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Wie gefährlich sind Energy Drinks?

27. Mai 2015

Für Millionen Jugendliche in Europa das ideale Partygetränk. Mögliche Folgen bei hohem Konsum: Herzrasen, Bluthochdruck bis zu Herzversagen. Dr. Renate Oberhoffer setzt sich für mehr Aufklärung bei Jugendlichen ein.

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Renate Oberhoffer Leiterin am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie TU München
Bild: DW/M. Brinkmann

Wie kommt es überhaupt, dass Energy Drinks sich bei Jugendlichen derart als Lifestylegetränk durchsetzen konnten?

Dr. Renate Oberhoffer: Heute möchte man schick und schnell und immer konzentriert bei der Sache sein, und genau mit dem Effekt werben diese Life Style Getränke.

Was ist eigentlich drin und was macht die Wirkung aus?

Der größte Anteil liegt im Koffein, da sind unterschiedliche Dosen drin, dazu gehören noch Zucker oder zuckerhaltige Stoffe, außerdem manchmal Guarana, Taurin, Vitamine und andere Substanzen. Die beworbene Wirkung beruht überwiegend auf der des Koffeins. Koffein macht wach, macht hell, regt das Herz- Kreislaufsystem an, lässt einen besser durchatmen, das ist der überwiegende Effekt.

In einer aktuellen Studie warnt die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA vor den gesundheitlichen Risiken der Getränke. Welche gesundheitlichen Folgen sind das?

Die gesundheitlichen Folgen bei Überschreiten bestimmter Dosen sind Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen bis hin zum plötzlichen Herzstillstand. Es können aber auch das Bewusstsein und die Wahrnehmung getrübt werden und dies insbesondere in der Kombination mit Alkohol. Es gibt ja mittlerweile auch die Energy Shots, das sind kleinere Mengen in höherer Konzentration, die mit Alkohol gemischt werden, und deren Wirkung ist teilweise nicht absehbar. Darüber hinaus birgt der Konsum von Energy Drinks mit Alkohol ein höheres Suchtpotential.

Was verstehen Sie unter höheren Dosen beim Konsum von Energy Drinks?

Es gibt altersspezifische Dosen für Kinder und Jugendliche, für Koffein liegen diese bei 3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, für einen Erwachsenen bei ca. 300 Milligramm. Dabei muss man jedoch bedenken, dass andere Zusatzstoffe in Energy Drinks teilweise zu einer weiteren Erhöhung des Koffeingehaltes führen können - zum Beispiel ist Guarana auch ein Stoff, der Koffein beinhaltet und die genauen Mengen sind oft nicht auf der Verpackung erkennbar.

Danach dürften eigentlich Kinder und Jugendliche gar keine Energy Drinks zu sich nehmen. Brauchen wir ein Abgabeverbot?

Ich würde erst einmal eine Informationskampagne befürworten, denn das Thema der möglichen gesundheitsschädlichen Wirkung dieser Drinks ist relativ wenig bekannt, sowohl bei den Jugendlichen wie auch bei den Eltern, den Ärzten oder Lehrern. Gerade auch in Partyzonen, wo diese Getränke ausgeschenkt werden, müsste Aufklärung stattfinden. Bei jeder ärztlichen Untersuchung insbesondere Jugendlicher und im Schulunterricht müsste das Thema angesprochen werden.

Wer darf welche Menge an Energy Drinks zu sich nehmen?

Eine oder zwei Dosen sind für einen Erwachsenen wahrscheinlich nicht schädlich, es sei denn, er hat bereits eine Herz-Kreislauferkrankung. Wenn dies der Fall ist, ein erhöhter Blutdruck vorliegt, bestimmte Medikamente genommen werden, sollte man erst vorher nachfragen, weil das wirklich gefährden kann. Und für Kinder und Jugendliche gelten die o.g. Grenzwerte, also 3 Milligrammpro Kilogramm Körpergewicht.


Prof. Dr. med Renate Oberhoffer ist stellvertretende Sprecherin der Kommission der Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen der Deutschen Hochdruckliga e.V. sowie Leiterin des Lehrstuhls für präventive Pädiatrie der Technischen Universität München.

www.gesundheit.sp.tum.de


Interview: Marita Brinkmann