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Weltreise im Solartaxi

Henrik Böhme12. Dezember 2008

Die UN-Klimakonferenz in Posen ist auf der Zielgeraden. Sein Ziel schon erreicht hat hingegen ein Schweizer Abenteurer, der seine Weltumrundung mit einem Solarmobil pünktlich zur Konferenz in Posen beendete.

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Solar-Taxi. Quelle: Böhme/dw
Das Solartaxi des Schweizers Louis Palmer auf der Klimakonferenz in PosenBild: DW/Böhme

Autofahren für den Klimaschutz - das klingt eigentlich wie ein Widerspruch. Der Schweizer Louis Palmer hat das Gegenteil bewiesen. Zugegeben, neben der stolzen Flotte wasserstoff-getriebener Luxus-Karossen, mit denen die Minister über das Konferenzgelände im polnischen Posen kutschiert werden, sieht Palmers Solar-Taxi ziemlich unbequem und schäbig aus.

Aber seiner Leistung gebührt Respekt: Vor anderthalb Jahren ist er von seiner Heimatstadt Luzern aufgebrochen, erreichte pünktlich die Klimakonferenz von Bali im vergangenen Dezember - und nun, ein weiteres Jahr später, nach 53.000 Kilometern voller Abenteuer, das polnische Posen. Und das alles ohne einen einzigen Tropfen Benzin. 600 Millionen Menschen habe er – nach seiner Statistik - über die Medien weltweit erreicht mit seiner Botschaft. Und die heißt: Es geht auch ohne fossile Brennstoffe.

Wie ein Schweizer Uhrwerk

Solar-Taxi in Bali. Quelle: Böhme /dw
Auch in Bali war Palmer mit seinem Solar-Taxi dabeiBild: DW / Böhme

Palmer, 36 Jahre alt und eigentlich Lehrer von Beruf, wollte mit seiner Aktion zeigen, dass die neuen Technologien im Grunde einsatzbereit sind. Sein flaches, blaues Mobil, dass auf einem Anhänger ein zwei Quadratmeter großes Solarpanel hinter sich herzieht, funktioniert jedenfalls – natürlich - wie ein Schweizer Uhrwerk. Auf seiner Weiterfahrt von Bali war China für ihn die größte Überraschung. Er habe zunächst Vorurteile gehabt, gibt Palmer zu, aber: "Es gibt kein anderes Land in der Welt, das so viel macht mit erneuerbaren Energien wie China."

China war eines von 38 Ländern, die Palmer durchquert hat. Und das zum Teil mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 90 Stundekilometern. 300 Kilometer Reichweite spendierte ihm die aufgeladene Batterie – und wenn mal nicht Sonne schien, zapfte er den Strom aus der Steckdose. Dieser Strom wurde zu Hause von einem Solardach ins Netz eingespeist.

Damit beeindruckte Palmer auch die Amerikaner bei seiner Etappe durch die USA: "Das war eine wirklich positive Überraschung für mich. Ich hatte mir das völlig anders vorgestellt." Sein Solar-Taxi sei ein "Riesen-Medien-Hype" gewesen. In Los Angeles wurde Palmer sogar aus der Luft von einem Hubschrauber aus gefilmt. Und die Mentalität der Amerikaner sei ganz anders gewesen als vor zehn Jahren, sagt Palmer: "Nicht wieder zu erkennen, diese Gesellschaft!"

Fragen und keine Antworten

Plakat. Quelle: Böhme / dw
Plakat zur Weltumrundung im SolartaxiBild: DW/Böhme

Die Delegierten der Konferenz hier in Posen gehen jeden Morgen an Palmers Solar-Auto vorbei, viele bleiben stehen und stellen ihm Fragen. Und er fragt zurück, warum es beim Klimaschutz so langsam vorangeht. Da rede man auf der Konferenz über eine Reduzierung von Treibhausgasen von 10 oder 20 Prozent. "Aber das Solartaxi zeigt, dass es auch völlig ohne CO2 geht."

Den nächsten Plan hat Louis Palmer schon im Kopf: Ein Wettrennen in 80 Tagen um die Welt mit sechs verschiedenen Autos, alle angetrieben mit alternativen Energieformen. Start: In einem Jahr, auf der Klimakonferenz von Kopenhagen.