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"Waffenhandel ermöglicht die IS-Barbarei"

8. Dezember 2015

Amnesty International spricht von einem "Lehrbeispiel, wie man Gräueltaten in großem Stil befördert": Ursache der Ausbreitung des IS seien auch jahrzehntelange rücksichtslose Rüstungsgeschäfte mit dem Irak.

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Kämpfer des "Islamischen Staats" im syrischen al-Rakka (foto: AP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/Raqqa Media Center

Erbeutet von der irakischen Armee, illegal auf dem internationalen und regionalen Rüstungsmarkt beschafft, oder auch von Deserteuren und Überläufern erhalten: Der sogenannte "Islamische Staat" (IS) verfügt für seine Feldzüge und zur Aufrechterhaltung seiner Schreckenherrschaft über ein umfangreiches, modernes Waffenarsenal. Laut Amnesty International (ai) haben auch großzügige Waffenlieferungen aus aller Welt an den Irak die Ausbreitung der Dschihadistenmiliz erst möglich gemacht.

Auch Gewehre aus Deutschland

Die von den Islamisten eingesetzten "zahlreichen und verschiedenartigen Waffen" seien "ein Lehrbeispiel dafür, wie rücksichtsloser Waffenhandel Gräueltaten im großen Stil befördert", erklärten die ai-Menschenrechtsaktivisten in ihrem jüngsten Bericht. Kämpfer des IS nutzen demnach auch G36-Sturmgewehre aus Deutschland.

Wegen fehlender Regulierung und Überwachung der Bestände im Irak hätten die Extremisten des IS einen "beispiellosen Zugang zu Waffen" gehabt, kritisierte Amnesty, vor allem auf Produkte aus US-Waffenschmieden. Schon bei der Erstürmung der Stadt Mossul im Juni 2014 seien der Terrormiliz viele Waffen in die Hände gefallen. Die hätten dann zur Eroberung weiterer Gebiete des Landes und zu Gräueltaten an Zivilisten gedient. Auch bei der Einnahme von Armee- und Polizeistützpunkten in Falludscha, Tikrit und Ramadi habe die IS viele Rüstungsgüter erbeutet.

Nach Angaben von ai kämpfen die Dschihadisten in Syrien und im Irak mit Waffen aus mindestens 25 verschiedenen Staaten, darunter alle fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats. Sturmgewehre etwa seien aus Belgien, China, Deutschland und den USA im Einsatz.

Noch aus Saddam Husseins Zeiten

Als Konsequenz forderte die Organisation unter anderem schärfere Kontrollen im Irak. Die Waffenbestände der irakischen Armee waren während des iranisch-irakischen Krieges von 1980 bis 1988 immens angewachsen. Auch nach der US-Invasion von 2003 und noch einmal nach dem US-Rückzug von 2011 waren viele Waffen in das Land gelangt. Patrick Wilcken von Amnesty hob hervor, diese Waffen hätten im Irak und in den angrenzenden Ländern das Leben von Millionen Menschen zerstört und seien "eine permanente Bedrohung".

Die ai-Bürgerrechtler riefen zu einem völligen Waffenembargo gegen die syrischen Regierungstruppen und eine Verweigerung beziehungsweise strenge Kontrolle von Waffenlieferungen in den Irak auf. Nach Schätzungen der US-Armee vom September 2003 gab es im Irak damals 650.000 Tonnen Munition in Lagern, die nicht gesichert waren.

SC/wl (afp, dpa)