Mit steigenden Benzinpreisen werden energiesparende Autos beliebter. Doch die europäischen Autohersteller laufen dem Trend hinterher – und könnten in Zukunft noch weiter zurückfallen.
Fährt schon länger mit Hybrid-Antrieb: der Toyota Prius
In den USA erfreuen sich Hybridautos, die beim Bremsen die Akkus eines zusätzlichen Elektromotors aufladen, wachsender Beliebtheit. Zwar ist die Zahl der Fahrzeuge noch viel zu gering, um - wie von US-Präsident George W. Bush erhofft - die amerikanische Abhängigkeit von Erdölimporten spürbar zu reduzieren. Doch die Verkaufszahlen für den Toyota Prius, das erfolgreichste Hybridauto in den USA, stiegen von 55.000 Wagen im Jahre 2004 auf 108.000 in 2005. Für 2006 wird mit 245.000 Verkäufen gerechnet.
Die deutsche Automobilindustrie hinkt dieser Entwicklung hinterher und versucht derzeit, ihren Rückstand aufzuholen. So arbeiten DaimlerChrysler, BMW und General Motors gemeinsam an der Entwicklung eines Hybridantriebs, während Volkswagen, Audi und Porsche mit Zulieferern kooperieren. Bis zur Serienreife dürften noch zwei bis drei Jahre vergehen.
"Das ist eher ein Image- als ein Absatzproblem", sagt Stefan Reindl vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA) in Nürtingen und verweist auf die noch geringen Absatzzahlen. "Die deutschen Autobauer wirken dadurch wie von gestern." Die Stärke der deutschen Hersteller sind vor allem die Dieselmotoren, die in den USA, dem wichtigsten Automarkt der Welt, bisher schlecht ankommen.
"Die Hybrid-Technik ist eine ganz wichtige Technologie, an der kein Weg vorbeiführt", glaubt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Dass Firmen wie DaimlerChrysler versuchen, Dieselmotoren in den USA populärer zu machen, sei jedoch keineswegs ein Fehler. Bei längeren Fahrten sind Dieselmotoren sogar sparsamer als Hybridantriebe, deren Akkus sich nur im Stop-and-Go des Stadtverkehrs aufladen. Die Eigenschaften des Dieselmotors weiter zu verbessern, ist eine der Prioritäten der europäischen Ingenieure.
"Die Autoindustrie muss ihre Anstrengungen verstärken, alternative Antriebe zu entwickeln", sagt Stefan Reindl. Selbst Kunden, die sich Autos mit einem höheren Verbrauch leisten könnten, würden aus Imagegründen irgendwann umsteigen. Langfristig werde sich der Wasserstoffantrieb durchsetzen, an dessen Weiterentwicklung die meisten Hersteller arbeiten. Wird mit dem Wasserstoff in einer Brennstoffzelle Strom produziert, der einen Elektromotor antreibt, entstehen keine Schadstoffe; als einziges Restprodukt bleibt Wasser zurück. Für die Herstellung von Wasserstoff werden allerdings beträchtliche Energiemengen benötigt.
GLOSSAR:
sich wachsender Beliebtheit erfreuen – immer beliebter werden
spürbar – merklich; so, dass man es merken kann
hinterher hinken – zurückliegen, Rückstand haben
bis zur Serienreife – bis die Entwicklung von etwas soweit ist, dass es in großer Anzahl produziert werden kann
auf etwas verweisen – auf etwas hinweisen, aufmerksam machen
wie von gestern – rückständig sein, unmodern
schlecht ankommen – nicht sehr beliebt sein; nicht gut angenommen werden
an etwas führt kein Weg vorbei – man muss es machen, es gibt keine Alternative
populär – beliebt
keineswegs – auf keinen Fall
Priorität, die – der Vorrang; die größere Bedeutung
sich etwas leisten können – genug Geld haben, um sich etwas zu kaufen
auf etwas umsteigen – zu etwas anderem wechseln
langfristig – auf lange Sicht; zukünftig
Schadstoff, der – Substanz, die negative Auswirkungen auf Menschen, Tiere oder Pflanzen haben kann
beträchtlich – enorm, sehr groß