1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Warum die Stars lieber nicht in der Bundesliga spielen

Andreas Becker10. August 2006

Warum spielen keine großen Stars in der Bundesliga sondern in Spanien oder in England? Eine Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young zur wirtschaftlichen Lage der deutschen Proficlubs hat einige Antworten gefunden.

https://p.dw.com/p/8vMv
Kehrte der Bundesliga den Rücken und ging zu Chelsea: Michael BallackBild: AP

Nach der Euphorie der Fußball-WM blicken die deutschen Fußball-Manager optimistisch in die Zukunft. Die Wirtschaftsberatung Ernst & Young hat nun die Finanzierung der deutschen Vereine untersucht und deren Manager befragt. Sie hoffen, dass sich Fans und Sponsoren nach der WM nun noch mehr für die Bundesliga interessieren und mehr Menschen bereit sein werden, sich ein Pay-TV-Abonnement zu leisten, um die Spiele live im Fernsehen zu sehen. Die Verwertung der Medienrechte ist die wichtigste Einnahmenquelle im Profifußball, in dieser Saison verdienen die Bundesliga-Vereine daran 430 Millionen Euro - rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

Gewinne aus TV-Rechten werden umverteilt

Bundesliga Fernsehen Stadion Fußball
Die Clubs würden ihre TV-Rechte lieber selbst vermarktenBild: AP

Dürften die Clubs ihre TV-Rechte in Eigenregie vermarkten, gäbe es gewaltige Unterschiede zwischen populären Spitzenclubs wie Bayern München und kleinen Vereinen wie etwa Mainz 05. Um dieses Gefälle etwas zu ebnen, verhandelt die Deutsche Fußball-Liga direkt mit den Sendern und verteilt das Geld danach an die Vereine. Ein schwieriger Spagat zwischen Ansporn und Ausgleich, findet Arnd Hovemann, der als Projektleiter bei Ernst&Young für die Studie verantwortlich ist. In der Vergangenheit seien die Einnahmen nach einem anderen Verteilschlüssel verteilt worden als heute, aber "insgesamt kann man sagen, dass am Solidaritätsprinzip festgehalten wurde", so Hovemann. Allerdings werde Leistung etwas stärker belohnt wird als in der Vergangenheit.

Werden die Münchner Bayern auch im nächsten Jahr Deutscher Meister, erhält der Verein 28 Millionen Euro, Eintracht Frankfurt auf Platz 15 immerhin noch die Hälfte. Kein Vergleich zu den großen Clubs in Italien oder Spanien, die ihre TV-Rechte selbst vermarkten. Zum Vergleich: Der aktuelle spanische Meister Barcelona erzielt durch die Medienrechte 125 Millionen Euro - viereinhalb Mal so viel wie die Bayern.

Fußball, WM 2006, Niederlande
Lieber nach Madrid als nach München: Ruud van NistelrooyBild: AP

"Stars werden weggeschnappt"

Doch auch in England, wo die Medienrechte zentral über die Liga vermarktet werden, fließt mehr Geld: In der nächsten Saison erreichen die Einnahmen erstmals die Schwelle von einer Milliarde Euro - verglichen mit 430 Millionen in Deutschland. Hauptgrund ist die größere Verbreitung von Pay-TV in England. Für Arnd Hovemann sind die Auswirkungen klar: Auch künftig werden nur wenige Top-Stars, die etwa bei der WM zu sehen waren, in der Bundesliga spielen. "Die werden, wie jüngst van Nistelrooy, weiter von solchen Vereinen weggeschnappt werden", sagt Hovemann und meint den spanischen Spitzenclub Real Madrid, bei welchem Ruud van Nistelrooy unterschrieb, während auch der FC Bayern München an ihm interessiert war.

Größere Schere zwischen armen und reichen Clubs

Insgesamt lässt sich im Profifußball beobachten, dass sich die Schere zwischen reichen und armen Vereinen weitet. Erfolgreiche Clubs erhalten mehr Geld und werden noch erfolgreicher. In dieser Bundesliga-Saison gibt Rekordmeister Bayern München 50 Millionen Euro für die Gehälter seiner Spieler aus, gefolgt von Schalke mit fast 40 Millionen. Dagegen muss ein Drittel der Bundesliga-Clubs mit 15 Millionen und weniger auskommen. In Spanien und Italien sei das Gefälle noch krasser, so Hovemann. Dort gebe es wesentlich größere Unterschiede zwischen den Top-Clubs und den niedrigeren Vereinen. Nach Hovemanns Meinung werde die Bundesliga immer spannender sein wird als die Seria A in Italien oder die Primera Division in Spanien. "Dort stand der Meister in den letzten Jahren ja mehr oder weniger schon vorher fest."

Hovemann verweist auf die hohen Zuschauerzahlen in den Stadien, die Bundesliga gilt als bestbesuchte Liga der Welt. Trotzdem ist seine Behauptung gewagt. Bayern München war in den letzten acht Jahren sechs Mal deutscher Meister. Besonders spannend ist das auch nicht.