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Wer es kann in Cannes - Sieger und Verlierer des Filmwettbewerbs

Ole Skambraks26. Mai 2008

Zwei Wochen lang war die südfranzösische Stadt Cannes der Nabel der Filmbranche: 22 Filme liefen im Wettbewerb, Indiana Jones feierte Weltpremiere und Madonna ihren ersten Dokumentarfilm. Doch wer hat gewonnen?

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Offizielle Großplakate der 61. Filmfestspiele in Cannes 2008 am Eingang des Filmpalastes zwei Tage vor Beginn des Filmwettbewerbs(12.05.2008/AP)
Zum 61. Mal finden die Filmfestspiele in Cannes stattBild: AP

Die Meinungen der Festivalbesucher gingen in diesem Jahr so weit auseinander, dass bis zuletzt wild über den Gewinnerfilm spekuliert wurde. Anders erging es der Jury: Präsident Sean Penn erklärte, es habe in diesem Jahr zwei einstimmige Entscheidungen gegeben – zum einen für Benicio del Toro, der den Preis als bester männlicher Hauptdarsteller in Steven Soderberghs Epos "Che" mit nach Hause nahm und zum anderen für Laurent Cantets "Entre les murs", der als bester Film ausgezeichnet wurde.

Neuling mit Anfängerglück

Der französische Regisseur Laurent Cantet posiert für die Fotografen nachdem er seine goldene Palme für seinen Film "Entre les murs" erhalten hat (25.05.2008/dpa)
Laurent Cantet: Regisseur des besten Films von Cannes 2008 "Entre les murs"Bild: picture-alliance/ dpa

Der Regisseur Cantet ist zum ersten Mal auf dem Festival mit einem Film dabei und erzählt in "Entre les murs" die Ereignisse während eines Schuljahrs an einer Pariser Mittelschule. Das Werk ist Spielfilm mit Laiendarstellern und Dokumentarstreifen zugleich.

Die Darsteller heißen Souleymane, Wei, Louise oder Cherif : Cantet zeigt in seinem Film ein multikulturelles Frankreich – die Realität einer Schulklasse im XX. Pariser Arrondissement. Während des ganzen Films verlässt seine Kamera nicht den Klassenraum. Der Mikrokosmos fungiert als Schauplatz für den Rest der Gesellschaft. "Entre les murs" wurde am letzten Wettbewerbstag als relativer Außenseiterfilm gezeigt, bekam aber nach der Vorführung den längsten Applaus.

Wim Wenders enttäuscht

Ebenfalls am letzten Tag lief der deutsche Wettbewerbsbeitrag Palermo Shooting. Es ist ein klassischer Wim-Wenders-Film: lyrisch, bildgewaltig und mit internationaler Starbesetzung. Denis Hopper, Milla Jovovich, Lou Reed und Patti Smith zeigen sich auf der Leinwand. Der Sänger der Band "Die Toten Hosen" Campino spielt die Hauptrolle des gestressten Modefotografen Finn, der in ein kreatives Loch fällt und sich entschließt kurzerhand nach Palermo zu fahren, um eine Auszeit zu nehmen. Dort lernt er die schöne wie rätselhafte Flavia kennen und beginnt sich mit dem Tod auseinander zu setzen.

Für Wenders diese Auseinander ein zentrales Thema des Films. Er wollte eigentlich einen Film machen über Rock’n Roll über Themen, die in Liedern von Bands wie den Toten Hosen oder auch der britischen Gruppe Coldplay erzählt werden. "Die singen von Sachen, bei denen man denkt, dass es darum im Leben geht und das Kino traut sich so wenig dies umzusetzen." Den Mut hatte Wenders zumindest, doch die Geschichte bleibt dennoch zu oberflächlich und die Inszenierung wirkt teilweise zu theatralisch. Vielleicht war auch deshalb die Resonanz nach der Weltpremiere eher verhalten.

Deutscher Ausnahmebeitrag gewinnt

Filmfestival Cannes Filmszene Wolke 9 ***Das Pressebild darf nur in Zusammenhang mit einer Berichterstattung über den Film verwendet werden*** (25.05.2008/Senator Film)
Das Ehepaar aus dem Fim "Wolke 9"Bild: Senator Film

Trotzdem ging Deutschland nicht leer aus an der Cote d’Azure. Wolke 9, der neue Film des Berliner Regisseurs Andreas Dresen lief in einer Nebenreihe und wurde mit dem Preis "Coup de coeur du jury" – dem Highlight der Juroren - ausgezeichnet. In freizügigen Bildern erzählt der Film die Geschichte einer packenden Liebesaffäre.

Das Besondere daran: Beide Hauptdarsteller sind über 60 Jahre alt und erleben einen dritten Frühling. Der Film wirkt und kam gut an beim Publikum. Nach der Vorführung gab es zehn Minuten lang Applaus und stehende Ovationen. Wieder einmal ein gelungenes Filmfestival in Cannes.