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Wahlauftakt in Iowa

3. Januar 2008

Alles ist offen, alles ist möglich, Spannung pur: Im Mittleren Westen, im äußerst ländlichen Iowa, läuten die USA am 3. Januar das Wahljahr ein. Die Amerikaner scheinen die Qual der Wahl zu haben.

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Der agrarstaat Iowa, Foto: AP
'Wer in Iowa gewinnt, der hat erst mal Rückenwind'Bild: AP
Niemals zuvor hatten die US-Amerikaner eine solche Palette der Alternativen zur Auswahl: Glaubt man den Umfragen, hat Hillary Clinton, die ehemalige First Lady, echte Chancen, für die Demokraten als erste Frau ins Weiße Haus einzuziehen. Ihr demokratischer Rivale Barack Obama wiederum könnte der erste afroamerikanische Präsident werden. Den republikanischen Bewerbern wie etwa dem New Yorker Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani bläst dagegen der Wind ins Gesicht - Präsident George W. Bush und sein Erbe von Krieg und Krise sind zum schweren Handicap für die Konservativen geworden. Doch noch ist nichts entschieden - und bis zum Wahltag am 4. November drohen jede Menge Überraschungen. Effizienz gegen Wandel Die erste dieser Überraschungen könnten Iowas Wähler am 3. Januar liefern. In dem verschlafenen Agrarstaat im Mittelwesten üben sich Parteimitglieder beider Lager in einem traditionellen Ritual von Basisdemokratie: Sie treffen sich in Wirtschaften, Privathäusern und Scheunen, um ihren Kandidaten zu bestimmen - mitunter wird noch durch Handheben entschieden. Repräsentativ für den Rest des Landes ist das zwar nicht, dennoch gilt: "Wer in Iowa gewinnt, hat erst einmal Rückenwind."
Die demokratischen Kandidaten Hillary Rodham Clinton (l.) und Barack Obama, Foto: AP
Hillary Rodham Clinton und Barack ObamaBild: AP
Noch vor ein paar Wochen sahen die Auguren Senatorin Clinton stramm auf Siegeskurs, jetzt schmilzt ihr Vorsprung jedoch dahin. In Iowa bahnt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Clinton, Obama und Senator John Edwards an. Hillary Clinton ist das Lächeln vergangen. Für den "Kampf der Giganten" haben findige Journalisten schon ein Stichwort parat: "Effizienz gegen Wandel": Die 60-jährige Clinton wird als eiskalter Politprofi einer vergangenen Ära dargestellt, der 46-jährige Obama als visionärer Neuerer, dem leider noch etwas Erfahrung fehlt. Letztlich trauen die Demokraten den Wahlsieg am 4. November aber Clinton zu. Konservativ - konservativer - Huckabee Schwieriger ist die Sache bei den Republikanern. Der Partei mangelt es an "intellektuellem Feuer", urteilt das Magazine "Time", die Kandidaten hätten alle ihre Schwächen. Giuliani, der Mann, der nach den Anschlägen vom 11. September in New York als Bürgermeister zum Helden wurde, macht mit fragwürdigen Geschäften und windigen Freunden Schlagzeilen. Außerdem ist der mehrfach Geschiedene, der Frauen das Recht auf Abtreibung zugesteht, vielen Konservativen ein Dorn im Auge.
Der republikanische Kandidat Mike Huckabee, Foto: AP
Mike HuckabeeBild: AP
Als kometenhaften Senkrechtstarter feiert die Partei derzeit den Ex-Gouverneur von Arkansas und Baptistenprediger Mike Huckabee, der noch vor ein paar Jahren Aids-Kranke in Quarantäne stecken wollte. Huckabee gilt in Iowa mittlerweile als Favorit unter den Republikanern - bei der Präsidentschaftswahl am 4. November wohl aber kaum. Teuerster Urnengang der Geschichte Anders als in Europa spielt bei den US-Wahlen das Thema Religion auch diesmal wieder eine wichtige Rolle. Huckabee präsentiert sich als "christlicher Führer", sein Rivale Mitt Romney, ein Mormone, muss sich ob seines Glaubens rechtfertigen - und auch Clinton zeigt sich gerne mit dem Gesangbuch in der Hand beim sonntäglichen Kirchgang. Erstaunlich: Das Thema Irakkrieg wird immer mehr zum Randthema, viel drückender sind den Amerikanern Fragen wie Krankenversicherung, Wirtschaftskrise und Immigration. Eines ist sicher: Die Wahl dürfte zum teuersten Urnengang der Geschichte werden. Das Magazin "Forbes" schätzt die Gesamtausgaben bis zum Urnengang auf drei Milliarden Dollar (über zwei Milliarden Euro). Am dicksten ist das Finanzpolster bei Clinton und Obama. Auch das drängt die Frage auf: Wird der nächste Präsident eine Frau oder ein Afroamerikaner? (wga)