1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Theresa Mays Kleiderschrank

Kate Müser / ad20. Juli 2016

Die neue britische Premierministern Theresa May spricht offen über ihre Leidenschaft für Mode. Bloggerin Laura Dunn erklärt, warum sie eine Quelle der Inspiration sein könnte.

https://p.dw.com/p/1JSaL
Wildkatzenmuster auf Theresa Mays Schuhen (Foto: Getty Images/C. Furlong)
Bild: Getty Images/C. Furlong

Zwei verschiedene Modewelten sind an Mittwoch (21.7.) aufeinander geprallt, als die neue britische Premierministerin Theresa May die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen hat. Über die Vorliebe von Theresa May, seit einer Woche im Amt, für Designermarken, mutige Muster und extravagante Schuhe wird seit einigen Tagen viel geredet.

Die Bloggerin Laura Dunn, die sich auf politische Kommunikation und Mode spezialisiert hat, erklärt per Email der DW, warum wir uns so brennend dafür interessieren, wie Politiker angezogen sind - und warum Theresa May ein Vorbild sein könnte.

DW: Wie wichtig ist die Kleidung von Politikerinnen und Politikern?

Laura Dunn: Der Stil und die Auswahl von Kleidungsstücken gehören mit zur Politik, und spielen bei der Präsentation eines bestimmten Images eine bedeutende Rolle. Sie helfen uns, uns eine Meinung über die jeweilige Person zu bilden. Sie werden oft zu einem Teil des Charakters, den wir mit dem Träger der Kleidung verbinden. Wir alle erinnern uns noch an Margaret Thatcher mit ihren hochgeschlossenen Blusen und ausgefallenen Handtaschen, genauso wie wir Schuhe mit Leopardenmuster und schwere Halsketten mit Theresa May in Verbindung bringen.

Laura Dunn (Foto: Laura Dunn)
Laura DunnBild: Laura Dunn

Politiker in hohen Positionen sind quasi Botschafter des Landes, das sie repräsentieren. Ihre Kleidungswahl spielt eine große Rolle bei der Werbung für ihr Land. Margaret Thatcher trug Kostüme der britischen Designer Burberry und Acquascutum. Das schwarz-gelbe Kleid und der lange Mantel, den Theresa May trug, als sie die Downing Street betrat, stammen von der britischen Designerin Amanda Wakely, ihre Schuhe beim Fachhändler Russell & Bromley. Solcherlei Entscheidungen können sich auf die Modeindustrie und die Konsumenten positiv auswirken.

Der Stil von Theresa May hat für hitzige Debatten gesorgt. Einige Beobachter diskutieren über ihren ganz speziellen Geschmack, während andere darauf beharren, dass sich dafür niemand auch nur die Bohne interessieren würde, wenn es sich um einen Mann handeln würde. Ist es also sexistisch, sich über den Stil einer Politikerin zu äußern?

Ich glaube nicht, dass es sexistisch ist über den Kleidungsstil einer Frau zu reden. Als Politikerin und Premierministerin steht Theresa May auf der Weltbühne und die Menschen in Großbritannien wie auch in der gesamten Welt interessieren sich ernsthaft für ihren Kleidungsstil.

Der Streit, ob es nun sexistisch ist oder nicht, über die Kleidung einer Frau zu debattieren, wird nie aufhören. Der Ton macht die Musik. Wenn man sich auf sachliche Informationen über die ausgewählten Designer konzentriert, sowie die Gründe, warum sich jemand für bestimmte Kleidungsstücke entscheidet, und auch Hinweise, wie ein spezifischer Look nachgeahmt werden kann, dann werden wir viel weniger von der sensationsgetriebenen Berichterstattung zu sehen bekommen, die es sonst über Politiker gibt. Wir sollten keine Angst davor haben, die Kleidung von Politikern zu diskutieren. Ich erhalte oft Anfragen von Lesern, die wissen wollen, woher ein bestimmtes Kleidungsstück stammt. Die Leute wollen das wissen!

Am meisten wird über Theresa Mays Schuhe mit aufgedrucktem Kussmund oder Leopardenfellmuster geredet. Die Schuhe eines männlichen Politikers würden wohl kaum so viel Aufsehen erregen. Trotzdem interessieren sich die Medien sehr wohl für das äußere Erscheinungsbild von männlichen Politikern - mit dem Unterschied, dass hier eher die Frisur im Vordergrund steht. Besonders bei Donald Trump und Boris Johnson. Und nun haben wir auch noch vor kurzem erfahren, dass der französische Präsident Francois Hollande pro Monat 10.000 Euro für seinen persönlichen Friseur ausgeben soll. Ab welchem Punkt übertreiben Politiker es mit ihrem Aussehen?

USA-Präsidentschaftskandidat Donald Trump mit wehendem Haar (Foto: dpa)
Donald Trump mit verwehter FrisurBild: picture-alliance/dpa/A. Milligan

Ich denke, dass die meisten Politiker sich entsprechend ihrer Rolle angemessen kleiden. Allerdings können solcherlei Geschichten über extrem teure Haarschnitte den Ruf eines Politikers ruinieren. Dennoch ist es gut, wenn Politiker ihre Persönlichkeit mit in die Politik einbringen, egal, ob das nun Thereas Mays todschicke Schuhe sind, Hillary Clintons Vorliebe für knallbunte Hosenanzüge oder Nicola Sturgeons maßgeschneiderte Ausstattung vom schottischen Designer Totty Rocks.

Es gibt ein großes Bedürfnis, mehr über unsere Politiker zu erfahren und ihre menschliche Seite kennenzulernen. Und man wird sich natürlich immer für ihr Privatleben interessieren, ihre Auswahl an Schuhen, Handtaschen oder Anzügen.

May hat öffentlich zugegeben, dass sie die Modezeitschrift "Vogue" abonniert hat, und dass sie als eine Frau gesehen wird, die ein ungeniertes Interesse an Mode hat. Könnte sie damit Karrierefrauen inspirieren?

Theresa May ist eine modische Erscheinung zu der Karrierefrauen aufschauen können. Ihre Auswahl an Kleidung und Accessoires spricht Frauen aller Generationen an. Als Frau Mitte Zwanzig bin ich besonders angetan von ihrer Schuhkollektion! Mays Stil ist klassisch und gleichzeitig ein bisschen schräg. Und sie weiß genau, was ihr gut steht, welche Formen gut zu ihrer Figur und ihrem Teint passen - lange Mäntel, gut geschnittene Kostüme und große Accessoires. Berufstätige Frauen können sich bei jedem Karriereschritt von Theresa May modisch inspirieren lassen. Angefangen von einem Spritzer knalliger Neonfarbe bis hin zu einem Stückchen Leopardenmuster wird von nun an die neue britische Premierministerin den Ton angeben.

Laura Dunn ist auf politische Kommunikation spezialisiert und hat den Blog "Political Style" gegründet. Sie twittert bei @lauraemilyd. Dunn ist auch eine unabhängige Bloggerin für die Huffington Post. Sie arbeitet zurzeit zusammen mit britischen Abgeordneten und dem britischen Parlament an einem digitalen Projekt..