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Politik

Was wird aus der "Windrush"-Generation?

16. April 2018

Eigentlich soll es beim Treffen der Commonwealth-Staaten in London um den Handel zwischen den Mitgliedsländern gehen. Doch eine alte Migrationsfrage überschattet das Ganze. Es geht um die sogenannten Windrusher.

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Commonwealth of Nations - Flagge
Die Flagge des Commonwealth of Nations.Bild: Getty Images/AFP/B. Stansall

Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Commonwealth-Ländern verbessern und den Freihandel ausbauen: Das sind die Hauptziele des Commonwealth Business Forums, das an diesem Montag in London begonnen hat. Denn Großbritannien steht mit dem bevorstehenden Austritt aus der EU - seinem bisher wichtigsten Handelspartner - vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Noch ist unklar, wie der Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich nach dem Brexit gestaltet werden wird. Die EU möchte etwa den Briten nicht zugestehen, weiter Teil des Binnenmarkts zu bleiben.

Commonwealth als gutes Beispiel für Freihandel?

Die britische Premierministerin Theresa May betonte deswegen zu Beginn des Commonwealth-Treffens die Wichtigkeit der Verbindungen zwischen den ehemaligen Kolonien des britischen Empires und dem heutigen Großbritannien. Mit seinem "einzigartigen Umfang" und seiner "globalen Stimme" könne das Commonwealth ein "starkes Beispiel" für die Welt sein und die Wichtigkeit des freien Handels betonen und demonstrieren. Sie drängte auf die Einführung einheitlicher Standards für alle 53 Staaten. May kündigte neue Programme an, die die Bedingungen für Frauen in der Wirtschaft sowie die Fähigkeiten junger Leute verbessern sollen. Sie warnte vor einer Schwächung des globalen Wachstums. Der Protektionismus bedrohe die Weltwirtschaft, so die Premierministerin.

Für den britischen Handelsminister Liam Fox ist der Brexit eine "Gelegenheit, unsere Commonwealth-Partnerschaften wiederzubeleben und in eine neue Ära zu führen und dabei Talente, Waren und Kapital zwischen unseren Nationen nutzbar zu machen, wie wir es seit einer Generation oder länger nicht gemacht haben."

Karibische Einwanderer fürchten um ihren Status

Doch das Treffen wird von einem Thema überschattet, das die koloniale Vergangenheit des Empires wieder in den Fokus rückt. Eine Gruppe von 140 Abgeordneten hat sich in einem Brief an die britische Regierung gewandt, in der sie die Klärung des Aufenthaltsstatus vieler karibischer Zuwanderer fordert. Denn viele Einwanderer aus ehemaligen karibischen Kolonien müssen derzeit um den Verbleib im Land fürchten. 1948 kam die sogenannte "Windrush"-Generation nach Großbritannien - benannt nach dem Schiff "Empire Windrush", das damals die erste große Gruppe von karibischen Einwanderern nach dem Zweiten Weltkrieg ins Land brachte. Sie hatten automatisch das Recht, sich in Großbritannien niederzulassen.

Mit der Verschärfung des britischen Migrationsrechts in den vergangenen Jahren beklagen nun viele von ihnen, ihnen würde medizinische Versorgung verwehrt oder mit Ausweisung gedroht, weil sie keine Papiere vorlegen können, die ihren Status belegen. Kritiker werfen der britischen Regierung vor - absichtlich oder aus Versehen - eine "feindselige Einstellung" gegenüber tausenden von Menschen einzunehmen, die Großbritannien zu ihrem Zuhause gemacht hätten. Die Abgeordneten fordern eine "sofortige und effektive" Antwort auf die Sorgen der Menschen um ihren Aufenthaltsstatus. Theresa Mays Büro hat angekündigt, die Premierministerin werde bei dem Treffen in London mit ihren karibischen Kollegen über die Problematik zu sprechen.

Nachfolge der Queen an der Spitze noch offen

Das Commonwealth-Netz ist eine lose Verbindung von 53 Staaten, die zum größten Teil aus ehemaligen Kolonien Großbritanniens besteht. Die Länder haben sich "gutem Regieren", wirtschaftlichem Wachstum und Menschenrechten verschrieben. Für Kritiker ist das Netzwerk ein Überrest des britischen Empires mit einer ungewissen Agenda für die Zukunft. Noch steht Queen Elizabeth II. an der Spitze des Commonwealth. Ihr Nachfolger wird nicht mehr zwingend aus dem britischen Königshaus kommen. Die Entscheidung, wer die Führung der Gruppe eines Tages übernehmen wird, liegt bei den Mitgliedsstaaten.

cvo/haz (ap, rtr)