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Politik

Drastischer Anstieg von Landminen-Opfern

22. November 2016

Nach 1999, als eine Anti-Minen-Konvention in Kraft getreten war, fiel die Zahl der durch Minen Getöteten und Verletzten kontinuierlich. Doch nun steigt sie wieder an - dafür sind nicht allein Staaten verantwortlich.

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Ein Landminen-Opfer in Kambodscha (Foto: picture-alliance/dpa/epa/M. Irham)
Bild: picture-alliance/dpa/epa/M. Irham

Mindestens 6461 Menschen seien weltweit Opfer geworden, berichtete die Organisation Handicap International in München unter Berufung auf den "Landmine Monitor 2015". Das sind rund 75 Prozent mehr als 2014. Damals wurden knapp 3600 Opfer registriert. Nachdem seit Ende der 1990er Jahre mit dem Abschluss eines internationalen Abkommens zum Minenverbot die Zahlen kontinuierlich gefallen waren, gab es im Vorjahr erstmals wieder einen Anstieg. "Das ist es, was uns Sorgen macht", sagte Eva Maria Fischer, Sprecherin von Handicap International Deutschland.

Afganistan, Libyen, Syrien, Jemen und Ukraine als Schwerpunkte

78 Prozent der Opfer waren den Angaben zufolge Zivilisten - davon wiederum 38 Prozent Kinder. Mehr als 60 Staaten und Gebiete sind weltweit mit Minen und explosiven Kriegsresten verseucht. Drei Viertel der Unfälle wurden allerdings alleine aus Afghanistan, Libyen, Syrien, der Ukraine und dem Jemen gemeldet.

Eine in Libyen entdeckte Landmine (Foto: Getty Images/AFP)
Gefährlicher "Bodenschatz": Eine in Libyen entdeckte Landmine Bild: Getty Images/AFP

Zwischen Oktober 2015 bis Oktober 2016 habe zwar kein Mitgliedsstaat der Internationalen Konvention zum Verbot von Anti-Personenminen diese Waffen eingesetzt. Allerdings hätten die Streitkräfte der Nichtmitgliedsländer Myanmar, Nordkorea und Syrien die Waffen benutzt. Zudem hätten in zehn Ländern Rebellen und andere nichtstaatliche bewaffnete Gruppen Anti-Personenminen gebraucht. Große Minen-verseuchte Gebiete gebe es auch noch in Angola, Aserbaidschan, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kambodscha, im Tschad, im Irak, in Thailand, in der Türkei und in der von Marokko annektierten Westsahara.

Immer mehr Konflikte mit nichtstaatlichen Parteien

Der Anstieg der Unfälle zeige also, dass es weltweit immer mehr Konflikte gebe, an denen auch viele nicht staatliche Parteien beteiligt seien, resümierte Fischer. Das Übereinkommen zum Minenverbot haben nur Staaten unterzeichnet. "Es gibt auch eine klare Zunahme bei der der Verwendung von selbstgebauten und improvisierten Minen." 21 Prozent der Unfälle - mehr als 1300 - seien durch solche Minen verursacht worden. Fischer: "Die Zahl war noch nie so hoch."

Warnschild in einem Minenfeld in der Nähe der bosnischen Stadt Srebrenica (Foto: Imago)
Warnschild in einem Minenfeld in der Nähe der bosnischen Stadt Srebrenica Bild: Imago

Ein weiterer Grund für die Anstieg der Zahlen sei die bessere Datengrundlage. Speziell in Libyen und Syrien gebe es aufgrund systematischer Untersuchungen verlässlichere Zahlen. Dennoch geht die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen, deren Vorstand Handicap International angehört, von einer weiter hohen Dunkelziffer aus. Die Organisation rief alle Staaten dazu auf, dem Einsatz dieser "barbarischen" Waffen" ein Ende zu setzen und mehr Unterstützung für die Minenräumung zu leisten. "Aus unseren Programmen zur Risikoaufklärung, Minenräumung und Opferhilfe in vielen betroffenen Ländern wissen wir, dass diese Unterstützung viele Leben rettet", sagte Fischer.

USA, Russland und China stehen noch abseits

Die Internationale Konvention, die 1999 in Kraft trat, verbietet Einsatz, Produktion, Handel, Lagerung und Weitergabe von Anti-Personenminen. Ferner wird verlangt, die Arsenale zu zerstören und verminte Gebiete zu räumen. Laut der Kampagne sind 162 Staaten dem Vertrag beigetreten. Die USA, Russland und China stehen noch abseits der Übereinkunft.

sti/uh (dpa, epd, kna)