministerin Hendricks spricht im Bundestag (Foto: dpa)
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD)Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld

Ein Mitbringsel aus Deutschland

Vielleicht hilft auch ein Mitbringsel aus Deutschland: Um illegale Handelsrouten offenzulegen und zu belegen, woher das Elfenbein stammt, haben deutsche Experten eine neue Methode zur Alters-und Herkunftsbestimmung von Elfenbein entwickelt. Kern ist eine Datenbank, in der über 700 Proben aus 30 Ländern Afrikas zusammengefasst wurden. Die deutsche Ministerin wird diese Datenbank in Johannesburg symbolisch an die Artenschutzkonferenz übergeben.