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Politik

Wahlkampf auf Facebook, Twitter und Co.

13. Februar 2017

Der jüngste Präsidentschaftswahlkampf in den USA hat es noch einmal ganz deutlich gemacht: Soziale Medien sind unerlässlich, um Wähler zu gewinnen. Wie nutzen Parteien in Deutschland das Internet? Eine Spurensuche.

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Deutschland Wahlkampf im Netz
Bild: picture-alliance/dpa/F. von Erichsen

"Ach, wenn morgen doch schon Bundestagswahl wäre!" Das dürften sich vermutlich viele Sozialdemokraten insgeheim wünschen. Denn zur Zeit schwimmt die SPD auf einer regelrechten Welle der Euphorie, ausgelöst durch die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz und getragen durch die Wahl von Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten. Eine Steilvorlage für Tweets und Posts der Partei in den sozialen Netzwerken.

Schulz und Steinmeier go Social Media

Steinmeier präsentierte sich am Tag der Wahlversammlung in dieser Hinsicht als Profi. Auf seiner Facebook-Seite postete er ein Bild seiner Frau, die ihm die Krawatte zurechtrückt. Kurz darauf sahen User beide händchenhaltend auf dem Weg in den Bundestag. Es folgten sein Wahlausweis-Foto und abschließend die Gratulation von Amtsvorgänger Joachim Gauck sowie sein eigener Dank für seine Wahl.

Screenshot Facebook Franck-Walter Steinmeier mit seiner Frau
Bild: Screenshot Facebook

Auch die SPD feierte ihren Kandidaten. Und weil nach der Bundespräsidentenwahl vor der Bundestagswahl ist, legt die Partei den Fokus im Netz auf ihren Kanzlerkandidaten. Ob Facebook, Instagram, YouTube oder die Homepage der Partei - Martin Schulz ist omnipräsent. 

Unter dem Hashtag #kampa17 hat die Partei eine "zentrale Wahlkampf-Plattform" für Schulz-Unterstützer eingerichtet, für alle, die "anpacken und Deutschland besser machen wollen". Allerdings: Auf Twitter ist unter diesem Hashtag noch nicht viel los. Immerhin gibt’s Gratulationen von #connect17, dem "Kampagnenservice von CDU und Junger Union".

Gute Ratschläge für den Online-Wahlkampf bekommen beide Parteien. Der Tenor ist derselbe: Eigene Botschaften setzen, statt den Gegner anzugreifen.

 

Die Union muss sich noch warmlaufen

Anders als bei der SPD ist bei der Union online derzeit noch nicht viel von Wahlkampfstimmung zu spüren. Auf der Instagram-Seite der CDU überreicht die Kanzlerin Frank-Walter Steinmeier Blumen nach der Bundespräsidentenwahl - schließlich hatte die Union Steinmeier ja als gemeinsamen Koalitionskandidaten für das Amt mit aufgestellt.

Auf Facebook postet die Partei dagegen eine inszenierte WhatsApp-Konversation, welche die Kritik von Wolfgang Schäuble am SPD-Kanzlerkandidaten noch einmal auf "nette Art" rüberbringen soll. Ein Kommunikationsberater hat diesen Tipp für die Partei:

Im CDU-YouTube-Kanal findet sich zuoberst noch ein Clip aus der vergangenen Woche, in dem die Kanzlerin versichert, dass CDU und CSU "Grundlagen für ein gemeinsames Wahlprogramm legen wollen" - bis Juni, wie die CDU auf ihrer Homepage mitteilt. Die Online-Strategen der Christdemokraten scheinen die Zeit bis dahin noch gut gebrauchen zu können, um sich vom Koalitionspartner SPD deutlicher abzugrenzen.

Viele Likes für die Linkspartei

Bei der Linken stehen die Zeichen schon ein wenig mehr auf Wahlkampf. Einen Entwurf ihres Wahlprogramms gibt es auf der Homepage zum Download, Reden der Parteispitze dazu sind auf Platz eins des YouTube-Parteikanals positioniert.

Mit dem eigenen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl, dem Armutsforscher Christoph Butterwegge, haben sich die Linken klar von der Großen Koalition abgegrenzt und im Netz entsprechend präsentiert. Auf Facebook hat die Partei im Vergleich zu Union, SPD und Grünen übrigens mit mehr als 170.000 Likes die meisten Fans.

AfD weiterhin im "Anti-Wahlkampf"

An der Spitze in Sachen Facebook-Fans steht allerdings die Alternative für Deutschland (AfD). Auch auf YouTube hat die AfD die meisten Abonnenten. Offline wie online führt sie seit geraumer Zeit einen Wahlkampf gegen alle anderen. Und das auch gerne mal mit Unterstellungen und falschen Fakten.

So steht auf der Facebook-Seite der AfD weiterhin, das Bundeskriminalamt (BKA) habe bestätigt, dass Flüchtlinge krimineller seien als Deutsche. Das hat das BKA umgehend richtiggestellt; es entspricht nicht den Fakten. Das hat ein User unter den AfD-Eintrag gepostet - die Partei selbst verliert auf der Plattform kein weiteres Wort über die Richtigstellung.

Grüne setzen auf Haustürwahlkampf

Ähnliche Erfahrungen haben auch die Grünen mit der AfD gemacht. Nach Angaben der Pressestelle hatte eine AfD-Ortsgruppe ein gefälschtes anti-deutsches Statement der Grünen auf Facebook gepostet, in nachgemachter "grüner Optik". Nutzer enttarnten es als Falschmeldung, mittlerweile ist es wieder aus dem Netz verschwunden.

Screenshot Facebook - Die Grünen-Profil
Bild: Facebook

Die Grünen selbst sind in ihrem Wahlkampf-Aktivismus im Netz noch verhalten. Sie gratulieren dem neuen Bundespräsidenten und rücken ansonsten die eigenen Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir in den Fokus. Allein auf das Internet wolle man sich nicht verlassen, so die Pressestelle zur Deutschen Welle.

Der Wahlkampf auf der Straße mit direktem Kontakt zu den Bürgern sei bisher immer sehr erfolgreich gewesen. Das Wahlkampf-Budget sei genau zur Hälfte zwischen Online- und persönlichem Wahlkampf aufgeteilt. Parteimitglieder können auch Workshops für den Straßen- und Haustürwahlkampf buchen sowie für das "Argumentieren mit Rechtpopulist*innen am Stand" - und zwar online.