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Wieder Flüchtlingstragödie im Mittelmeer?

3. Juni 2016

Vieles deutet auf ein weiteres tödliches Flüchtlingsunglück hin: Vor Kreta ist ein überfüllter Fischkutter gekentert. Nur 340 Migranten wurden bisher gerettet. Doch an Bord sollen sich etwa 700 Menschen befunden haben.

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Die griechische Küstenwache bei einem Rettungseinsatz für Flüchtlinge vor Kreta im Jahr 2013 (Foto: AFP)
Die griechische Küstenwache bei einem Rettungseinsatz für Flüchtlinge vor Kreta (Archivbild)Bild: AFP/Getty Images/G. Politis

Vor der griechischen Insel Kreta sind bei einem erneuten Bootsunglück möglicherweise mehrere hundert Flüchtlingen ertrunken. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kenterte ein Boot mit mindestens 700 Insassen, von denen zunächst 340 gerettet und vier tot geborgen wurden. Das 25 Meter lange Boot kam offenbar aus Ägypten und havarierte knapp 140 Kilometer südlich der griechischen Insel. Ein vorbeifahrendes Schiff hatte es entdeckt und die griechischen Behörden alarmiert, wie die Küstenwache mitteilte. Das Boot ging demnach zur Hälfte unter.

Nach Angaben der italienischen Küstenwache hatte am Donnerstagnachmittag bereits ein italienisches Handelsschiff Alarm geschlagen und gemeldet, dass im Grenzgebiet zwischen ägyptischen und griechischen Hoheitsgewässern ein Flüchtlingsboot in Seenot sei. Vier Schiffe, die sich in der Nähe befanden, seien dorthin gefahren.

Die griechischen Behörden starteten einen großen Rettungseinsatz. Die Küstenwache schickte zwei Patrouillenboote, ein Flugzeug und einen Hubschrauber los. Fünf Schiffe, die in der Region unterwegs waren, beteiligten sich ebenfalls an dem Einsatz. Sie warfen Rettungsbojen aus, an denen sich die Flüchtlinge festhalten konnten.

Viele Leichen in Libyen gefunden

An der libyschen Küste bei der Stadt Suara wurden unterdessen bis Donnerstagabend die Leichen von 104 Migranten entdeckt. Suara liegt etwa 160 Kilometer westlich von Tripolis. Die Küstenwache erklärte, die angespülten Leichen könnten zu einem Schiff gehören, das eine Patrouille am Donnerstag leer gefunden hatte. Die meisten der Toten stammten aus afrikanischen Ländern, sagte ein Sprecher des Roten Halbmondes.

In der vergangenen Woche waren im südlichen Mittelmeer drei Flüchtlingsboote gesunken. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR geht davon aus, dass etwa 700 Menschen ertrunken sind, darunter auch 40 Kinder. Sie hatten nach Angaben von Überlebenden in drei Booten die libysche Küste verlassen, um nach Italien zu gelangen. Alle drei Boote gingen unter.

Helfer bergen angespülte Leichen an einem Strand bei Suara in Libyen (Foto: Picture-alliance)
Helfer bergen angespülte Leichen an einem Strand bei Suara in LibyenBild: picture-alliance/dpa/Mohame Ben Khalifa

Gutes Wetter ermutigt Schlepper

Derzeit ist das Wetter gut und die See relativ ruhig, weshalb zahlreiche Menschen die gefährliche Überfahrt über das Meer wagen. Erst am Dienstag hatte das UNHCR erklärt, dass in diesem Jahr bereits mehr als 2500 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen, ums Leben kamen. Dabei gilt die Route zwischen Nordafrika und Italien als erheblich gefährlicher als der Weg nach Griechenland.

Seit der Schließung der Balkanroute und des Inkrafttretens des EU-Flüchtlingsabkommens mit der Türkei kommen allerdings kaum noch Flüchtlinge über die Türkei und Griechenland in die EU. Stattdessen gelangen wieder mehr Flüchtlinge von Libyen über das Mittelmeer nach Italien. Zudem bemühen sich internationale Schleuserbanden offensichtlich zunehmend, Migranten aus der Türkei und Ägypten nach Italien zu bringen. Havariert ein Schiff, versuchen die Menschen, das nahegelegene Kreta zu erreichen. In den vergangenen fünf Tagen waren knapp 180 Migranten auf der griechischen Mittelmeerinsel gestrandet, nachdem ihre Boote in Seenot geraten waren.

kle/wl (afp, epd, dpa)