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Welterbe: Von der Insel Reichenau nach Steingaden

Frederike Müller24. August 2012

Auf unserer achten und letzten Route ganz im Süden Deutschlands erkunden wir Welterbe am Wasser und in den Bergen. 180 Kilometer, eine Klosterinsel, ein Unterwasserdenkmal, eine Kirche, drei Mal Welterbe.

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Blick auf die einstige Benediktinerabtei Kloster Mittelzell auf der Insel Reichenau.
Deutschland Weltkulturerbe Insel Reichenau Benediktinerabtei Kloster MittelzellBild: picture-alliance/DUMONT

Wir beginnen unsere Reise auf der größten Insel im Bodensee, der Insel Reichenau. Hier gründete der Heilige Pirmin, ein christlicher Missionar, im 8. Jahrhundert ein Benediktinerkloster, das sich in den folgenden 300 Jahren zu einem der mächtigsten Klöster im süddeutschen Raum entwickelte. Wegen seiner kulturhistorischen Bedeutung ist das Ensemble Klosterinsel Reichenau seit dem Jahr 2000 Welterbe.

Dazu gehören die drei romanischen Kirchen der Insel. Das Münster St. Maria und Markus in Reichenau-Mittelzell ist die größte und älteste Kirche. In St. Peter und Paul in Niederzell hinterließen die Benediktinermönche auch kunsthistorische Schätze: Die monumentalen Wandmalereien im Altarraum der Kirche stammen aus dem 12. Jahrhundert. Noch älter sind die Wandmalereien der Kirche St. Georg in Reichenau-Oberzell. Es gibt nur wenige so gut erhaltene Wandgemälde aus dem 10. Jahrhundert.

Zeugnisse früher Siedlung in Europa

Unser nächstes Ziel ist ein Weltkulturerbe unter Wasser: die Prähistorischen Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee. Die Holzpfähle im Wasser zeugen von Häusern, die aufgebockt im See standen. Diese spezielle Bauart war eine frühe Siedlungsform in Europa und bot den Menschen Schutz vor Feinden und Raubtieren. Das Pfahldorf in Unteruhldingen gilt als bedeutende befestigte Siedlung aus der Zeit zwischen 1300 und 800 vor Christus, der späten Bronzezeit.

Blick auf rekonstruierte Pfahlbauten aus der Stein- und Bronzezeit im Freilichtmuseum in Unteruhldingen am Bodensee.
Höher wohnen: die Pfahlbauten in UnteruhldingenBild: picture-alliance/dpa

Nach archäologischen Grabungen rekonstruierte man ab 1922 einige der Pfahlhäuser. Heute geben sie einen Einblick in das vor- und frühgeschichtliche Dorfleben am Bodensee. In Baden-Württemberg und Bayern zählen seit 2011 weitere 17 Pfahlbau-Fundstellen zum insgesamt 111 Fundstellen umfassenden, grenzüberschreitenden Welterbe Prähistorische Pfahlbauten.

Barockes Juwel

Nahe des Ortes Steingaden, etwa 150 Kilometer östlich vom Bodensee, endet unsere achte und letzte Route zum Welterbe in Deutschland. Vor dem Panorama der Alpen erhebt sich hier inmitten grüner Wiesen die Wieskirche. Die barocke Wallfahrtskirche, in der immer noch Gottesdienste abgehalten werden, gehört seit 1983 zum Welterbe.

Barockputto in der Wieskirche - Wallfahrtskirche zum Gegeißelten Heiland auf der Wies
Merkmal des Rokoko: üppige VerzierungenBild: DW / Nelioubin

Entstanden ist sie ab 1745 im Auftrag des Klosters Steingaden. Einmalig in Feinheit und Reichtum sind die vergoldeten, festlichen Girlanden aus Stuck im Inneren der Kirche. Heiter und vor allem weltberühmt ist das Deckengemälde in der Kirchenkuppel, das den ellipsenförmigen Kirchenraum krönt. Die Wieskirche gilt heute als Inbegriff des bayerischen Rokoko. Abt Marinus, der die Kirche in Auftrag gegeben hatte, befand: "An diesem Ort wohnt das Glück, hier findet das Herz seine Ruh."