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Politik

Wie sich Kriege verändert haben

Kira Schacht | Maximiliane Koschyk
8. November 2019

Nach Ende des Kalten Krieges hoffte die Welt auf eine Zeit des Friedens. Doch es kam anders. Heute sind Konflikte komplexer denn je.

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Das zwanzigste Jahrhundert war dominiert von Kriegen. In zwei Weltkriegen starben schätzungsweise 80 Millionen Menschen. Dann der Kalte Krieg: Ein Wettrüsten zwischen den USA und Russland. In Europa und weiten Teilen der Welt standen sich in zwei Fronten gegenüber. In Asien, Nahost, Afrika und Lateinamerika finanzierten die Weltmächte blutige Stellvertreterkriege.

Friedliche Revolutionen brachten schließlich 1989 den Eisernen Vorhang zu Fall. Der Kalte Krieg wurde für beendet erklärt. "Wir haben gehofft, dass nach dem Kalten Krieg eine Ära des Friedens anbrechen würde", sagt Sarah Brockmeier, Expertin für UN-Friedenssicherung am Global Public Policy Institute, einem Berliner Think Tank.

Gibt es heute weniger Krieg als früher?

Diese Hoffnung erwies sich jedoch schnell als unbegründet. Immer noch gibt es weltweit zahlreiche Konflikte. Seit Mitte der 2000er steigt ihre Zahl sogar wieder an. Brockmeier: "Es gibt wieder mehr Konflikte, mehr Gewalt und – insbesondere seit dem Start des Krieges in Syrien – auch mehr Kriegstote."

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Das liege vor allem an den innerstaatlichen Konflikten der 1990er Jahre, an die nach dem Mauerfall noch niemand dachte, sagt Brockmeier. So etwa den Jugoslawienkriegen, in Sierra Leone oder in der Demokratischen Republik Kongo. Mit dem Krieg in Mali ab 2012 oder dem andauernden Syrienkrieg, der 2011 begann, scheint dieser Trend anzuhalten.

Allein in den letzten zehn Jahren haben Forscher von der Abteilung für Friedens- und Konfliktforschung der Universität Uppsala 23 Kriege gezählt sowie 162 kleinere Konflikte mit weniger als 100 Toten im Jahr.

Zwar sind wir laut Sarah Brockmeier besser darin geworden, die Warnzeichen von Konflikten zu erkennen. Verhindern können wir sie oft trotzdem nicht: "Wir haben noch nicht gelernt, frühzeitig genug politischen Willen zu mobilisieren, um einzuschreiten, bevor bewaffnete Konflikte ausbrechen."

Konflikte werden komplexer und internationaler

Mit der Globalisierung sind seit dem Mauerfall auch Kriege komplexer geworden. Zusätzlich zu den beiden gegnerischen Seiten sind heute häufig noch weitere Parteien beteiligt, die zum Beispiel Truppen schicken, Waffen liefern, oder sich mit Militär-Expertise oder Training an Konflikten beteiligen . Bis Anfang der 2000er waren im Schnitt nur zwei oder drei externe Parteien in einem Konflikt involviert. In den Folgejahren stieg der Durchschnitt auf vier bis fünf.

Hauptgrund dafür sind die komplexen Konflikte im Nahen Osten:  Im Kampf gegen die Taliban in Afghanistan waren im Jahr 2009 zum Beispiel ganze 46 externe Parteien beteiligt. Dazu zählen internationale Bündnisse wie die NATO-Partner, die im Fall Afghanistans etwa die International Security Assistance Force anführte. Der Krieg in Syrien ist heute ähnlich komplex: Alleine zehn verschiedene Hauptbeteiligte zählte zum Beispiel Bloomberg Anfang Oktober 2019 in dem ständig wechselnden Geflecht an Interessen.

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Weltweite Militärausgaben sinken

Im Jahr 2017 investierten Länder weltweit rund 1,8 Billionen Euro in ihre Armeen. Das sind circa zwei Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes. Ein Rekord: Noch nie lag dieser Wert so niedrig. Tatsächlich sind die weltweiten Militärausgaben, relativ betrachtet, in den letzten Jahrzehnten stetig gesunken.

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