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"Wir müssen beweisen: Die Aufnahme Bulgariens in die EU war kein Fehler"

4. Januar 2007

Im Interview mit DW-RADIO spricht der bulgarische Außenminister Ivaylo Kalfin über Zweifel an der EU-Mitgliedschaft seines Landes und die Erwartungen an Deutschland während der EU-Präsidentschaft.

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Ivaylo Kalfin sieht Herausforderungen für Bulgarien

DW-RADIO/Bulgarisch: Was erwartet Bulgarien von der deutschen EU-Präsidentschaft?

Ivailo Kalfin: Die EU-Präsidentschaft stellt Deutschland vor große Herausforderungen, angefangen mit dem EU-Verfassungsprojekt und dem Westbalkan, bis hin zu vielen anderen wichtigen EU-Fragen, zu deren Lösung Deutschland in den nächsten sechs Monaten beitragen soll. Nach meiner Auffassung hat Deutschland in der Vergangenheit vielfach bewiesen, dass es die Kraft, das Potential, den Einfluss und die Möglichkeiten besitzt, die für die Lösung schwieriger Aufgaben notwendig sind. Freilich kann das Berlin ohne die Zusammenarbeit mit den anderen EU-Staaten nicht schaffen. Es liegt im Interesse aller europäischen Länder, auf diesem Weg möglichst schnell die Hindernisse zu überwinden und die gemeinsame Zukunft Europas zu vollenden. Bulgarien wird dazu seinen Beitrag leisten.

Der Widerstand gegen den EU-Beitritt Bulgariens war in Deutschland besonders groß. Was muss Bulgarien unternehmen, um die Zweifel und Befürchtungen in Deutschland zu entkräften?

Von heute an sind wir unsererseits mit der Herausforderung konfrontiert, zu beweisen, dass die Aufnahme Bulgariens in die EU kein Fehler war, dass Bulgarien ein wertvolles und gut funktionierendes EU-Mitglied sein wird. Wir werden beweisen, dass wir die europäischen Regeln einhalten können und dass wir konstruktiv zur Umsetzung der gemeinsamen europäischen Ziele beitragen können. Gemeinsame europäische Positionen zu den anstehenden Fragen sind für Bulgarien von besonderer Bedeutung.

Welche Hilfe erwartet Bulgarien von Deutschland bei der Lösung der Krise mit den bulgarischen Krankenschwestern, die in Libyen zum Tode verurteilt sind?

Diese Frage habe ich heute (1.1.2007) mit dem deutschen Außenminister Steinmeier erörtert. Das Thema wird auch auf der Tagessordnung des bevorstehenden EU-Außenministertreffens stehen. Es ist kaum möglich, zeitliche Vorstellungen für die Lösung dieser Frage zu haben. Es ist nicht vorauszusehen, ob es während der deutschen EU-Präsidentschaft oder später geschehen kann. Die deutsche Seite hat mir jedoch versichert, dass Deutschland sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln bemühen wird, die internationale Solidarität mit Bulgarien in dieser Frage zu erhalten, bis eine erfolgreiche Lösung für die bulgarischen Krankenschwestern in Libyen erreicht werden kann.

Das Gespräch führte Georgi Papakochev,Sofia
DW-RADIO/Bulgarisch,1.1.2007, Fokus Ost-Südost