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Wieder Geldstrafe für Holocaust-Leugner

4. Oktober 2012

Das Amtsgericht Regensburg hat gegen den Holocaust-Leugner und erzkonservativen Bischof Williamson erneut einen Strafbefehl wegen Volksverhetzung erlassen. Das Verfahren zieht sich mittlerweile vier Jahre hin.

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Holocaust-Leugner und Piusbruder-Bischof Richard Williamson (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Bischof der traditionalistischen Piusbruderschaft habe den Mord an Juden während der Nazi-Diktatur verharmlost, teilte ein Gerichtssprecher in Regensburg mit. Der Strafbefehl sehe eine Geldstrafe in Höhe von 100 Tagessätzen vor. Die Höhe des Tagessatzes und damit die Gesamtstrafe gab der Sprecher nicht bekannt. Der 72-jährige Williamson und seine Anwälte haben nun zwei Wochen Zeit, Einspruch einzulegen.

Bischof Richard Williamson hatte im November 2008 in einem Interview mit einem schwedischen Bezahl-Fernsehsender den Völkermord der Nazis an Millionen Juden und die Existenz von Gaskammern bestritten. Williamson äußerte sich während eines Aufenthalts in einem Anwesen der Piusbruderschaft in der Nähe von Regensburg. Darauf gründet die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft der bayerischen Stadt.

2010 erstes Urteil gegen Williamson

Das Regensburger Amtsgericht verurteilte den Bischof 2010 wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro. Das Landgericht bestätigte die Entscheidung, reduzierte die Strafe aber auf 6500 Euro. Das Oberlandesgericht Nürnberg kassierte das Urteil später aus formaljuristischen Gründen. Die Nürnberger Richter hatten damals moniert, dass die Verbreitungswege des Interviews in dem Urteil nicht ausreichend dargelegt worden seien. Der neue Strafbefehl wurde nach Angaben des Regensburger Gerichtssprechers um die Anforderungen des Oberlandesgerichts ergänzt.

Das im Internet verbreitete Interview hatte dann 2009 weltweit für Schlagzeilen gesorgt, weil Williamson zu den vier Traditionalistenbischöfen gehörte, deren Exkommunikation Papst Benedikt XVI. aufgehoben hatte.

Bei seinem Deutschland-Besuch 2011 sprach Papst Benedikt XVI. auch vor dem Bundestag (Foto:dapd) Foto: Clemens Bilan/dapd
Bei seinem Deutschland-Besuch 2011 sprach Papst Benedikt XVI. auch vor dem BundestagBild: dapd

Dieser Schritt wurde vom Vatikan wenige Tage nach Veröffentlichung des Interviews bekanntgegeben. An dem Vorgang entzündete sich eine Welle der Kritik. Erst später stellte der Vatikan klar, dass der Papst Williamsons Äußerungen zum Holocaust nicht gekannt habe und dass die vier Traditionalistenbischöfe weiterhin von den kirchlichen Ämtern suspendiert seien.

Die ultra-konservative Piusbruderschaft lehnt die Ergebnisse des 2. Vatikanischen Konzils ab. Die Gespräche zwischen römisch-katholischer Kirche und den Piusbrüdern über eine eventuelle Überwindung theologischer Streitpunkte stecken seit dem Frühjahr offenbar in einer Sackgasse. Obwohl sich die Piusbrüder nach dem Interview von den Aussagen des Bischofs distanziert hatten, ist Williamson weiter Mitglied und Bischof ihrer Gemeinschaft.

wl/sti (dpa, dapd, kna)