1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Welthungerhilfe: Späte Hilfe kostet zu viel

17. Mai 2017

Der Krieg in Syrien oder die Hungersnot im Jemen und in vielen Ländern Afrikas haben im vergangenen Jahr die Arbeit der Welthungerhilfe bestimmt. Hilfsgelder gibt es, aber die fließen zu spät.

https://p.dw.com/p/2d5jn
ine Frau misst den Armumfang eines Jungen in einer Nothilfeeinrichtung die von der UNICEF unterstützt wird. (Foto: picture alliance/dpa/Unicef/NOTIMEX)
Bild: picture alliance/dpa/Unicef/NOTIMEX

Die verspäteten Reaktionen auf die Hungerkrisen im Jemen und am Horn von Afrika haben nach Einschätzung der Welthungerhilfe unnötiges Leid verursacht und die Kosten in die Höhe getrieben. Der Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Till Wahnbaeck, warnte vor einer Hungersnot für 20 Millionen Menschen in Ostafrika aufgrund von Krieg und Dürre. Die aktuelle Hungerkrise zeige, dass die bisherigen Finanzierungssysteme für humanitäre Hilfe an ihre Grenzen kämen. Wahnbaeck verlangte ein Umdenken hin zur Prävention: "Wir wissen aus Erfahrung, dass wir bei frühem Eingreifen sowohl die Schäden vor Ort als auch die Kosten für die Hilfe extrem reduzieren können", sagte der Vorstandsvorsitzende der privaten Hilfsorganisation. 

"Frühe Warnung, keine Aktion"

Die internationale Krisenreaktion funktioniere leider meist nach dem Motto: Frühe Warnung, keine Aktion. "Wir wissen inzwischen, dass jeder Euro vor der Krise uns vier bis fünf Euro nach der Krise spart." Zur Finanzierung sprach er sich für internationale Vorsorgefonds sowie Versicherungen gegen Klimaschäden von Staaten, Hilfsorganisationen und Betroffenen aus, etwa über einen Dürre-Fonds. 

Angesichts der anhaltenden Dürre in Ostafrika forderte Bundesaußenminister Sigmar Gabriel einen stärkeren Einsatz der Weltgemeinschaft. "Wir müssen noch weitere Mittel mobilisieren", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Angesichts der schlimmsten Dürre seit 50 Jahren am Horn von Afrika dürfe die internationale Gemeinschaft nicht untätig sein.

Unterstützung aus Deutschland

Deutschland sei inzwischen der zweitgrößte Geber im Bereich der Humanitären Hilfe, so der Politiker. "Wir werden auf diesem Weg weitergehen." Auch werde er nicht nachlassen, andere Länder zu mehr finanziellem Einsatz zu bewegen. Inzwischen seien etwa 55 Prozent des Bedarfs gedeckt, den die Vereinten Nationen zur Linderung der Hungerkatastrophe genannt hätten.

Afrika im Mittelpunkt des G20-Gipfels?

Was vor allem den Helfern in Afrika große Sorgen bereitet, ist die Abkehr der USA von den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens. Die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann, sagte an die Adresse der Leugner des Klimawandels: "Die Daten sind eindeutig." In Afrika seien die Folgen des Klimawandels jetzt schon sehr deutlich zu erkennen. Daher appellierte die Welthungerhilfe an die Bundesregierung, die Partnerschaft mit Afrika im Vorsitz des G20-Treffens zu einem Hauptthema zu machen. "Die Situation in Afrika wird entscheidend für eine friedliche geopolitische Entwicklung sein", betonte Dieckmann in Berlin. Zugleich müssten afrikanische Staaten mindestens zehn Prozent ihrer Haushalte in die Landwirtschaft, den Aufbau von Sozialsystemen und in das Bildungswesen investieren.

2016 höchstes Hilfsbudget seit Gründung

Die Welthungerhilfe nahm 2016 nach eigenen Angaben durch Spenden und institutionelle Zuschüsse knapp 264 Millionen Euro ein. Das sind fast 50 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Wie aus der Jahresbilanz der Organisation hervorgeht, floss ein Großteil der Mittel im vergangenen Jahr in den Irak, den Sudan, den Südsudan, nach Sierra Leone und in die Hilfe für syrische Flüchtlinge in der Türkei. Im Bürgerkriegsland Jemen sind nach Schätzungen von Hilfsorganisationen sieben Millionen Menschen vom Hungertod bedroht.

 

pab/haz (afp, dpa, epd, kna)