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"Wir sind für Afghanistan verantwortlich"

3. Dezember 2011

Afghanistan wird seine volle Souveränität wiedergewinnen, gibt sich der afghanische Sicherheitsberater Spanta im Interview mit DW-WORLD.DE überzeugt. Er bedauert die Absage Pakistans an der Afghanistan-Konferenz in Bonn.

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Rangin Dadfar Spanta (Foto: DW)
Rangin Dadfar Spanta, Sicherheitsberater des afghanischen Präsidenten KarsaiBild: DW

DW-WORLD.DE: Lassen Sie uns zum Auftakt der Afghanistan-Konferenz auf die Erwartungen der afghanischen Seite schauen. Die letzte Afghanistan-Konferenz liegt zehn Jahre zurück - mit welchen Erwartungen geht Afghanistan jetzt an diese Konferenz heran?

Rangin Dadfar Spanta: Mit dieser Konferenz werden wir eine Dekade der Zusammenarbeit für ein besseres Afghanistan abschließen, und mit dieser Konferenz wird eine neue Phase der Zusammenarbeit in Afghanistan anfangen. Die Grundsteine dieser neuen Zusammenarbeit wurden durch eine phasenweise Übertragung der Verantwortlichkeit bei den Sicherheitsaufgaben und den Prinzipien der guten Regierungsführung in Afghanistan gelegt. Mit anderen Worten: Afghanistan wird in der Tat seine volle Souveränität wieder gewinnen und auch die Verantwortung übernehmen.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat gesagt, es geht bei dieser Konferenz um einen Deal, es geht darum, dass die internationale Gemeinschaft Afghanistan nicht im Stich lässt und weiter unterstützt, und im Gegenzug Afghanistan in Sachen guter Regierungsführung noch mehr und noch schnellere Fortschritte macht als bisher. Haben Sie Verständnis für diese Position?

Wir haben über die Vereinbarungen zusammen gearbeitet. Wir haben unsere eigenen Erwartungen vorgestellt und mit unseren internationalen Partnern gesprochen, und diese haben ihre Erwartungen dargestellt. Es handelt sich um eine gemeinsame Reise, um gemeinsame Verantwortungen. Wir sind vor allem der afghanischen Bevölkerung gegenüber verpflichtet, "good governance" und Anti-Korruption zu betreiben und gleichzeitig für die Sicherheit und das Wohl des afghanischen Volkes zu sorgen.

Was soll aus Ihrer Sicht der Beitrag der internationalen Partner sein? Was brauchen Sie?

Wir haben in den letzten zehn Jahren viel erreicht. Bedauerlicherweise sprechen die Massenmedien viel über die negativen Seiten, was ich aus der Sicht der Medien auch verstehen kann. Im Bereich der Bildung, des Gesundheitswesens, der wirtschaftlichen Entwicklung, der Realisierung der Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit haben wir einerseits Errungenschaften gefestigt, aber andererseits, weil sich Afghanistan in einem sehr gefährlichen Umfeld befindet und weil Afghanistan im Prinzip immer noch im Zentrum des internationalen Terrorismus steht, erwarten wir in dieser Hinsicht eine andauernde Zusammenarbeit mit uns.

Ein wichtiges Partnerland sitzt nicht mit am Tisch der Afghanistan-Konferenz - Pakistan hat abgesagt. Wie schwer ist der Schaden dieser Absage möglicherweise für das Ergebnis der Konferenz? Wie beurteilen Sie das?

Ach, wissen Sie, das ist die größte Konferenz in unserer Geschichte über Afghanistan und mit Afghanistan zusammen. Auch in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland ist dies die größte internationale Versammlung überhaupt: 101 Staaten und internationale Organisationen werden präsent sein. Ich bedauere, dass unsere pakistanischen Brüder und Schwestern nicht anwesend sind. Eine verstärkte Isolation ist nicht im Interesse von Pakistan, aber Afghanistan ist in der Mitte der internationalen Gemeinschaft. Wir bedauern die Abwesenheit unserer pakistanischen Freunde. Ich glaube nicht, dass das Fehlen Pakistans uns schaden wird, aber wir hätten Pakistan gerne mit am Tisch gehabt.

Sie sind sozusagen ein Aachener, Sie haben lange in Deutschland gelebt, 23 Jahre lang. Wenn Sie auf den deutschen Beitrag zum Wiederaufbau in Afghanistan schauen – was war der spezifische deutsche Beitrag aus Ihrer Sicht?

Deutschland ist der größte Beitragszahler in Sachen Wiederaufbau und nachhaltiger Entwicklung in Afghanistan, gleichzeitig stellen die deutschen Soldaten das drittgrößte militärische Kontingent. Wir arbeiten sehr eng mit Deutschland zusammen, und wir sind sehr dankbar für alles, was Deutschland für uns getan hat. Wir bedanken uns bei all den Frauen und Männern, die mit ihrem Leben für unsere Freiheit und unseren Frieden bezahlt haben. Die afghanische Nation ist eine dankbare Nation, Deutschland ist unser enger Freund und wir bedanken uns sehr herzlich.

Das Interview führte Ute Schaeffer, Chefredakteurin DW-Radio/ DW-World

Redaktion: Julia Elvers-Guyot