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Walter Filz erhält den wichtigsten Hörspielpreis

26. September 2001

Zum 50. Mal wurde in diesem Jahr der Hörspielpreis der Kriegsblinden vergeben.

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Der renommierteste Preis für das künstlerische Hörspiel ging bereits an viele Autorenpersönlichkeiten, darunter Ingeborg Bachmann und Heiner Müller. Im Namen von 7.000 Kriegsblinden hatte 1951 Wilhelm Hymmen, damaliger Pressereferent des Bundes, den Hörfunkpreis initiiert. Seitdem wird er alljährlich einer Autorin oder einem Autor für das beste von einem deutschsprachigen Sender "urgesendete" Hörspiel des Vorjahres verliehen. Der diesjährige Gewinner ist Walter Filz und kein Unbekannter unter den Liebhabern der Hörspielkunst.

Der Kölner Autor und Journalist Walter Filz erhält den Hörspielpreis der Kriegsblinden für seine Produktion "Pitcher" aus dem Jahr 2000 für den Westdeutschen Rundfunk. Filz, der seit 1997 mit einem eigenen Studio in Köln für Radio und Fernsehen produziert, habe in seinem Hörspiel die Nöte eines "abgehalfterten Synchron-Sprechers" dargestellt und dazu Bestandteile aus Reportagen, Interviews und Reiseberichten mit fiktiven Passagen zu einem "skurillen Spiel" montiert.

"Wie nebenbei wird dabei das eigene Medium so kritisch wie lustvoll reflektiert. Und es ist immer vom Klang her gedacht und mit Klang gemacht. So lässt dieses Hörspiel erkennen, dass es hier um eine neu Wirklichkeit geht, eben eine Medienwirklichkeit, in der Fiktion und Realität untrennbar miteinander verschränkt sind", urteilte die Jury, die sich paritätisch aus blinden Laien und Fachkritikern zusammensetzt.

Die 50. Verleihung fand diesmal auf Einladung von Radio Bremen in der Hansestadt Bremen statt. Unter 15 eingereichten Stücken hatten die 19 Juroren ihre Wahl zu treffen. Die Entscheidung für "Pitcher" fiel fast einstimmig. Überzeugt hatte "Pitcher", Walter Filz' Satire über den Medienbetrieb, weil er dem Anspruch des Preises, die Möglichkeiten der Kunstform zu realisieren und zu erweitern, in hervorragendster Weise erfüllte. Leider ist die Hörspielfangemeinde klein, und die Sender halten sich mehr und mehr an Bewährtes anstatt den Hörer durch kühne Hörexperimente herauszufordern. So stand "Pitcher" fast konkurrenzlos da.
Ein "aus dem Geschäft gefallener Schauspieler", ermüdet durch Werbespots und Synchronarbeit, will seiner Stimme in Filz' Stück "neuen Glanz verleihen". Er begegnet einem so genannten "Pitcher", dessen Beruf es ist, Stimmen aufzupolieren. Über den Pitcher findet sich der Mann im Osten in Mafiakreisen wieder und erhält einen Killer-Auftrag.

Bereits mehrfach waren Hörstücke von Walter Filz ausgezeichnet worden, darunter "Zur Ästhetisierung des Katzenfutters im ausgehenden 20. Jahrhundert" und "Ach, wär die Welt doch ganz vertuppert. Von der utopischen Kraft der Frischhaltung".

Dem 1959 geborenen Autor wird der undotierte Ehrenpreis - eine von einem Kriegsblinden gestaltete Plastik - am 20. Juni im Plenarsaal des Bundesrates von Bundespräsident Johannes Rau überreicht, der auch die Festrede halten wird.

Der erste Hörfunkkunstpreis der Kriegsblinden ging 1951 an Erwin Wickert für ein Hörspiel über die "Euthanasie-Aktion" der Nazis. Nach dem Tode des Initiators Hymmen ging der Vorsitz an Uwe Kamman, Redakteur beim deutschen evangelischen Pressedienst EPD, über. Seit 1994 wird der Preis gemeinsam mit der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen getragen.