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Klimaflüchtlinge

Silke Oppermann26. Februar 2008

Klimaflüchtlinge könnte man sie nennen – Migranten, die ihr Land verlassen, da verheerende Klimaveränderungen ihre Heimat zerstören. Überflutung und Dürre machen es Menschen aus Entwicklungsländern besonders schwer.

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Ein Farmer geht durch ein verdorrtes Reisfeld im indischen Bundesstaat Assam
Dürre zerstört die Lebensgrundlage vieler Menschen und zwingt zur MigrationBild: picture-alliance/dpa

Sollte es nach dem Kyoto-Protokoll keine Klima-Vereinbarung geben, sieht es düster aus: Bis zu 200 Millionen Menschen müssten auf Grund von Klimaveränderungen ihre Heimat verlassen. Damit rechnet zumindest der Generalsekretär der Welt-Meteorologie-Organisation (WMO), Michel Jarraud: "Veränderungen wie das klimabedingte Steigen des Meeresspiegels könnte die Migrationssituation verschärfen. Denn das betrifft kleine Inseln genauso wie tief liegende Küsten- und Deltaregionen. Dort leben sehr viele Menschen", sagt Jarraud.

Europa und Nordamerika wenig betroffen

Dorf Chemhere in Simbabwe
Reicht die Nahrung noch?Bild: picture-alliance/dpa

Kleine Inselstaaten werden komplett untergehen, weite Teile von Küstenländern wie beispielsweise Bangladesch werden überflutet, die Wüstenbildung in Afrika wird voranschreiten. Besonders schwer trifft es die Entwicklungsländer, während Menschen in Europa und Nordamerika relativ wenig unter den Klimaveränderungen leiden werden. Soweit das Szenario.

Flucht ist keine Lösung

Kyung-Wha Kang ist Stellvertreterin der UN-Kommissarin für Menschenrechte. Sie sieht durch den Klimawandel viele der bisher etablierten Menschenrechte wie etwa das Recht auf Trinkwasser in Gefahr. Von willkürlichen Umsiedlungen hält Kyung-Wha Kang wenig. "Es kann keine Lösung sein, Menschen einfach woanders hin umzusiedeln, wenn ihre Heimat überflutet wird", sagt sie. "Damit würde man sie doch nur in eine andere, genau so schwierige Situation bringen." Die Frage nach Veränderungen in der Asyl- und Migrationspolitik der nördlichen Länder steht mit an erster Stelle, wenn es um den zukünftigen Status der Umweltflüchtlinge gehen wird, sagt die UN-Expertin. Klare Antworten gibt es diesbezüglich aber noch keine.

Schutz für Klimaflüchtlinge?

Indonesische Frau umarmt ihre Verwandte, nachdem sie aus ihrem überschwemmten Haus gerettet wurde
Überschwemmung in Indonesien 2007Bild: AP

Zu viele Fragen sind ungeklärt: Wohin Menschen umsiedeln, wenn die Heimat als Folge der Klimaveränderung zur Hälfte überflutet oder verwüstet ist? Wäre es in dem Zusammenhang nicht sinnvoll, die Genfer Flüchtlingskonvention aus dem Jahr 1951 zu erweitern, damit sie nicht wie heute nur bestimmte politische Flüchtlinge schützt, sondern auch Klimaflüchtlinge mit einschließt?

Die internationale Organisation für Migration (IOM) sieht darin erhebliche Schwierigkeiten, so der IOM-Vorsitzender Brunson McKinley: "Ich bin nicht in einer Position, wo ich entscheiden könnte, ob die Flüchtlingskonvention erweitert werden sollte oder nicht. Aber wenn Sie den Hohen Flüchtlingskommissar, den Vorsitzenden des UNHCR, fragen würden, würde der wahrscheinlich sagen: Nein, danke, lassen Sie bloß die Finger davon!" Man wisse, dass die Konvention nicht perfekt sei, sagt Brunson. "Aber wenn wir sie öffnen, würden andere noch weiter Punkte integriert sehen wollen."

In naher Zukunft werden sich alle Nationen die Frage nach dem Status der Umweltflüchtlinge stellen müssen. Vorbereitet sind darauf offenbar die wenigsten.