1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Weltweit immer mehr junge Leute ohne Job

12. August 2010

Berufsanfänger und junge Erwachsene sind die Hauptbetroffenen der globalen Wirtschaftskrise. Deren weltweit hohe Arbeitslosigkeit droht nach Meinung der Vereinten Nationen eine "verlorene Generation" hervorzubringen.

https://p.dw.com/p/Oj2N
Junge Männer lungern auf einer Parkbank (Foto: dpa)
Keine Arbeit, keine Zukunft?Bild: dpa

Rund um den Globus sind offiziell 81 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren als arbeitssuchend registriert.

"Die Jugendarbeitslosigkeit in der Welt hat das höchste jemals festgestellte Niveau erreicht und droht im laufenden Jahr weiter zu steigen", heißt es in einer am Donnerstag (12.08.2010) in Genf veröffentlichten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Die Arbeitslosenquote ist danach von 11,9 Prozent im Jahr 2007 auf 13,0 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen und wird 2010 sogar bei 13,1 Prozent erwartet. Erst für das kommende Jahr stellen die Statistiker der Vereinten Nationen einen leichten Rückgang der Zahlen in Aussicht.

Gewalt und Drogen

Die betroffenen jungen Menschen liefen Gefahr, sich unnütz zu fühlen, warnt die UN-Studie. Dies führe zu mehr Kriminalität, psychologischen Problemen, Gewalt, Konflikten und erhöhtem Drogenkonsum. Am schlimmsten betroffen seien die Menschen in den Entwicklungsländern, doch auch in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, den USA und den ehemaligen kommunistischen Ländern außerhalb der EU seien mit Beginn der Wirtschaftskrise die Arbeitsplätze verschwunden.

Das gilt auch für Deutschland: Im Vergleich zum Jahr 2000 seien heute rund 40 Prozent mehr junge Leute arbeitslos, stellte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden jetzt fest. Im internationalen Vergleich scheint die Quote von 11,0 Prozent zwar noch moderat, liegt aber deutlich über dem Schnitt der arbeitslosen Gesamtbevölkerung (7,7 Prozent).

ILO-Direktor Juan Somavia (Foto: AP)
ILO-Direktor Juan SomaviaBild: AP

"Die Jugend ist der Motor für eine wirtschaftliche Entwicklung", sagt ILO-Direktor Juan Somavia. Auf dieses Potential zu verzichten, sei eine ökonomische Verschwendung, die auch noch den sozialen Frieden gefährden könne. Vor allem in den Entwicklungsländern seien junge Menschen von unzureichenden Arbeitsangeboten betroffen, heißt es in seinem Bericht weiter. Selbst jene, die noch einen Job hätten, müssten sich oft mit niedrigeren Löhnen begnügen. Mehr als 150 Millionen Jugendliche oder junge Erwachsene könnten der Armut trotz einer Beschäftigung nicht entkommen, weil sie weniger als einen Euro am Tag verdienten.

Keine Sparrücklagen - keine Beitragszahler

Ein Grund sei, dass Jugendliche und junge Erwachsene den Schwankungen am Arbeitsmarkt stärker ausgeliefert seien, weil sie weniger Berufserfahrung vorweisen könnten, heißt es in dem 80 Seiten starken Report. Doch auch volkswirtschaftlich verursache die Jugenderwerbslosigkeit hohen Schaden. So würden weniger Sparrücklagen gebildet und die Binnennachfrage gebremst. Außerdem gingen Bildungs-Investitionen verloren; den sozialen Sicherungssystemen fehlten die Beitragszahler.

"Trotz Sparzwang nicht kürzen"

Einen Ausweg aus der Misere sehen die Vereinten Nationen nur in einer gezielten Bildungs- und Beschäftigungspolitik. Wegen der angespannten Lage seien deshalb die nationalen Regierungen aufgefordert, ihre finanziellen Programme zur Arbeitsförderung junger Menschen trotz aller Sparzwänge nicht zu kürzen.

Autor: Gerd Winkelmann (afp, kna, rtr, dpa)
Redaktion: Christian Walz