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Wenn du mir, dann ich dir

Christoph Wanner3. Oktober 2002

In der russischen Provinz werden die Lieblinge des Kreml in öffentliche Ämter gehievt. Bei der Wahl und hinterher wird das Ergebnis oft kräftig "korrigiert", berichtet DW-TV-Korrespondent Christoph Wanner.

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Bürgermeister oder Gouverneur soll nur derjenige werden, auf den sich das Zentrum in Moskau auch verlassen kann. In der drittgrößten Stadt Russlands, Nishnij Nowgorod, hat der Kandidat des Kreml knapp gewonnen. Und das unter zweifelhaften Umständen.

Wadim Bulawinow war eigentlich nicht unbedingt der Favorit der Bürgermeisterwahl. Seine Freunde hatten Angst, er könne es nicht schaffen. Problem erkannt, Problem gelöst - Stimmenkauf ist die alt bewährte Methode. Russische Zeitungen schreiben, in mehreren Stadtbezirken seien massiv Wähler gekauft worden.

Edler Spender soll unter anderem der Multi-Millionär Oleg Deripasko gewesen sein. Er ist ein kremltreuer Oligarch. Seine guten Kontakte will Deripasko offensichtlich pflegen, legt sich also für Putins Leute schon mal ins Zeug. Was ihm in Nishni Nowgorod gelungen ist, ging in der rohstoffreichen Provinz Krasnojarsk jedoch schief. Auch bei den dortigen Gouverneurswahlen hatte Oleg Deripasko angeblich seine Finger drin.

Doch diesmal hat sein Favorit nicht gewonnen. Eine peinliche Panne. Deripasko zieht die Notbremse. Russische Medien berichten der Kreml-Oligarch soll Druck auf die Wahlkommission ausgeübt haben. Prompt werden die Wahlen annulliert. In Moskau bezeichnen Politiker aller Parteien die beiden Vorfälle als skandalös. Der Präsident soll endlich für Ordnung sorgen.

Doch Wladimir Putin will nicht, windet sich lange. Schließlich aber reicht es ihm in einem Fall. Putin bestimmt den Gouverneur von Krasnojarsk selbst. Der Präsident entscheidet sich für den Mann mit den meisten Stimmen und damit gegen den Kandidaten von Deripasko. Äußerlich ist Putin dabei sehr gelassen. Hinter den Kulissen jedoch wird er seinen Leuten, darunter auch Oleg Deripasko ordentlich die Meinung sagen. Wenn schon Manipulieren, dann wenigstens so, daß es keiner mitkriegt. Solch chaotische Wahlen bringen schließlich die russische Demokratie in Misskredit.