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Wenig Fortschritt bei der Chancengerechtigkeit

12. März 2012

Kinder armer Leute haben es in der Schule nach wie vor schwerer als die von Reichen. Eine neue Untersuchung zeigt: In Sachen Chancengerechtigkeit hat sich in Deutschland entschieden zu wenig getan.

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Deutsch-türkische Schulklasse in Berlin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Mit Intelligenz hat das nichts zu tun: Zehn Jahre nach dem Pisa-Schock gibt es weiterhin eine starke Verbindung zwischen sozialer Herkunft und dem Bildungserfolg. Dabei zeigen sich aber auch erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Dies geht aus dem ersten "Chancenspiegel" hervor, den das Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung (IfS) im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung zusammengestellt hat.

Kein Land ist überall spitze, kein Land überall Schlusslicht

So haben Kinder armer Eltern oder von Migranten in allen Bundesländern deutlich geringere Chancen, nach der Grundschule ein Gymnasium zu besuchen, als Kinder von Akademikern. Besonders ausgeprägt ist diese Chancenungleichheit in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Kein Land ist überall spitze, kein Land überall Schlusslicht, lautet das Fazit der Studie, die ausdrücklich auf ein Länderranking verzichtet. Bewertet wurden Gerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der Schulsysteme in vier Dimensionen: Integrationskraft, Durchlässigkeit, Kompetenzförderung und Vergabe von Schulabschlüssen.

Ganztagsschulen steigern die Bildungschancen

Dabei verweisen die Autoren auf länderspezifische Unterschiede: So ist in Sachsen-Anhalt der Anteil der Kinder, die auf einer separaten Förderschule unterrichtet werden und keinen Zugang zur Regelschule haben, nahezu drei Mal höher als in Schleswig-Holstein. In Sachsen besuchen drei von vier Schülern eine Ganztagsschule, in Bayern nicht einmal jeder zehnte.

"Hier bestehen Gerechtigkeitslücken, denn sowohl die Ganztagsschule als auch der Besuch einer Regel- statt einer Förderschule steigern die Bildungschancen", sagte das Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger. Und IFS-Direktor Wilfried Bos sieht einen Entwicklungsbedarf bei ausnahmslos allen Bundesländern. Wünschenswert sei eine bessere und transparentere Datenlage, um die Vergleichbarkeit zu stärken. Der "Chancenspiegel" solle in den kommenden Jahren fortgeschrieben werden, denn der Nachholbedarf in Sachen sozialer Förderung sei extrem groß.

rb/pg (dpa, epd, kna)