Wein auf Bier, das rat ich dir …
Der Genuss von Bier hat in Deutschland eine lange und vielfältige Tradition. Auch in der Umgangssprache hat das beliebte Getränk seine Spuren hinterlassen. Wir schenken reichlich Hintergründiges ein.
Die Deutschen gelten als die größte Biertrinkernation der Welt. Dabei sind sie selbst in Europa im Pro-Kopf-Verbrauch längst keine Spitzenreiter Spitzenreiter, -/Spitzenreiterin, -nen eine Person, Sache oder Gruppe, die an der ersten Stelle von etwas steht (einer Tabelle, Liste o.Ä.) mehr. Diese Stellung ganz oben auf der Konsum-Skala nehmen seit vielen Jahren die Tschechen ein.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Deutschland liefert sich mit Österreich seit einiger Zeit ein alljährliches Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz zwei und drei, und jedes Jahr werden die Ränge Rang, Ränge (m.) hier: der Platz in einer Liste neu verteilt. Mal hat die Nase vorn haben umgangssprachlich für: bei etwas vorne liegen; gewinnen das eine Land mit einem Liter pro Kopf die Nase vorn die Nase vorn haben umgangssprachlich für: bei etwas vorne liegen; gewinnen und somit gewonnen, mal das andere Land.
Auch am Geld kann es nicht mehr liegen, dass die Deutschen als die größte Biertrinkernation gelten. Denn inzwischen geben sie mehr Geld für Wein als für Bier aus. Und erfunden wurde es auch nicht in Deutschland, sondern vermutlich in Mesopotamien Mesopotamien eine historische Landschaft im Irak .
Die Vielfalt macht’s
Aber da ist ja noch die Tradition. Und die ist sichtbar und schmeckbar. Deutschland hat mehr als 1300 Braustätten, also Orte, an denen Bier hergestellt wird. Und es hat rund 5000 Biersorten, somit also mehr Biervielfalt als jedes andere Land auf der Welt.
Wichtig ist für die meisten Biertrinker, dass es frisch gezapft zapfen Bier aus einem Fass in ein Glas füllen ins Glas kommt. Andererseits gibt es auch viele Flaschenbierspezialitäten, Biere, die ihren speziellen Geschmack erst in der Flasche bekommen, vor allem beim Weizen Weizen, - (n.) hier: ein Bier, das aus Weizen hergestellt wird und eine sehr helle Farbe hat bier.
Bier muss nicht mehr „rein“ sein
Das meiste Bier hingegen wird aus Gerste Gerste, - (f.) eine Getreideart mit kurzem Halm, eckigen Körnern und langen Borsten hergestellt. Hinzu kommen Wasser und das Gewürz Hopfen, sonst nichts. So will es das sogenannte „Reinheitsgebot“ von 1516. Dieses Lebensmittelgesetz wird allerdings in Deutschland seit den 1990er Jahren nicht mehr verbindlich angewendet.
Jetzt darf auch anderes hinein ins Bier, Fruchtzusätze zum Beispiel oder Gewürze. Und das ist gar nicht so etwas Neues, wie es das Reinheitsgebot von anno Tobak, also aus lange vergangener Zeit, vermuten lässt. Denn auch im Mittelalter kam ins Bier eine Kräutermischung, die sogenannte „Grut“ oder auch „Gruit“ genannt. Erst später benutzte man Hopfen für die Würze.
Molle, Maß und Halbe
„Ein Pils Pils (n., nur Singular) eine Biersorte bitte!“, wird als Bestellung sicher in jeder deutschen Kneipe verstanden. Auch ein „kühles Blondes ein kühles Blondes umgangssprachlich für: ein helles, kaltes Bier “ gehört zum sprachlichen Allgemeingut. „Mach mir mal ’ne Molle!“ würde in Schwaben oder Norddeutschland dagegen sicher für Unverständnis und Stirnrunzeln Stirnrunzeln (n., nur Singular) die Faltenbildung auf der Stirn, z. B. als Ausdruck des Nachdenkens oder der Missbilligung sorgen. „Molle“ sagt man nämlich nur in Berlin zum Bier. Wer sie trinkt, „zischt ’ne Molle“. Wer eine „Molle mit Kompott“ bestellt, bekommt auch Bier, aber nicht mit einem süßen Nachtisch, sondern mit einem Schnaps.
Auch in Bayern, dem wohl bekanntesten Bier-Bundesland, hat man spezielle Ausdrücke für das Getränk. Hier werden sie nach der beliebten Größe von einem halben Liter benannt, im Gasthof oder in einem der zahlreichen Biergärten wird „eine Halbe“ oder „eine Maß Maß (f., nur Singular) hier: die Bezeichnung für einen Liter Bier “ bestellt. Die Halbe gibt’s im großen Glas, das Maß im klassischen Bierkrug. Übrigens: auch die Schwaben, vor allem die älteren Herren, habe eine Bierspezialität: das „G’stauchte“. Dafür wird Wasser erhitzt und die Bierflasche hineingestellt. Besonders im Winter wärmt das.
Bierleichen sind nicht tot
Nach dem Genuss verschiedener Alkoholsorten auf einmal, geht es vielen Menschen oft schlecht. Der deutsche Sprichwortschatz hat etwas parat haben etwas zur Hand haben; etwas wissen hier etwas Besonderes parat etwas parat haben etwas zur Hand haben; etwas wissen , das zwar wissenschaftlich nicht haltbar, aber weithin bekannt ist: „Wein auf Bier, das rat ich dir. Bier auf Wein, das lass sein.“
In den meisten Fällen liegt das Unwohlsein natürlich an der Menge. „Die Dosis macht das Gift“, das wusste schon der antike Mediziner Paracelsus. Wer allzu viel getrunken hat, gar „auf eine Bierreise gegangen“ ist und nacheinander mehrere Lokale aufgesucht hat, endet dann oft als „Bierleiche“.
Lustige Bierbäuche …
Damit sind nicht etwa Menschen gemeint, die tatsächlich am übermäßigen Biergenuss gestorben sind, sondern solche, die vom Alkohol betäubt schlafen – und das in allen möglichen Stellungen, an allen möglichen Orten, mit schlaffen Gliedern mit schlaffen Gliedern umgangssprachlich für: bewegungsunfähig sein , eventuell noch laut schnarchend.
Regelmäßig reichlich „flüssiges Brot“ zu trinken, wie Bier wegen seines Nährwertes auch genannt wird, führt nicht nur zu einer Leberschädigung, sondern besonders bei Männern ebenfalls zu einem „Bierbauch“, groß und kugelrund. Und es riecht natürlich, wenn man Bier getrunken hat. Anders gesagt: Mehr als ein paar Schlucke führen meistens zu einer sogenannten „Bierfahne“. Eine solche „Fahne“ gibt es allerdings auch bei anderen Alkoholsorten.
… und bierernste Moralisten
Aufpassen sollte man, wenn ein anderer, egal, ob in der Kneipe oder auf der Straße, in ernstem Ton sagt: „Das ist nicht dein Bier!“ Hier wird nicht etwa um das Getränk gestritten, sondern nur klar, deutlich und bildhaft ausgedrückt, dass den anderen eine bestimmte Sache nichts angeht. Also keine spaßige Angelegenheit!
Ganz und gar „unspaßig“ sind auch Menschen, die man als „bierernst“ bezeichnet. Mit dem Genuss von Bier hat dieser Begriff rein gar nichts zu tun. Er drückt nur auf ironische Weise aus, dass sich jemand stets übertrieben ernsthaft verhält und redet.
Saures Bier: Vorsicht!
Aufpassen sollte man auch bei Menschen, die etwas „wie sauer Bier anpreisen“. Mit vielen Worten versuchen sie, einem eine Sache schmackhaft zu machen oder einen Gegenstand zu verkaufen, der eigentlich keinen Wert besitzt. Je nachdem legt etwas an den Tag legen umgangssprachlich für: etwas erkennen lassen so jemand auch noch einen „Biereifer“ an den Tag etwas an den Tag legen umgangssprachlich für: etwas erkennen lassen , er versucht, es ganz besonders gut zu machen.
Viele Begriffe wie „Biereifer“, „Bierbauch“, „Bierknoten“ für den Adamsapfel Adamsapfel (m., nur Singular) der bei Männern am Hals hervortretender Teil des größten Knorpels des Kehlkopfes des Mannes, oder „Bierjunge“ kommen aus dem studentischen Milieu Milieu, -s (n., aus dem Französischen) das soziale Umfeld bzw. die Umgebung, in der jemand lebt , wo Bier immer eine wichtige Rolle spielte und spielt – wie zum Beispiel die Tradition des Bierjungen oder Bierduells in studentischen Burschenschaften beweist.
In bierseliger Stimmung
Hier trinken zwei Personen um die Wette. Sieger ist, wer sein Glas oder seinen Krug als Erster ausgeleert hat. Es versteht sich, dass hierbei das Bier nicht „unter dem Strich gezapft“ wurde, will heißen, dass das Glas oder der Krug nicht voll war.
Ganz schnell gerät man nach zwei oder drei Bieren in eine bierselige Stimmung, man ist nur leicht und noch nicht ganz betrunken.
Na denn Prost!
Aber wer will sich sich etwas genehmigen sich etwas erlauben, sich etwas gönnen nicht bei tollem Bierwetter oder auf einer Bierbank im Biergarten oder im Bierzelt ein kühles Blondes oder vielleicht auch zwei oder mehr genehmigen sich etwas genehmigen sich etwas erlauben, sich etwas gönnen ? Denn von den Extremen, den bierernsten Moralisten Moralist, -en/Moralistin, -nen oft abwertend für: jemand, der andere beurteilt und kritisiert, wenn sie sich nicht an Normen und Regeln halten und den maßlosen Säufern Säufer, -/Säuferin, -nen umgangssprachlich für: jemand, der regelmäßig viel Alkohol trinkt , sollte man sich den Spaß am Bier nicht verderben lassen. Na denn Prost!
Wein auf Bier, das rat ich dir …
Spitzenreiter, -/Spitzenreiterin, -nen — eine Person, Sache oder Gruppe, die an der ersten Stelle von etwas steht (einer Tabelle, Liste o.Ä.)
Rang, Ränge (m.) — hier: der Platz in einer Liste
die Nase vorn haben — umgangssprachlich für: bei etwas vorne liegen; gewinnen
Mesopotamien — eine historische Landschaft im Irak
zapfen — Bier aus einem Fass in ein Glas füllen
Weizen, - (n.) — hier: ein Bier, das aus Weizen hergestellt wird und eine sehr helle Farbe hat
Gerste, - (f.) — eine Getreideart mit kurzem Halm, eckigen Körnern und langen Borsten
Pils (n., nur Singular) — eine Biersorte
ein kühles Blondes — umgangssprachlich für: ein helles, kaltes Bier
Stirnrunzeln (n., nur Singular) — die Faltenbildung auf der Stirn, z. B. als Ausdruck des Nachdenkens oder der Missbilligung
Maß (f., nur Singular) — hier: die Bezeichnung für einen Liter Bier
etwas parat haben — etwas zur Hand haben; etwas wissen
mit schlaffen Gliedern — umgangssprachlich für: bewegungsunfähig sein
etwas an den Tag legen — umgangssprachlich für: etwas erkennen lassen
Adamsapfel (m., nur Singular) — der bei Männern am Hals hervortretender Teil des größten Knorpels des Kehlkopfes
Milieu, -s (n., aus dem Französischen) — das soziale Umfeld bzw. die Umgebung, in der jemand lebt
sich etwas genehmigen — sich etwas erlauben, sich etwas gönnen
Moralist, -en/Moralistin, -nen — oft abwertend für: jemand, der andere beurteilt und kritisiert, wenn sie sich nicht an Normen und Regeln halten
Säufer, -/Säuferin, -nen — umgangssprachlich für: jemand, der regelmäßig viel Alkohol trinkt