Wiederentdeckung von Hermann Landshoff
Obwohl der Deutsch-Amerikaner die Modefotografie in der Mitte des 20. Jahrhunderts revolutionierte, ist er in Vergessenheit geraten: Hermann Landshoff. Das Münchner Stadtmuseum widmet ihm nun eine Ausstellung.
3600 Originale von Hermann Landshoff
Die Familie Landshoff hat dem Münchner Stadtmuseum den gesamten Nachlass des Fotografen Herrmann Landshoff geschenkt: Dabei handelt es sich um 3600 Originalabzüge aus den Jahren 1927 bis 1970. In einer Ausstellung wird sein Werk nun gezeigt (bis zum 21. April 2014).
Viel Kultur im Hause Landshoff
1905 wurde Hermann Landshoff in München geboren. Seine jüdische Familie war wohlhabend, der Vater Ludwig ein bekannter Musikwissenschaftler, Komponist und Dirigent, die Mutter Sängerin an der Königlichen Hofoper. Künstler und Intellektuelle wie Thomas Mann, Joachim Ringelnatz und Rainer Maria Rilke gingen bei ihnen zu Hause ein und aus. Mit 24 Jahren entdeckte Landshoff die Fotografie für sich.
Modefotos in Paris
Bevor er als Fotograf seinen Lebensunterhalt verdiente, zeichnete der an der Münchner Kunstgewerbeschule ausgebildetete Typograph Karikaturen. Im Jahr 1933 floh Landshoff vor den Nazis aus Deutschland. Zunächst arbeitete er in Paris als Modefotograf für das Magazin "Vogue" und inszenierte - damals unüblich - die Models auf öffentlichen Plätzen, zum Beispiel auf der Schlosstreppe von Versailles.
Auf den Dächern New Yorks
Wenige Jahre später emigrierte Landshoff nach New York. Auch dort arbeitete er als Fotograf für Modemagazine, unter anderem für "Harper's Bazaar". Er hatte einen Blick für ausgefallene Orte und Kompositionen und revolutionierte die Modefotografie: Statt vor künstlicher Studiokulisse lichtete er seine Models unter freiem Himmel ab, etwa auf dem Dach des Nobelkaufhauses "Saks Fifth Avenue".
Fokus auf das Alltägliche
Die Stadt New York wurde zu Landshoffs Kulisse, natürliches Licht zu seinem Markenzeichen. Die Models sollten Alltagssituationen nachspielen: Fahrradfahren, Tennisspielen. Seine Art zu arbeiten und seine Bilder beeindruckten und inspirierten auch andere Künstler. Hermann Landshoff war ein großes Vorbild für den Mode- und Porträtfotografen Richard Avedon, den Lieblingsfotografen Marilyn Monroes.
Bewegung im Bild
Hermann Landshoff hatte Spaß am Experiment. Er spielte mit Schärfe und Unschärfe und holte Bewegung ins Bild. Freude, Dynamik, Leichtigkeit - dies sollte nicht nur die Mode für die moderne amerikanische Frau vermitteln, sondern schon die Fotografie selbst. Landshoff ging es nicht nur um ein Abbild, er wollte überraschen und neue Ausdrucksformen für die Fotografie finden.
Europäische Künstler in New York
Porträts gehören ebenfalls zum Werk des Künstlers. Im Haus der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim fotografierte er im Jahr 1942 ihren Ehemann Max Ernst, der seit 1941 in den USA im Exil lebte. Der Maler und Bildhauer war einer von vielen europäischen Künstlern, die in die USA ausgewandert sind und in New York von Hermann Landshoff porträtiert wurden.
Einzigartige Porträtserien
Landshoff fotografierte aus eigenem Antrieb seine Kollegen und hat damit eine Sammlung geschaffen, die einzigartig ist. Er machte Bilder von Fotografen, die das 20. Jahrhundert prägten, darunter Irving Penn (Bild), Walker Evans und Alfred Stieglitz. Doch nicht nur Models und Künstler ließen sich von ihm ablichten, auch berühmte Naturwissenschaftler wie Albert Einstein fotografierte er.