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Weidhüner: Afghanische Sicherheitskräfte haben sich bei Wahl bewährt

Jennifer Fraczek24. Juli 2014

Ende des Jahres geht die ISAF-Mission in Afghanistan zu Ende. Im DW-Interview sprach der deutsche Brigadegeneral Franz Weidhüner über den Stand des Abzugs und die Sicherheitslage im Land.

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Franz Weidhüner
Bild: PAO ISAF - RC-North

DW: Auf welchem Stand ist die Bundeswehr bei der Rückverlegung des Materials aus Afghanistan nach Deutschland?

Weidhüner: Die Rückverlegung hat vor rund anderthalb Jahren begonnen und wir haben bis jetzt etwa 18.000 Tonnen Luftfracht nach Deutschland zurückgebracht und 4500 Tonnen über den Landweg. Mit Startpunkt der Rückverlegung hatten wir einen Bestand von 1800 Fahrzeugen, 1700 Containern und in etwa 150.000 Artikel vom Zelt über Waffen bis zur Munition. Die Container werden im Straßentransport nach Deutschland gefahren und militärische Fahrzeuge im Luftransport zum logistischen Umschlagpunkt nach Trabzon in der Türkei verlegt. Von der Türkei gehen die Fahrzeuge auf dem Seeweg nach Deutschland. Fast alle derzeit noch in Afghanistan stationierten deutschen Soldaten sind in irgendeiner Form an der Rückverlegung beteiligt. Im Kern ist es eine Gruppe von bis zu 300 Soldaten, die die Rückverlegung der bislang größten logistischen Operation der Bundeswehr sicherstellt.

Es wird nicht das gesamte Material aus Afghanistan nach Deutschland gebracht. Was bleibt dort?

Hier in Afghanistan verbleibt Ausrüstung für 800 Soldaten, die an einer möglicherweise stattfindenden anschließenden Ausbildungsmission "Train Advise Assist" (TAA) teilnehmen. Darüber hinaus wird militärisches Material, das zuvor demilitarisiert und unbrauchbar gemacht wurde, bei Auktionen an einheimische Bieter versteigert.

Was bedeutet der Rückzug für die afghanische Bevölkerung? Wie kann ihre Sicherheit gewährleistet werden, wenn Ende des Jahres ein Großteil der Truppen weg sein wird?

Die Sicherheit ist derzeit schon in afghanischer Verantwortung. Die afghanischen Sicherheitskräfte haben diese bereits bei den kürzlich durchgeführten Wahlen deutlich bewiesen. Sie werden von uns nur noch in den bereits angesprochenen Feldern "Train Advise Assist" unterstützt, zum Beispiel bei der Optimierung der logistischen Prozesse. Außerdem sind wir dabei, Unterstützung für die medizinische Grundversorgung der Sicherheitskräfte durch Bereitstellung von Sanitätsmaterial zu gewähleisten. Diese beinhaltet auch die Ausbildung des medizinischen Fachpersonals.

Wie wird für die Sicherheit jener deutschen Soldaten, die nach dem Ende der ISAF-Mission im Land bleiben sollen, gesorgt?

Unter den 800 Soldaten sind eigene Sicherheitskräfte vor Ort. Diese Aufgabe wird von allen beteiligten Nationen gemeinsam erfüllt.

Verteidigungsministerin von der Leyen im Gespräch mit Bundeswehrsoldaten in Afghanistan (Foto: Reuters)
Verteidigungsministerin von der Leyen im Gespräch mit Bundeswehrsoldaten in AfghanistanBild: Reuters

Wie sehen Sie die derzeitige innenpolitische Lage in Afghanistan?

Sie ist natürlich vor allem durch die Wahlen geprägt. Wir haben bereits zwei Wahldurchgänge erlebt, jetzt sollen alle Stimmen noch einmal genau ausgezählt werden. Dieser Prozess muss erst einmal abgewartet werden.

Es gibt einige Afghanen, die für die ISAF-Mission tätig waren und sind. Welchen Schutz haben sie, wenn die ISAF-Truppen weg sind?

Um diese "Ortskräfte", wie wir sie nennen, kümmern wir uns ganz besonders. Sind sie in Gefahr, werden sie bedroht, können sie uns das mitteilen. Wir überprüfen das individuell, und wenn wir feststellen, dass eine Person tatsächlich in ernster Gefahr ist, kann sie nach Deutschland einreisen. Derzeit haben wir bereits etwa 300 Ortskräften diese Möglichkeit angeboten.

Brigadegeneral Franz Weidhüner ist in Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans unter anderem verantwortlich für die Rückführung des Bundeswehr-Materials nach Deutschland.

Das Gespräch führte Jennifer Fraczek.