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Weniger Wachstum, mehr Inflation

23. März 2022

Russlands Krieg in der Ukraine belastet auch die deutsche Wirtschaft. Das Wachstum nimmt ab, die Inflation steigt, so Konjunkturforscher.

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Deutschland Siemens Gasturbinen
Bild: Daniel Karmann/dpa/picture-alliance

Die Konjunkturforscher des Münchner Ifo-Instituts haben Prognosen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine deutlich abgesenkt. "Wir erwarten in diesem Jahr nur noch zwischen 2,2 und 3,1 Prozent Wachstum", sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Bisher hatten sie noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,7 Prozent gerechnet.

Auch der Bankenverband BdB, die Vertretung der privaten Banken in Deutschland, senkte seinen Konjunkturausblick und rechnet für das laufende Jahr nun mit einem Wachstum von nur noch 2,2 Prozent - aber auch nur dann, "wenn der Krieg in der Ukraine hoffentlich nicht weiter eskaliert", so Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Verbands. Als "Konjunkturbremse" wirkten vor allem die sprunghaft gestiegenen Energiepreise und die sich wieder verschärfenden Lieferengpässe.

Inflation so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr

Während die Wirtschaft abflaut, wird die Inflation weiter zulegen, sind die Ifo-Forscher überzeugt. Die Geldentwertung dürfte demnach in diesem Jahr auf 5,1 bis 6,1 Prozent steigen. Das wäre die höchste Rate seit 1982.

Symbolfoto Benzinpreis | Tankstelle Berlin
Vor allem die hohen Preise für Sprit und Energie hat die Inflation stark zugelegtBild: Sebastian Gabsch/Geisler/picture alliance

Durch den Anstieg der Verbraucherpreise gehe allein bis Ende März Kaufkraft von etwa sechs Milliarden Euro verloren. Zwar gebe es positive Entwicklungen, etwa die vollen Auftragsbücher der Industrie und die Normalisierung bei der Pandemie. Aber der Krieg "dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit", sagte Wollmershäuser.

Auch der Bankenverband sieht eine große Inflationsgefahr im gesamten Euroraum."Wir rechnen in den kommenden Monaten mit einem Anstieg der Inflation auf über sieben Prozent", so Ossig, "so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr". Auch in den kommenden Jahren seien deutlich steigende Preise zu erwarten.

Unsicherheit beim Ölpreis

Wegen der unsicheren Lage berechnete das Ifo-Institut diesmal zwei Prognosen. Im optimistischen Szenario sinkt der Ölpreis von derzeit 101 Euro pro Fass schrittweise auf 82 Euro bis zum Jahresende, und der Preis für Erdgas sinkt parallel.

Im pessimistischen Szenario steigt der Ölpreis bis Mai auf 140 Euro pro Fass und sinkt erst dann auf 122 Euro zum Jahresende. In dieser Fall würden die Investitionen der Unternehmen stagnieren und die Kurzarbeit zunehmen.

Im Dezember hatte das Ifo-Institut seine BIP-Schätzung wegen der verschärften Corona-Lage und hoher Inflation bereits von 5,1 auf 3,7 Prozent gesenkt. Auch andere führende Forschungsinstitute wie das Kieler IfW, das Essener RWI oder das IWH aus Halle haben ihre Wachstumsprognosen wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs vor kurzem stark reduziert.

bea/hb (dpa, rtr)