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Kriminalität

Wilderei Motiv für Polizistenmorde in der Pfalz

1. Februar 2022

Im Fall der beiden erschossenen Polizisten in der Pfalz gehen die Ermittler davon aus, dass die mutmaßlichen Täter eine Wilderei vertuschen wollten. Gegen die Verdächtigen erging Haftbefehl.

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Trauer um die beiden ermordeten Polizisten in der Polizeinspektion im rheinland-pfälzischen Kusel
Trauer um die beiden ermordeten Polizisten in der Polizeinspektion im rheinland-pfälzischen Kusel Bild: Harald Tittel/dpa/picture alliance

Die Vertuschung einer Wilderei ist offenbar das Motiv für den Mord an den beiden Polizeibeamten in Rheinland-Pfalz. Der Ermittlungsrichter gehe davon aus, dass die beiden 38 und 32 Jahre alten Beschuldigten die Tat gemeinschaftlich begangen haben, um die vorangegangene Wilderei zu verdecken, sagte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen auf einer Pressekonferenz in Kaiserslautern. Im Kofferraum des Wagens der mutmaßlichen Täter wurde erlegtes Wild gefunden.

Teilgeständnis des jüngeren Beschuldigten

Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass jeder der beiden Beschuldigten geschossen hat. Es seien mindestens zwei Waffen - eine Schrotflinte und ein Jagdgewehr - verwendet wurden, sagte Orthen. Bei den Verdächtigen war ein großes Waffenarsenal sichergestellt worden. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung im saarländischen Spiesen-Elversberg fünf Kurzwaffen, ein Repetiergewehr, zehn weitere Langwaffen, eine Armbrust sowie einen Schalldämpfer und Munition. Im Haus des zweiten Tatverdächtigen seien zwei Langwaffen entdeckt worden, hieß es weiter.

Der jüngere Mann legte zwar ein Teilgeständnis ab und räumte den Vorwurf der Wilderei ein. Er bestreitet laut Orthen bislang jedoch, selbst geschossen zu haben. Die 24-jährige Polizistin wurde von einem Schuss tödlich getroffen, auf ihren 29 Jahre alten Kollegen wurde vier Mal gefeuert. Die Bluttat geschah am frühen Montagmorgen nahe Ulmet im Landkreis Kusel bei einer Verkehrskontrolle. Die beiden Tatverdächtigen waren zunächst auf der Flucht, konnten am Montagabend jedoch im Saarland gefasst werden. 

Keine Hinweise auf politisch motivierte Tat

Andreas Johannes S. wurde am Abend in Sulzbach in der Nähe seines Wohnorts festgenommen. Im Zuge der Durchsuchung mehrerer Objekte habe dann der jüngere Tatverdächtige widerstandslos festgenommen werden können, teilte Orthen weiter mit. S. sei bereits wegen Jagdwilderei und Verkehrsunfallflucht polizeilich bekannt, der andere Tatverdächtige wegen Betrugsdelikten, Beide seien aber nicht rechtskräftig vorbestraft.

Die gemeinsame Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern
Die gemeinsame Pressekonferenz von Polizei und Staatsanwaltschaft in Kaiserslautern Bild: Uwe Anspach/dpa/picture alliance

Hinweise auf eine politisch motivierte Tat oder etwa Verbindungen in die sogenannte Reichsbürgerszene gibt es nach Angaben der Ermittler nicht. Ein Haftgrund sei auch eine mögliche Fluchtgefahr, die wirtschaftlichen Verhältnisse der beiden Männer seien "alles andere als geordnet", die sozialen Verhältnisse "eher brüchig". 

"Gehört nicht zu unserer Vorstellung von Deutschland"

Die Tat sei verstörend, sagte Oberstaatsanwalt Udo Gehring: "Es gehört nicht zu unserer Vorstellung von Deutschland, dass jemand auf offener Straße mit Jagdwaffen anfängt zu schießen, bloß weil er beim Wildern erwischt wird."  Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer drückte erneut ihre Trauer und ihr Entsetzen über den Mord an den beiden Beamten aus. "Sie wurden grausam ermordet, um uns zu schützen und uns Sicherheit zu geben", sagte Dreyer in Mainz. "Wer die Polizei angreift, greift uns alle, die ganze Gesellschaft an." Landtagspräsident Hendrik Hering sagte, "auf sinnlose und brutale Weise" seien zwei junge Menschen aus dem Leben gerissen worden. "Sie wurden ermordet, weil sie unseren Rechtsstaat, unsere Demokratie verteidigt haben."

sti/kle (afp, dpa)