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120 Tote pro Tag

10. Januar 2008

Im Irak sind nach einer Erhebung der Weltgesundheitsorganisation und der irakischen Regierung zwischen März 2003 und Juni 2006 etwa 151.000 Zivilisten gewaltsam ums Leben gekommen.

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Trauer nach Toten in Bakuba, Quelle: AP
Trauer um Kriegsopfer: Eine alltägliche Szene im IrakBild: AP

Die neuen Zahlen zu den Opfern des Irak-Krieges seien das Ergebnis einer breit angelegten Untersuchung über Familiengesundheit im Irak, die die irakische Regierung für ihre weiteren Planungen benötige, teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Mittwoch (9.1.2008) in Genf mit. Die Schätzungen, die im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurden, beruhen auf Umfragen in etwa 10.000 Familien-Haushalten in allen 18 Provinzen des Irak.

Nicht fehlerfrei

Nach den Ergebnissen der Studie war Gewalt die Hauptursache für den Tod irakischer Erwachsener nach März 2003 und dabei vor allem für Männer im Alter von 15 bis 59 Jahren. So starben im Durchschnitt 128 Iraker täglich durch Gewalteinwirkungen im ersten Jahr nach der amerikanischen Invasion. Diese Zahl lag im zweiten Jahr noch bei 115 und stieg im dritten Jahr auf 126 an.

Experten gehen bei dieser Grobschätzung dennoch von Fehlern aus, so dass die Zahl zwischen 104.000 und 223.000 liegen könnte. Die Zahl der bei Befragungen ermittelten 151.000 Opfer liege dreimal so hoch wie diejenige, die man bisher anhand von Medienberichten errechnet habe.

Keine Sterbelisten

"Die Einschätzung der Todeszahlen in Konflikten ist äußerst schwierig, und Haushaltsbefragungen müssen mit Vorsicht zur Kenntnis genommen werden", sagte der WHO-Statistiker Mohamed Ali dazu. Da es jedoch an behördlichen Sterbelisten mangele, sei die Haushaltsbefragung die beste Möglichkeit, sich einen Überblick über die Opfer zu verschaffen.

Eine 2006 veröffentlichte Erhebung der Universität Johns Hopkins, die auf 600.000 Tote kam, war wegen einer zu geringen Zahl an Befragten kritisiert worden. Die Vereinten Nationen gehen von 80.000 bis 87.000 getöteten Zivilisten in dem Zeitraum aus.

Die Zahl der im Irak getöteten US-Soldaten liegt derzeit bei etwa 4000. Zu getöteten irakischen Sicherheitskräften gibt es keine genauen Zahlen. Schätzungen gehen von 5000 bis 6000 Toten aus. (kas)