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Politik

Weitere antisemitische Vorfälle in München

6. August 2019

Der Angriff auf den Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal liegt gerade wenige Tage zurück. Da werden in München neue Vorfälle bekannt, die es in Deutschland so nicht geben dürfte und die als Volksverhetzung gewertet werden.

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Symbolbild Judentum Davidstern
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas

Polizei und die Israelitische Kultusgemeinde haben zwei weitere antisemitische Vorfälle in den vergangenen Tagen in München öffentlich gemacht. So wurden am Samstag ein Rabbiner und seine beiden Söhne als "Scheiß Juden" beleidigt sowie einer von ihnen bespuckt, wie die Polizei mitteilte. Außerdem habe ein Mitglied der jüdischen Gemeinde am Montagabend im Treppenhaus seines Wohnhauses eine Davidstern-Schmiererei vorgefunden, berichtet die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Charlotte Knobloch. Sie sprach von einer "quantitativ und qualitativ" neuen Dimension.

Nach dem Besuch der Synagoge 

Der antisemitische Übergriff am Samstag hatte sich laut Polizei nach einem Besuch der Synagoge ereignet. Durch ihr äußeres Erscheinungsbild seien der Rabbiner und seine beiden Söhne als Personen jüdischen Glaubens zu erkennen gewesen, formuliert die Behörde. Zunächst hatte sie laut Polizei ein etwa 45-jähriger Mann von der gegenüberliegenden Straßenseite als "Scheiß Juden" bezeichnet und sich entfernt. Er habe hochdeutsch gesprochen. Dies alles sei von einer - bislang ebenfalls unbekannten - etwa 35-jährigen Frau beobachtet worden. Aus ihrem Pkw heraus habe sie dann einen der beiden Söhne ebenfalls mit den Worten "Scheiß Jude" beleidigt. Als der Mann die Frau zur Rede stellen wollte, habe sie ihre Beleidigung wiederholt und ihm durch das Beifahrerfenster ins Gesicht gespuckt. Anschließend sei sie davongefahren. Die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung und Beleidigung.

Sicherheit in weite Ferne gerückt

"Sicherheit im öffentlichen Raum, die für alle Bürger selbstverständlich sein sollte, rückt gerade für Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in immer weitere Ferne", sagte Charlotte Knobloch. Als eine Ursache sieht die Präsidentin ein verändertes gesellschaftliches Klima. "In einer Zeit, da Hass in den Parlamenten, in der Gesellschaft und insbesondere auch im Internet zunehmend zu einem Grundrauschen unseres Zusammenlebens geworden sind, ist es leider nicht mehr überraschend, wenn Antisemitismus sich in solcher Form Bahn bricht." Bayerns Antisemitismus-Beauftragter, Ludwig Spaenle (CSU), sprach von einem "Angriff auf die ganze Münchner Stadtgesellschaft".

Bauprojekt Pears Jüdischer Campus Berlin Yehuda Teichtal, Rabbiner
Der Berliner Rabbiner Yehuda TeichtalBild: picture-alliance/dpa/S. Stache

"Mein Kind in Schutz nehmen"

Der Berliner Rabbiner Yehuda Teichtal hatte in der vergangenen Woche ebenfalls von einem Übergriff berichtet. Er sei am Wochenende zuvor von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt worden, sagte er der Deutschen Welle. Der 47-Jährige sei gerade in Begleitung eines Kindes von einem Synagogengottesdienst heimgekehrt. "In dem Moment war mir einfach nur wichtig, mein Kind in Schutz zu nehmen", sagt er. Nach der Anzeige des Rabbiners nahm die Polizei Ermittlungen auf. Der Staatsschutz ermittelt.

ml/as (KNA, epd, AFP)