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Wieder Massenstreiks in Griechenland

20. Mai 2010

Aus Protest gegen das einschneidende Sparprogramm in Griechenland haben die Gewerkschaften erneut zu umfassenden Streiks aufgerufen. Sie legten das öffentliche Leben im Land wieder weitgehend lahm.

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Teilnehmer einer Demonstration (Foto: AP)
Wut gegen die Sparpolitik der RegierungBild: AP

Die Wut gegen die Sparpolitik der Regierung sitzt tief in Griechenland, und so haben es die Gewerkschaften schon zum vierten Mal in diesem Jahr geschafft, mit massiver Unterstützung der Bürger am Donnerstag (20.05.10) Arbeitsniederlegungen in weiten Teilen des Landes auf die Beine zu stellen.

Massive Behinderungen im Verkehrswesen

So waren Bus- und U-Bahnverkehr für mehrere Stunden stillgelegt. Deshalb stiegen viele Menschen auf das eigene Auto um. In der Folge bildeten sich riesige Staus auf den Straßen. Im Athener Hafen Piräus war der Fährverkehr zu den Ägäis-Inseln unterbrochen. Der internationale Flugverkehr wurde dagegen weitgehend normal abgewickelt, da die Fluglotsen nicht am Streik teilnahmen. Nur einige Inlandsflüge fielen aus, weil die Angestellten der zivilen Luftfahrt auf einigen Airports keine Flüge abfertigten.

Fähre im Hafen von Piräus (Foto: AP)
Behinderungen im Verkehrswesen: Fähren bleiben im HafenBild: AP

Der Streik betraf auch eine Reihe von Industriebetrieben. Geschlossen blieben sowieso alle staatlichen Behörden wie Ministerien und Steuerämter, Schulen und Universitäten. Die Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern behandelten nur Notfälle. Im staatlichen Fernsehen wurden lediglich Dokumentarfilme ausgestrahlt. Die privaten Radio- und Fernsehstationen arbeiteten dagegen normal.

Protest gegen einschneidende Belastungen

Demonstranten auf der Straße (Foto: AP)
Demonstranten auf dem Weg zum ParlamentBild: AP

Zu dem Streik hatten abermals die beiden größten Gewerkschaftsverbände des privaten und des staatlichen Sektors sowie die kommunistische Gewerkschaft aufgerufen. Sie organisierten auch Demonstrationen in mehreren Städten. Allein in Athen zogen wieder tausende Menschen zum Parlament und riefen dabei: "Diebe kommt raus!"

Gewerkschaftsvertreter kritisierten überzogene und einseitige Belastungen für die Beschäftigten. Durch die Sparmaßnahmen der Regierung sei das gesamte System der sozialen Sicherung in Griechenland in Gefahr. Ministerpräsident Giorgos Papandreou zeigte sich unbeeindruckt: "Wir bleiben fest entschlossen", sagte er. Bei früheren Protesten hatte es teils massive Ausschreitungen gegeben. Am 5. Mai kamen dabei in Athen drei Menschen ums Leben.

Die sozialistische Regierung hat sich zu einem beispiellosen Sparprogramm verpflichtet - im Gegenzug für ein 110 Milliarden Euro umfassendes Kreditprogramm von Euro-Staaten und des Internationalem Währungsfonds. Die Einsparungen sehen unter anderem einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst und Gehaltskürzungen für Beamte sowie erhebliche Einbußen im Sozialbereich vor. Bis Ende 2012 müssen die Griechen insgesamt 30 Milliarden Euro sparen. Damit soll der Staatsbankrott des überschuldeten Euro-Mitgliedsstaates verhindert werden.

Autor: Herbert Peckmann (dpa, rtr, ap)
Redaktion: Ursula Kissel