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Wahlkampf in den USA geht auf die Zielgerade

2. November 2020

Kurz vor der Wahl liegt US-Präsident Donald Trump in Umfragen hinter seinem Herausforderer Joe Biden. Im Wahlkampf-Endspurt reist er von einem Bundesstaat zum nächsten.

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US-Präsident Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt in North Carolina
Bild: Jason Moore/Zuma/imago images

Mit einem Kraftakt zum Wahlkampfende will US-Präsident Donald Trump seinen Rückstand in Umfragen doch noch wettmachen und sich die Stimmen für eine zweite Amtszeit sichern. Nach fünf Auftritten am Sonntag wirbt der Republikaner am Montag in drei besonders umkämpften Bundesstaaten um Wählerstimmen. Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden tritt am letzten Wahlkampftag in Ohio und Pennsylvania auf.

Trump will Ergebnis noch in der Wahlnacht

Die Nachrichtenseite "Axios" berichtet, Trump habe mit Vertrauten Pläne besprochen, wonach er sich im Fall eines Vorsprungs in der Wahlnacht noch vor Ende der Stimmenauszählung zum Sieger erklären könnte. Trump forderte erneut, ein Wahlergebnis müsse noch in der Nacht zu Mittwoch vorliegen. "Es ist furchtbar, wenn wir ein Wahlergebnis nicht in der Wahlnacht bekommen können", sagte Trump. Er untergräbt seit langem das Vertrauen in den Wahlprozess und bereitet nach Ansicht von Kritikern das Feld dafür, bei einer Niederlage das Ergebnis anzuzweifeln.

Wegen der Corona-Pandemie wird eine Rekordzahl an Briefwählern erwartet. Umfragen zufolge wollen mehrheitlich Bidens Anhänger per Briefwahl abstimmen. In umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania können Briefwahlstimmen noch Tage nach der Wahl ausgezählt werden. Das könnte dazu führen, dass Trump in der Nacht zu Mittwoch vorne liegt, sein Vorsprung sich aber in den Tagen danach in einen Rückstand verwandelt. Dann würden die Wahlleute in den Bundesstaaten, in denen sich das Ergebnis dreht, doch nicht Trump, sondern Biden zugesprochen. Trump behauptet seit Monaten ohne jeden Beleg, die Stimmabgabe per Briefwahl begünstige Wahlbetrug.

Es geht um die "Swing States"

Der Wahlkampf konzentriert sich im Endspurt auf "Swing States" wie Pennsylvania, bei denen nicht feststeht, ob der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Trump lag in Umfragen vom Wochenende weiterhin sowohl landesweit als auch in mehreren "Swing States" hinter Biden. Seine Wiederwahl ist dennoch nicht ausgeschlossen, zumal aufgrund des Wahlsystems auch der Kandidat mit den landesweit meisten Stimmen unterliegen kann.

USA Michigan | Präsidentschaftswahl 2020 | Wahlkampf Joe Biden
Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten, Joe Biden, hier mit seiner Enkelin MaisyBild: Brian Snyder/REUTERS

Bei ihren Auftritten am Sonntag griffen sich die beiden Kontrahenten verbal an. In Dubuque im Bundesstaat Iowa warf Trump Biden vor, korrupt zu sein. Ohne Belege behauptete er erneut, die Biden-Familie habe Millionen Dollar von China bekommen. "Wenn Biden gewinnt, gewinnt China. Wenn wir gewinnen, gewinnt Amerika." Trump (74) spielte bei seinen Auftritten Videos mit Versprechern und verbalen Ausrutschern seines 77-jährigen Herausforderers vor und stellte erneut Bidens Befähigung für das Präsidentenamt in Frage.

Trump-Anhänger rammen Wahlkampfbus

Im US-Bundesstaat Texas kam es rund um eine Kolonne von Wahlkampffahrzeugen Bidens zu einen gefährlichen Vorfall. Mehrere Fahrzeuge von Trump-Anhängern hätten versucht, einen Bus der Demokraten auszubremsen und von der Straße abzudrängen, erklärte Bidens Wahlkampfteam. 

Ein Video des Vorfalls teilte Trump mit dem Kommentar "I LOVE TEXAS!" auf Twitter. Daraufhin sagte die Biden-Kampagne mindestens zwei ihrer Veranstaltungen in Texas ab. Die Demokraten werfen dem Präsidenten vor, seine Anhänger zu Einschüchterungsversuchen zu ermutigen.

"Müde von den Tweets"

Bei einem Auftritt in Philadelphia sagte Biden: "Es ist an der Zeit für Donald Trump, seine Taschen zu packen und nach Hause zu gehen. Es ist an der Zeit, wieder etwas Leben in diese Nation zurückzubringen. Wir sind fertig, wir sind müde von den Tweets, der Wut, dem Hass, dem Versagen und der Verantwortungslosigkeit." Biden kritisierte Trumps Krisenmanagement in der Pandemie als "fast kriminell".

Wahl 2020 I Barack Obama in Detroit
Der frühere US-Präsident Barack Obama versucht seinen Parteifreund Joe Biden zu unterstützen, wo er nur kannBild: Andrew Harnik/AP/picture alliance

Trotz deutlich steigender Infektionszahlen versicherte Trump erneut, die USA seien in der Corona-Krise bald über den Berg. Einen Lockdown wie in europäischen Staaten schloss der Präsident aus. "Ich liefere das große amerikanische Comeback und wir haben keine Lockdowns", sagte er bei einem Wahlkampfauftritt in Michigan. Sollte Biden die Wahl gewinnen, drohe dagegen ein jahrelanger Lockdown. "Unter einem Biden-Lockdown würdet ihr in einem Gefängnisstaat leben", prophezeite Trump seinen Anhängern.

Party trotz Corona

Trotz der Warnungen der Gesundheitsbehörden vor den Risiken großer Versammlungen inmitten der Coronavirus-Pandemie hat Trump bereits eine große Wahlparty im Weißen Haus angesetzt. Rund 400 geladene Gäste würden in der Wahlnacht am 3. November im Ostflügel des Regierungssitzes erwartet, hieß es aus Regierungskreisen. Alle Gäste müssten sich zuvor einem Corona-Test unterziehen.

DW-Korrespondentin Ines Pohl: "Große Anspannung in Washington"

haz/wa (dpa, rtr)