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William Baldé: Von der Straße in die Charts

4. Juni 2010

Geboren in Guinea, aufgewachsen im Senegal - mit 15 zog der Sänger William Baldé schließlich nach Frankreich. Aber es zieht ihn immer wieder nach Afrika zurück. Auch seine Musik handelt vom Leben zwischen zwei Welten.

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William Baldé (Bild: Bob Barry)
In Frankreich ein Star: William BaldéBild: Bob Barry

"Ein Sonnenstrahl tanzt auf Deinen langen Haaren, dazu spielen Geigen," singt William Baldé in seinem Hit "Rayon de Soleil". Und dann wird es ziemlich anzüglich. Die Franzosen und die Belgier finden's großartig und spielen den Song im Sommer 2008 rauf und runter. Der Sonnenstrahl landet auf Platz eins der Singlecharts und William Baldé schafft den Sprung auf die großen Bühnen in Frankreich und Belgien. Ein ziemlich weiter Sprung, denn der Sänger aus Guinea hat ganz unten angefangen. Im wahrsten Sinne des Wortes: Jahrelang hat Baldé in den Metroschächten von Paris gesungen. Eine harte Zeit, die er aber nicht missen möchte. "Ich habe da alles gelernt", sagt Baldé. "Ausdauer, Geduld und Demut! Wenn man in der Metro ist, dann ist man ein bisschen wie ein Obdachloser." Eine Bühne, das sei für ihn auch heute noch ein Gefühl von Luxus. "Wenn Du vor einem Mikro singst mit einem Tontechniker, das ist Luxus. Jahrelang hab ich ohne irgendwas gesungen – ohne Mikro und ohne die Leute, die extra kommen, um uns zu sehen. Das ist eine sehr gute Schule!"

Baldé auf der Bühne (Bild: Bob Barry)
Baldé genießt die BühnenauftritteBild: Bob Barry

"Heute weiß ich, was ich bin"

Der Sänger mit den langen Rasta-Zöpfen wurde 1971 in Guinea geboren, seine Familie flieht später vor dem damaligen Machthaber Sekou Touré in den Senegal. Von da folgt William als Jugendlicher seinem Vater nach Frankreich und nimmt die französische Staatsbürgerschaft an. Die neue Nationalität war für den Sänger zu Anfang problematisch. "Heute weiß ich was ich bin. Ich bin genauso Guineer wie ich Franzose bin. Für mich war es erst sehr schwierig, mit der Tatsache zurechtzukommen, dass ich Franzose bin. Anders als in den USA sind die Sachen als Franzose nicht selbstverständlich, wenn man meine Hautfarbe hat. Aber heute komme ich damit klar."

Nirgendwo ganz zuhause

Baldé schreibt Autogramme (Bild: Bob Barry)
Auch Autogramme-Schreiben gehört zu seinem neuen LebenBild: Bob Barry

Aber, das Thema Exil spielt in seiner Musik weiter eine Rolle. In seinem Song "En corps étranger" – in einem fremden Körper – singt Baldé über sein Leben zwischen Europa und Afrika. Von Leuten, die ihn in Frankreich nicht ernst nehmen, von der Kälte, die ihm in den Augen brennt und eben von dem ständigen Gefühl, fremd zu sein. Aber er singt auch davon, dass er sich in Afrika nicht mehr zuhause fühlt. Er wird beneidet und respektiert, aber die Afrikaner misstrauen ihm gleichzeitig. Trotzdem: Man geht Umwege, aber man kehrt immer wieder zurück, heißt es in dem Song.

Afrika braucht Zeit

Immer wieder reist William Baldé nach Afrika. Nicht nur nach Guinea und in den Senegal. Er war schon in vielen afrikanischen Ländern. 17 Länder in Afrika feiern dieses Jahr das 50. Jubiläum ihrer Unabhängigkeit. Baldé sieht die großen Feiern kritisch: "Ich glaube, da gibt’s nichts zu feiern. Aber gleichzeitig bin ich sehr optimistisch. Ich glaube, dass die afrikanischen Länder aus der Krise rauskommen." Und dann rechnet Baldé vor: "Deutschland ist auch nicht an einem Tag entstanden. Es gab zwei Weltkriege und Kriege davor. Von den Afrikanern verlangt man, dass sie sehr, sehr schnell vorankommen. Und 50 Jahre, das ist nichts. Das sind kaum zwei Generationen."

Man muss Afrika ein bisschen mehr Zeit lassen, findet William Baldé. Und genau darüber singt er auf seiner neuen CD "On s'etait dit" in dem Song “Il faut du temps”. Um das Blatt zu wenden, braucht man Zeit, singt er. Denn die Mannschaft nimmt den Kommandanten einfach hin. Seit der Zeit der Kolonien entwickelt sich Afrika rückwärts. Man braucht einfach Zeit. Nur ein bisschen Zeit dauert es noch, bis William Baldés neue CD in den Handel kommt: Ab dem 14. Juni gibt's die neuen Songs zu kaufen.

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Stephanie Gebert